Schlechtes Gewissen

Aus einem Pflanztopf draußen, riss ich ein dürres Kraut. Aber seine Wurzeln waren noch voll Wasser und an der Basis trieben winzige grüne Blättchen. Ich erkannte, dass es sich um Rucola handelt. Sofort bekam ich ein schlechtes Gewissen und bettete die Wurzeln in feuchte, warme Erde im Atelier, goss sie noch einmal und entschuldigte mich. Gleich ging ich auch zu den Futterstellen für die wartenden Vogelschwärme in den Gesträuchen, um sie nachzufüllen.

Nachdem gestern der Lärm der Schüler abgeebbt war, zeichnete ich vier Felder der Dornenkronensequenz auf drei vorbereitete Holztafeln. Auf ihnen will ich heute mit der dritten Versuchsreihe beginnen, die strengen Tuschestrukturen mit Farbschichten zusammen zu bringen, die nun aus lockeren Bewegungen der Pinsel und Farbtöne bestehen sollen.

Langsam sehne ich mich wieder nach meiner Arbeit auf den Transparentpapierrollen. Dort finden die spannenderen Vorgänge statt mit Rückgriffen auf altes Material und Projektionen in die Zukunft auf den Zeitstreifen und Schichten des Papiers. Innerhalb dieser Arbeitsvorgänge, komme ich eher zu einem ruhigen Vorwärtsgehen.