Haus Vaterland | Underworld | Handprints

Nachdem ich gestern über den Einfluss der Schüler auf meine Arbeit sprach, baute sich an diesem Morgen ein weiter Spannungsbogen auf. Der beginnt bei der Fotografie des Großvaters, in den Dreißigerjahren im Haus Vaterland, im Ambiente des Restaurants „Grinzing“ und verläuft weiter über die vielen Arbeitsgänge des Väterprojektes, bis hin zu den Objekten, die die Schüler, auf der Grundlage der Väterreliefs, entstehen lassen. Von dort aus geht es weiter bis zu „Drift“ von Karl Hyde und Underground, das an jedem unserer Donnerstage einen neuen Song aus den geografischen Bezügen, die mit der Struktur Handprint zutun haben, ins Netz stellen. Von dort aus gibt es eine Rückkoppelung zu Handprints der Schüler, die sie auf dem Liniennetz der Väterreliefformen mit ihren eigenen Handumrissen einrichten und daraus dann Handobjekte herstellen sollen.

Gestern arbeiteten die Schüler an den Objekten, die sie bereits mit den Frottagen vorbereitet hatten. Dann kamen noch weitere Frottagenentwürfe hinzu:

DER HEISSLUFTBALLON

DAS AGGRESSIVE GESICHT

DIE GROSSE SPHINX

Nun lasse ich die Blätter der Schüler wieder auf der Schnur, die ich im Atelier gespannt habe, hängen und warte ab, was sie mir die Woche über noch erzählen. Ich stelle sie unter Beobachtung.

DER VOGEL

Von den letzten, fehlerhaften Abgüssen der Reliefs, habe ich gestern eines repariert. Dabei handelte es sich um ein Objekt eines Schülers. Er hatte in den Liniengeflechte einen großen Vogel ausgemacht, in per Graphit-Frottage auf Transparentpapier übertragen und seine Bezeichnung mit roten Stempelbuchstaben auf dem Blatt platziert:

DER VOGEL

Dann füllte er die entsprechenden Areale der Form mit Pappmache aus. Leider habe ich, weil das trockene Material kaum von der Form zu entfernen war, das Objekt teilweise zerstört. Weil ich aber den Fehler gefunden habe, der zu den Fehlgüssen führte, konnte ich die Fehlstellen und Risse, mit neuem Pappmache, ergänzen und wieder fest zusammenfügen. Morgen kommen sie, um ihren Objekte zu grundieren und mit einer Bemalung zu beginnen.

In den Abend hinein modellierte ich das komplizierte und kleinteilige 13. Relief fast fertig. Die lang anhaltende Konzentration strengte mich sehr an, was ich gestern Abend und am Morgen noch merkte.

Keine gravierten Schwünge

Erstmals seit Jahren, fehlen innerhalb der ersten Buchmalerei am Morgen, die Gravitationsschwünge der Rohrgeflechte, die ich sonst mit einer afrikanischen Holzhaarnadel in das Papier graviert habe, um sie dann mit Aquarellstift-Schraffuren sichtbar zu machen. Darüber setzte ich in letzter Zeit oft Frottagen von den Reliefformen.

Die Abwesenheit der Gravuren thematisierte ich vorhin in der dritten Malerei, indem ich ein Rohrgeflecht mit einem Aquarellstift zeichnete, um es dann mit Außenbögen zwischen seinen Kreuzungspunkten, die wie Magnetlinien aussehen, zu umschreiben. Durch die Übertragungen in die vorhergehenden zwei Malereien, mittels Druck meines rechten Handballens, verschwand dann das Geflecht und es blieben nur noch die Umschreibungsbögen, wie in den Choreografien von Bill Forsythe. Etwas von diesem Vorgang ist noch, auf der rechten Seite der Collage oben, übrig.

Bevor ich gestern begann zu modellieren, kümmerte ich mich um die Trennmittel auf den Reliefformen und fertigte dann ein paar kleinere Probeabgüsse an, von denen ich heute noch erfahre, ob meine Bemühungen, mit neuem Schellack und Bienenwachs, erfolgreich waren.

