
Oft standen wir lange in einem Block zu hundert Soldaten auf dem Appellplatz der Grenzausbildungskaserne in Eisenach. Den hatte ich einmal während des Arbeitsdienstes an einem Sonnabend fälschlicherweise quer geharkt, anstatt in Ost-West-Richtung längs. Also noch mal das Ganze. Über den Köpfen der aufgereihten und ausgerichteten Soldaten verlief eine Fluglinie von Westberlin nach Frankfurt am Main. Als, sehr weit über uns, wieder eine Maschine mit einem schönen Kondensstreifen über den Platz mit uns hinweg glitt, flüsterte mein rechter Nachbar aus einem Stillgestanden: „ Pan Am, wir düsen mit ihnen nach Süden.“ Das war die ursprüngliche Richtung meiner geharkten Linien.

Gestern nahm ich mir alte Tagebücher vor, um nachzuschauen, in welchen Zusammenhängen ich Zeichnungen in den Achtziger- und Neunzigerjahren gemacht hatte. Und natürlich sind die Zeichnungen, die ich zum Büchnerprojekt von Wolfgang Engel am Schauspiel Dresden gemacht hatte oder zu Hebbels Nibelungen, auch von ihm, immer auch Kommentare zu den Verhältnissen, in denen wir arbeiteten. Von der allgegenwärtigen Überwachung und Zensur machte ich mich frei. Ich sprach zu jedem klar.

Mir fällt der Zusammenhang zwischen den Räumen, in denen ich mich äußerte, auf. Die Umdeutung sakraler Themen in den Kirchen, ging einher mit theatralen Vorgängen. Meine Linolschnittreihe zu „Bruder Eichmann“ von Heinar Kipphardt für eine Inszenierung von Horst Schönemann am Schauspiel Dresden, hatte wiederum sakrale Züge.