Ausgehöhlter Jungpionier

Manchmal spreche ich mit den Bildern, die ich gerade male, vor allem, wenn was fehlt oder wenn sich überraschende Dinge hinzugesellt haben. Ab und zu erscheinen mir noch die Ornamente der Buchmalereien, die wir am Sonntag im Museum für Angewandte Kunst gesehen haben. Manche Blätter waren so gehängt, dass man auch ihre durchschienenen Rückseiten sehen konnte. In einer dieser Ansichten sah man dunkle Linien, die sich im Laufe der Zeit in die Hautstruktur des Pergaments gefressen haben mit einer quer liegenden, durchleuchteten Pflanzenstilisierung. Bei mir tauchen diese Konstellationen im Zusammenspiel von Umrisslinien und Handabdrücken auf.

Beim Durchstöbern von alten Zeichnungen stieß ich auf eine Mappe mit Arbeiten zu „Der Rock ´n´ Roll höhlt einen Jungpionier aus“. Die Reihe habe ich damals für Keith Richards gemacht, den wir mit allen Rolling Stones 1995 backstage auf dem Hockenheimring trafen. Nach dem zeitlichen Abstand wirken besonders die skizzenartigen Versuche, die Durchdringung des jungen Menschen mit der Bewegung einer Musik zu zeigen auf mich.

Ich zeichnete zwei Figurenmotive übereinander auf Rolle 11, wie ich sie damals schon als Radierungen übereinander gedruckt hatte. Auch das gehört von meiner Seite aus zum Diktaturenthema. Keith Richards hat das, was ich ihm dazu erzählt habe gut verstanden.