Dann modellierte ich am 13. Relief weiter, dessen Fertigstellung schon in Sichtweite rückt. Produktion läuft!

Tanz | Portraits

Im Mousonturm sahen wir einen Tanzabend der brasilianischen Tanzcompany La Rodrigues. Das Stück „Fúria“ bestand aus einem Zug von vorwiegend farbigen Tänzerinnen und Tänzern, die in einem immer wieder aufgesprengten Kreis, an der Rampe vorbeidefilieren. Die getragenen Bewegungen wurden von einem nur leicht variierten Trommelrhythmus mit Schreien und Pfiffen aus dem Off begleitet. Das erinnerte an die Schattenfigurenzüge des südafrikanischen Filmzeichners William Kentridge. Drastische Bilder veranschaulichten Situationen und Zustände der brasilianischen Gesellschaft, innerhalb des Defilés, das abrupt von einem unverständlichen Monolog abgewürgt wurde. Die hoch aufgebaute Dramatik fiel in sich zusammen.

Die Fremdheit dieses Abends hat mich sehr gefordert. So kehrte ich ins Atelier heim, zu den Klängen des Projektes „Drift“ von Underground.

Sehr kultivierte Maltechnik sahen wir gestern in einer Städel – Kabinettausstellung mit Portraits von Lotte Laserstein. Trotz des etwas eingeschränkten Sujets, sah ich verblüffende Stofflichkeit und Gesichter, die tief empfundene Geschichten, in einer intensiven, aber gleichzeitig zurückhaltenden Manier, reich erzählen. Als jüdische und „entartete“ Künstlerin verließ sie Deutschland rechtzeitig und wird nun erst wieder entdeckt.

Es gibt größere Probleme beim Gießen der Reliefs. Irgendetwas muss mit der Rezeptur der Trennmittel passiert sein, denn ich habe große Schwierigkeiten, das Pappmache unversehrt aus den Formen zu nehmen.

Schriftblätter | Collage | Handprint London

Im Raum hängen die Schriftblätter mit Frottagen von gestern. Die Schüler waren da und hatten die Aufgabe, in den Liniengeflechten der Reliefformen, gegenständliche Figuren zu finden, diese auf Deutsch mit den Stempelbuchstaben zu bezeichnen und sie dann mit Pappmache auszuformen. Am nächsten Donnerstag werden sie sie dann bemalen.

Ich hatte am Morgen länger mit der Collage zutun. Der Frottage mit Aquarellstiften, von der ich bei den drei Buchmalereien ausging, ordnete ich den Teil der Linien der Reliefform zu, die ich in das Tagebuch übertragen hatte. Diese Fotografie setzte ich nun teilweise über die Malereifragmente. So kann man erkennen, wie die Formen mit den Malereien zusammenhängen. Außerdem wird sichtbar, welche Einflüsse die Buchmalerei auf die weitere farbliche Bearbeitung der Reliefs haben wird.

Simon meinte am vergangenen Sonnabend in Hamburg, dass ich Karl Hyde treffen sollte. Das würde für mich Sinn ergeben, wenn sich ein Projekt daraus ergeben würde. Ein Handprint London beispielsweise.

Altkönig

Bei meinen früheren Taunuswanderungen bin ich öfter auf das Gipfelplateau des Altkönigs gekommen. Ich glaube, dass dieser Ort eine besondere Anziehungskraft für Esoteriker hat. Dazu tragen gewiss auch die Ringe der keltischen Befestigungen bei, von denen nur noch große, kreisförmige Steinansammlungen vorhanden sind.

Bei meinem gestrigen Gang, den südlichen Hang des Berges von Falkenstein aus hinauf, herrschte mäßiger Frost und leichter Nebel. Die Baumkronengebilde, in Raureif gehüllt, staffelten sich kulissenartig. Schlafplätze von Hirschen befanden sich in geschützten Mulden, abgeschirmt vom Wind. Schneefreie Ovale zeigten sie an.

