Wörterregen

Bei der Vervollständigung der Figurenumrisse auf Rolle 11 stelle ich eine Gleichmäßigkeit fest, eine Routine. Erwartbar tritt der Reigen der Tanzenden auf. Zunächst entstand etwas anderes als ich mir vorgestellt habe, was aber in eine Gleichförmigkeit glitt, die ich nun von innen heraus brechen möchte.

In den Buchmalereien versammeln sich ebenfalls Figurenandeutungen, die aus den Abdrücken auftauchen. Die rechte Zeigefingerkuppe bildet plastische Köpfe über Mantelarchitekturen. Die Spitzen der Farbstifte tasten sich vorsichtig an den Rändern der Vulkansteine und deren Gasblasen entlang. Manchmal entsteht eine Geste: Jemand in Rokokoverzierungen hält sich hoch erhobenen Hauptes einen Handspiegel oder ein Handy vor sein Gesicht. Die zwei alten Häuser daneben zucken nur mit den Schultern. Sie sind Selfie -ungeübt.

Es gibt in der zweiten Malerei des Tages eine Regenwaldformation, die Figuren und Gestein überwuchert. Diese Schichten von Handlinien, Steinstrukturen und grünen Zeichnungsgeflechten werden von Wasser verwischt. Worte dampfen durch die Gesträuche, schlängeln sich an den Ästen hinauf und tropfen zurück auf den Boden. Im Fallen singen sie den Klang ihrer Buchstaben. Aber auch aus Textwolken fällt Wörterregen.