
Ich denke an das Sprechen während des Gehens. Der Rhythmus der Sprache gliedert den Weg oder der Weg bestimmt den Tankt des Sprechens. Jeder Schritt, beispielsweise ein vergessener Name. Ein raumgreifender Singsang entwickelt Wortkettenreaktionen, simuliert frühe Sprachzustände. Beim Eisessen sah ich den rumänischen Christian, vor sich hin sprechend, auf der Frankenallee gehen. Wenn die gelaufene Strecke mit einem GPS Gerät und die währenddessen gesprochenen Worte mit einem Diktiergerät aufgezeichnet werden, lässt sich ein gesprochener Raum darstellen.

Das erinnert mich an die Arbeit am Text Bildbeschreibung von Heiner Müller mit Jan Pröhl in den Neunzigerjahren in Heidelberg. Ich entwarf eine Zuschauertribüne in Pyramidenform, die vom Schauspieler umspielt wurde. Er ging ganz festgelegt mit jedem Wort einen Schritt um das Publikum herum: „Lange glaubte er noch den Wald zu durchschreiten in dem betäubend warmen Wind, der von allen Seiten zu wehen schien…“

Gestern schnitt ich eine Höhle in einen Buschwindrosenstrauch am Bahndamm. Das war wie Bildhauerei. Ich stellte einen Stuhl und eine Kiste hinein, von wo aus man sitzend ein ziemlich großes, eingewachsenes Betonwasserbassin beobachten kann, das von allen Vögeln der Umgebung zum Baden und Trinken besucht wird.