Für mich staffelt sich der Weg durch seine unterschiedlichen Anforderungen. Bis zu einem Vorgipfel quere ich, steil steigend, verschiedene Forst- und Wanderwege. Dann gehe ich in einem kleinen Bogen östlich, um keine Höhe zu verlieren, nahezu eben bis zum nächsten Anstieg, der zu den Steinwällen führt. Dann geht es nur leicht ansteigen bis ganz hinauf.

In der knappen Zeit, bis zum Dunkelwerden, gelang mir gestern Nachmittag der gesamte Auf- und Abstieg. Aber die Tage werden nun länger.

Trost

Das Wochenende in Hamburg kauert noch in meinem Körper. Das stetige Unterwegssein, die kalten Wartezeiten auf den Bahnhöfen, die nicht enden wollenden Gespräche…

Am Südhang des Altkönigs kann ich auf einer kurzen Strecke etwa 300 Höhenmeter steigen. Das will ich an diesem Nachmittag wieder machen. Beim letzten Mal hatte ich das GPS-Aufzeichnungsgerät mitgenommen. Beim Einfügen des Weges in eine Karte, konnte ich feststellen, wie weit ich noch vom Gipfel entfernt war. Etwa 100 Höhenmeter. Die möchte ich heute auch noch gehen. Eigentlich müsste ich mindestens zweimal in der Woche den Berg hinaufsteigen. Aber mich hindert das Gefühl, dass ich dafür keine Zeit hätte. Es gibt immer Dinge die erledigt werden müssten und gleichzeitig wichtiger erscheinen.

Gleich bin ich zu einer Ausstellungseröffnung zum Landmarkenprojekt eingeladen. Gestern waren wir ausführlicher Einkaufen. Am Nachmittag wäre eigentlich noch ein Interviewtermin gewesen, der aber abgesagt worden ist.

Aber ich habe noch viel, bis in den Abend hinein, modelliert. Das ist ein Trost.

„Maria“ in Hamburg | „Handprint“ in London und Manhattan

Wir sahen die Deutschen Erstaufführung von Simon Stephens „Maria“ in der Übersetzung von Barbara und der Regie von Sebastian Nübling, am Thaliatheater in Hamburg. Ein zweistündiger, kurzweiliger und emotionaler Theaterabend. Die Schauspieler konnten hervorragend mit dem Text umgehen, und man spürte nicht, dass es sich um eine Übertragung aus dem Englischen handelt.

Am Rande, während der Premierenfeier erzählte mir Simon von seiner Arbeit mit dem „Handprint“ in London mit Karl Hyde und Underground und Edie Falco in Manhattan. Ich freue mich und bin auch erstaunt, dass Simons Besuch in meinem Atelier vor vielen Jahren, bei ihm so lange nachwirkt, wie er mir vorgestern selber gesagt hat.

Wir trafen in Hamburg auch alte Freunde, die uns in ihre Wohnungen eingeladen hatten. Wir Methanblasen steigen dann alte, eingefrorene Erinnerungen aus den Schichten der Lebenszeit auf.

In dieser Woche gibt es einige Verabredungen, die mich etwas von der Modellierarbeit an Relief Nummer 13 abhalten werden. Das ist aber nicht so schlimm, weil ich ganz gut in meinem Arbeitsplan bin.

Aufbewahrungsurnen

Ein lichtreicher und langsamer Vormittag. Im Raum werden die Blätter durchleuchtet, die meine Schüler gestern angefertigt haben. Es handelt sich um Transparentpapier mit Graphitfrottagen und gestempelten Blockbuchstaben, die Gegenstände bezeichnen, die in den frottierten Liniennetzen gefunden wurden:

Bügeleisen

Planet

Landkarte

Straße

Augen

usw.

Währen des Modellierens der Väterreliefs gelingt es mir, mich in die Zeit zu versenken, die zwischen den 2 Portraits liegt, die ich übereinander geschoben, zersplittert und wieder zusammengesetzt habe. Gleichzeitig werden die Bilder, die mir aus diesem alten Berlin zugespielt werden, mit meiner Kindheit verwoben, die in zeitlicher Nähe begann.

