Toter Rabe

Eine etwas aufgelöste junge Frau drückte mir gestern Abend, als ich vor dem Atelier zeichnete, einen jungen, toten Raben in die Hand, den sie in ihren beige-rosafarbenen Pullover gehüllt hatte. „Kannst du ihn nehmen, er hat gerade noch gelebt und ich habe ihm Wasser gegeben.“ Ich legte ihn an den Rand des Wasserbassins am Bahndamm, wo ich schon öfter tote Tiere gefunden habe.

Hauptsächlich aber arbeitete ich gestern weiter an der Undertainment-Tanz-Linie auf Rolle 11. Unbeeinflusst von den Verdichtungen der Tanzsequenz zuvor, begann ich die durchgezeichnete Linie zusammenzurollen. Indem ich in die unteren Schichten der Rolle weiße Blätter einlegte, konnte das vorausgehende Liniengeflecht, das ich in den letzten Wochen gezeichnet habe, abgedeckt werden. Schon die pure Linie, ohne Überlagerungen, verhalf den letzten Collagen zu markanten Szenen, die von den Strukturen der Buchmalereien bereichert wurden. Sie fungieren wie Kostüm und Bühnenbild in abstrakter Form.

Diese Arbeitsschritte nehmen mich ganz ein. Nun bin ich gespannt, wie sich die entstandenen Szenen-Linien-Überlagerungen in die neuen Collagen einfügen werden, ob es noch einmal eine Steigerung gibt. Die Zwischenergebnisse der Versuchsreihen wiegen schwer für mich und absorbieren meine Aufmerksamkeit.