
Schmetternder Gesang einer Amsel behält die akustische Oberhand an diesem Morgen auf dem Balkon über der Frankenallee. Während der Malerei am Schreibtisch beschäftigten mich das Diktaturenprojekt und die damit verbundene Zusammenarbeit mit Chunqing.

Mir fällt ein, dass Vinzenz Reinecke einen Gedichtband von Armin Müller in einer chinesischen Bibliothek gefunden hat. Den hat der Proletarische Internationalismus dorthin getragen. Kulturaustausch auf höchster Ebene. Die Schriftstellerinnen: mit Kathrin Schmidt lebte ich viele Jahre in einem Haus zusammen in Thüringen, es gibt die langjährige Arbeitsbeziehung zu Christa Wolf, bei Wolfgang Engels Büchnerprojekt arbeitete ich eine Weile zusammen mit Durs Grünbein in Dresden. Im Westen traf ich meine Frau und damit ging die Tür zur Welt-Literatur auf.

Der Kontakt zu Bildenden Künstlern hingegen blieb bescheiden. Oft langweilte mich die Kunstwelt, vor allem im Westen. Und vielleicht ist hier der generelle Unterschied der Kunsterfahrungen verborgen. In der Ostdiktatur ging es um das Leben, es gab in den Gefahren und der Angst vor dem Staat eine enge, lebensnotwendige Zusammenarbeit. In der Westfreiheit nicht.