Die Flächen der Splitter, die ich einzeln modelliere, sind Grundrisse von Hinterhöfen, von größeren Plätzen, von Straßen und Gewässern. Extrudiere ich die Räume zwischen diesen Flächen, wenn sie gestapelt sind, entstehen Volumina, die wie die Aufbewahrungsurnen der Worte sind, der Fotografien und Klänge dieser Zeit.

Tierpfade | GPS | Relief Nummer 13

Gestern stieg ich wieder in den Südhang des Altkönigs im Taunus. Diesmal orientierte ich mich daran, in welcher Beziehung meine weglose Route, zum Plateau am Gipfel steht. Oft folge ich Tierpfaden, die Hindernisse rechtzeitig umgehen. Auf einer Anhöhe fand ich die Grundmauern eines kleinen Gebäudes. Sie schien mit Steinen neu ergänzt zu sein. Unweit davon ein gestapeltes Steinmal, das diesen kleinen Vorgipfel markiert.

Mit GPS – Aufnahmen kann ich nun meine Route am Rechner deutlicher nachvollziehen. Aber gleichzeitig entsteht langsam im Kopf eine Landkarte, die zuverlässiger ist.

Unterhalb des Fundamentgrundrisses befindet sich ein, mit Trockenmauern befestigter Forstweg, der nicht mehr benutzt wird. Die Mauern schmiegen sich schwingend an das Gelände und tragen den, teilweise zugewachsenen, Pfad. Das ist ein Ort, mit dem ich mich weiter beschäftigen könnte. Öfter schon sah ich solche sorgsam angelegten Wege, von denen eine besondere Ausstrahlung ausgeht. Sie führen eine Arbeit vor Augen, die langsam und sorgfältig mit den Händen getan wurde, schwer war und deren Ergebnis dem Verfall lange widersteht.

Eingerahmt wurde die Wanderung von den üblichen Arbeiten. Buchmalereien, Tagebuch, Blog und Modellieren am Relief Nummer 13 der Väterarbeit.

Dehnung

Wenn ich an meinem Rechner ein Musikstück anhalte, habe ich immer noch das Gefühl, dass das Tonband im Kassettenrecorder in Mitleidenschaft gezogen wird. Dieser Stopp zieht Dehnung nach sich – 1960, Bill Evans Trio – schwingende Klangarchitektur.

Gestern begann die Modellierarbeit am 13. Relief des Väterprojektes. Spätestens in einem Monat möchte ich die Form gegossen haben. Der Motor beginnt zu surren…

Die Ideen für die extrudierten architektonischen Strukturen, kann ich leider noch nicht umsetzen. Es sei denn, sie könnten innerhalb der Väterarbeit eine unterstützende Rolle spielen, so wie es die Buchmalereien und die daraus entstehenden Collagen tun.

Nachher ziehe ich mir wieder meine hohen, festen Bergstiefel an, um den Südhang des Altkönigs zu erklimmen. Die Schuhe sind eigentlich für richtige Bergtouren gemacht, aber sie geben mir auch in diesem steilen Gelände sicheren Halt.

Nationale Pumpbewegungen

Wieder gingen mir Varianten extrudierter Skulpturen durch den Kopf (dabei stelle ich mir das „Durchdenkopfgehen“ gerade bildlich-skulptural vor, wie das Hohlformen entstehen!). Sie beziehen sich auf Grundrisse, die sie durch einen Strang, der seinen Querschnitt wie ein Morphing verändert, miteinander verbinden. Wenn Ich mir dabei Stadtpläne vorstelle, würde ich die Flächen um 90° drehen, die Grundrisse also auf ihre Schmalseiten stellen, damit die Extrusion etwas mit einem Zeitstrahl zutun haben kann.

