
Die Arbeitstage in Neckargemünd sind intensiv. Ich konzentriere mich den ganzen Tag, fast ohne Pausen auf die Übertragung meiner Vorstellungen, die ich mir im Atelier gemacht habe, auf meine Altarobjekte, die ich vor fast vierzig Jahren angefertigt habe. Im Lauf ihrer Überarbeitung, habe ich festgestellt, dass sie zumindest handwerklich solide gemacht sind. Die Rhythmen der Kerbschnitte, die von der Dornenkronenstruktur durchsetzt sind, sind stimmig. Sie erinnern mich an die letzten großen Auftragsmalereien in der DDR. Große optimistische Schwünge.

Ich werde sehr freundlich von der Gemeinde aufgenommen, wohne bei lieben Leuten und habe anregende Diskussionen mit den Menschen, die mich bei meiner Arbeit besuchen. Während eines Informationsabends, an dem ich meine Arbeitsweise erläuterte, meinte eine Frau, das eigentliche Kunstwerk sei die Dornenkronensequenz auf den drei Transparentpapierstreifen, die ich nebeneinander im Kirchenraum aufgehängt hatte.

Das Kreuz, an dem ich zunächst bin, wollte ich eigentlich liegend bearbeiten, damit ich mit dem schwimmenden, eingefärbten Lack besser umgehen kann. So könnte die Farbigkeit bewegter werden. Aber das Kreuz steht immer noch, und ich stelle mich langsam auf die Situation ein. Der Vorteil ist, dass ich in den schönen Raum so weit zurückgehen kann, um die Struktur- und Farbverteilung besser zu überblicken und die Wirkung im ganzen Raum besser einschätzen kann.