Zunächst schaute ich mir am Morgen die Grundrisse des neuen Stadtschlosses und des Palastes der Republik in Berlin genauer an. Dabei stellte ich erstaunt fest, dass der Palast von der Grundfläche her genauso groß war, wie das Schloss jetzt. Der Quader ist nur in der Längsseite, von Nord – Süd, nun auf Ost – West ausgerichtet.

Die neuen Innenhöfe würden im skulptural extrudierten Übergang, vom Grundriss des Palastes zum dem des neuen Schlosses, spitze Pyramiden bilden. Gießt man deren Hohlform aus, so ergeben sich beziehungsreiche Abbilder der nationalarchitektonischen Pumpbewegungen allenthalben.

Herr Chipperfield fällt mir da ein, der kürzlich hier auf Teves West war, um das Boxcamp zum Ort eines Klavierkonzertes zu machen. Rettung kann also nur aus einem internationalen Blickwinkel kommen, meine ich damit.

Extruder

In meinem Kopf verbindet eine extrudierte Skulptur den Grundriss des Palastes der Republik mit dem des zunächst gesprengten und dann wieder aufgebauten Stadtschlosses in Berlin. Der Strang beschreibt also die ab- und anschwellenden Pumpversuche, die vakuumisierten nationalen Identitätorte, wieder zu beleben. Wenn dann das Stadtschloss erneut abgerissen wird, um den Palast der Republik originalgetreu wieder aufzubauen, wie es in einer Vision von Judith Schalansky heißt, setzt sich das Ein- und Ausatmen fort, wie die serielle Anordnung der extrudierten Skulptur.

Robert Borgmann hat Becketts „Warten auf Godot“ im Schauspiel Frankfurt inszeniert. Mir war in der Premiere deutlich, wie der Regisseur von einer Kunstinstallation ausgeht. Sie wird von den Darstellern mit Text und Aktionen gefüllt und vervollständigt. Dieses Vorgehen erscheint schlüssig und das Ergebnis inspiriert mich. Das mag an meinem Alter liegen, denn in der Nachtkritik muss ich lesen, dass die „Generation 30 – sowieso“, anderes erwartete. Aus der Kritik geht aber nicht hervor, was.

In der Kunsthalle Schirn sahen wir die Ausstellung „König der Tiere“. Kolonialistische Dekorationsmalerei auf hohem handwerklichem Niveau. Der Löwe, stolz und heroisch abgebildet, ganz im Sinne der nationalen Herrenmenschenkultur. Ich weiß nicht, was das Zeug in der Kunsthalle zu suchen hat! Das Publikum erscheint in Raubtiermustern, Fransen und Wildleder, bildet leider keinen Kontrast zu den Werken.

Grundstrukturen

Der zeitliche und räumliche Zwischenraum, der von den Aufnahmezeitpunkten und Aufnahmeorten der zwei Fotografien bestimmt wird, betrifft den 2. Weltkrieg in der Stadt Berlin. Die geografischen Beziehungen entspannen sich zunächst zwischen den Gleisen des Berliner Rings und dem Haus Vaterland am Potsdamer Platz. Die Zeit zwischen den früher Dreißigerjahren und den frühen Fünfzigerjahren, umschreiben den Zeitraum.

Neben dem Zeichentisch liegt, auf einem Extratischchen, die zwölfte Reliefform, die ich, mit einigem ungewollten Aufwand, von dem ersten Guss befreien musste, was wiederum einige Nacharbeiten an der Form zur Folge hatte.

Auf einem anderen Tisch sammle ich Dinge, die mit der Stadt Berlin und mit mir in Beziehung stehen. Es gibt den „Handprint Berlin“ meines Schülers Duc aus Vietnam, das Spielzeitheft des Berliner Ensembles, „Berlin Alexanderplatz“ von Döblin, die Bowiebiografie „Ein Leben“ von Dylan Jones und die Zeitung des c/o Berlin zu den aktuellen Fotoausstellungen.

Die Form Nummer 12, die Stadtkarte und der Zeitraum in dem Berlin zerstört wurde, fügt sich dahin zusammen, dass bei der Zerstörung einer Stadt, ihr Grundriss dennoch erhalten bleibt. Die Zersplitterung des Doppelportraits der Väter, hat wiederum die Rasterabbildung nicht zerstören können. Die Grundstrukturen wurden erhalten.

Wald

Am Nachmittag fuhr ich gestern nach Falkenstein, nah an die Südflanke des Altkönigs heran und stellte das Auto auf einem schlammigen Wanderparkplatz ab. Vor mir lag ein steiler Hang, der sich, durch die Serpentinen der Forsttrassen und Wanderwege strukturiert und durch das fehlende Laub an den alten Buchen, gut überschaubar vor mir erhob.

Vor etwa 4 Jahren hatte ich meine Waldwanderungen am Kleinen Feldberg unterbrochen und suchte nun nach einer Anschlussmöglichkeit, einem Stück Wald, das mir wieder erlauben würde, dort einen Weg nur für mich einzurichten.

Und als ich, zunächst auf einem Pfad, dann aber von ihm abweichend, direkt steil, querwaldein, hinauf stieg, spürte ich immer stärker, was ich in den letzten Jahren vermisst hatte. Ich weiß nicht, wie weit ich den Hang unter dem Gipfel erklommen hatte, genoss aber die kalte Luft voll Feuchtigkeit, das weiche Laub unter dem Schnee und die hageren Gestalten der laublosen Bäume. Weiter oben zeigte sich ein weiter Blick nach Süden, gegen die helle Stadt.

In meinem warmen Körper setzte ich Schritt um Schritt meinen Weg, wieder hinab, fort und folgte dann dem Pfad zum Parkplatz und wusste, dass für mich erneut ein Zeitabschnitt begonnen hat, in dem der Wald eine wichtige Rolle spielen wird.

Riss

Es ist einige Geduld vonnöten, abzuwarten bis die letzten Abgüsse der Reliefs so trocken sind, dass man sie schadlos von den Formen ablösen kann.

Meine Väterarbeit, zu der die Abgüsse gehören, stützt sich formal auf zwei Fotografien. Eine davon entstand im Haus Vaterland, während der Zeit der Weimarer Republik oder kurz danach im Übergang.

Die Diktaturen, die dann folgten, prägten das Leben meiner Eltern. Demokratisch Prozesse waren kein Bestandteil meiner Bildung und Erziehung. Somit war mir der Vorgang der Verwandlung einer Demokratie in eine Diktatur, wie in den Dreißigerjahren, nicht wirklich begreifbar. Ich lernte die mühsame Realität der politischen Wirkkräfte der Gegenwart, erst in einer Bürgerinitiative, von innen her kennen.

Viele Dokumentationen und historische Aufarbeitungen, beziehen sich derzeit auf die Zeit, in der das Foto meines Großvaters entstanden ist. Die Wege meiner Beschäftigung mit dem Väterdoppelportrait gehen von meinen Erfahrungen mit Diktatur und Demokratie aus. Die Freiheit der Buchmalereien, die das Projekt vorwärts treiben, wäre ohne dieses Erleben nicht möglich. Mein Blickwinkel kommt aus dem „Riss der Passage“.

Ablenkung

Gestern begann ich die Zeichnung der letzten Projektionsfolie vorzubereiten, die für die Reliefs 13 – 16 benötigt wird. Und heute wäre der Tag, an dem ich beginnen könnte, sie anzufertigen.

In einem sorgfältigen Prozess begann ich die Pappmacheherstellung zu optimieren. Das heißt, die Mischung sollte eine Konsistenz aufweisen, die die Form möglichst genau ausfüllen und somit das Modell exakt nachbilden kann. Dann goss ich die Form Nummer 12 aus. Die Trocknung wird nun noch mindestens 24 Stunden dauern. Dann weiß ich ob alles so funktioniert, wie ich es mir vorstellte.

Es wird spürbar, dass die plastische Arbeit am Väterprojekt mittelfristig zu einem Ende kommen muss.

Andere Arbeiten beginnen sich mehr in den Vordergrund zu schieben. Ein Vorhaben, wie der „Handprint Berlin“, wird wichtiger und die Arbeit an Rolle 6 nimmt zu. Ich blättere zehn Jahre im Tagebuch zurück und habe vor, meine Taunuswanderungen wieder aufzunehmen. All das erscheint mir, wie eine Ablenkung von der Hauptarbeit.

Altkönig

Am Mittwoch will ich meine Taunuswanderungen wieder aufnehmen. Der Altkönig, meint Peter Handke, sei der schönste Berg der Welt. Und weil ich ihn quasi vor der Tür habe, soll er das Ziel meiner Waldgänge in der nächsten Zeit werden. Mir geht es um die Erholung meiner Sinne und um etwas Training. Ich knüpfe damit an die Wanderungen am Kleinen Feldberg an, die ich vor etwa 4 Jahren abgebrochen habe.

Eine Ausstellung mit Werken von Victor Vasarely, sahen wir gestern in der Schirn. Während ich mich für die Betrachtung seines Spätwerkes etwas zusammenreißen musste, um nicht davon zu laufen, gefielen mir seine frühen Arbeiten außerordentlich gut. Das Spätwerk gewann durch die vielen Besucher, deren Kleidungsmuster einen Kontrast schufen oder eine Spannung herstellten, die die Werke selbst nicht aufwiesen.

Im Cafe des Liebieghauses mussten wir auf den Schreck noch einen Riesling trinken.

3 Sätze

Die Buchmalereien sind heute unter dem Eindruck des 2. Konzertes für Violoncello und Orchester von Schostakowitsch entstanden. Das Stück wurde 1966 uraufgeführt.

Der Klang der Farben entsteht beim Anschauen der Malerei so, wie ein Instrument angeschlagen wird. Ich sehe die Farben während der Arbeit schon bevor ich sie einsetze. Es entsteht die Melodie, die durch den Linienrhythmus strukturiert wird. Dann wird das ganze Orchester in Bewegung versetzt.

Drei Sätze entstehen, deren Themen untereinander getauscht und variiert werden. Das ist der Zusammenhang zwischen den Buchmalereien und der Musik.

Die Collage bedient sich dann noch einmal. Aus den Zitaten der Malereifragmente setzt sich nun ein mehrschichtigeres Bild zusammen, das stets über dem Text eingefügt ist.

Auf Rolle 6 probierte ich gestern, was ich mit einer größeren „Graphit-Väter-Formenfrottage“, Tusche und Schellack anfangen kann. Ich bin nicht fertig geworden und werde morgen, womöglich durchzeichnend beim Aufrollen des Transparentpapiers, weitermachen.

Väterformen | Frottagen | Buchmalereien

Die 12. Form der großen Väterreliefs versiegelte ich gestern und kann sie nun abgießen. Schon schau ich auf die Linien der Scherben und Splitter der letzten 4 Reliefs, die unter einer Scheibe meines Zeichentischs liegen. Sie werde ich noch in diesem Monat zu modellieren beginnen.

Für die entscheidenden Schritte zur Bemalung der größeren Tafeln, die die Scherben und Splitter beherbergen, habe ich noch keine rechte Konzentration. Dafür muss ich das Atelier auch etwas umorganisieren.

Auf Rolle 6 fertigte ich gestern zwei Frottagen an, deren Linien von einer der „Väterformen“ stammen. Da hinein zeichnete ich mit schwarzer Tusche eine Linie, die der Kartierung einer Stadtwanderung ähnelt. Dann fügte ich Schellack hinzu, der die Tuschelinien etwas anlöste. Beim Zusammenrollen bildete sich die Wanderung dann ein zweites Mal ab.

Die wichtigste Arbeit, an der ich auch die meiste Freude habe, sind nach wie vor die Buchmalereien. Sie bilden Vorgänge ab, von deren Existenz ich zuvor nichts wusste.

3 Skulpturen

Aus Draht und drei abgeformten Pappmache-Scherben baute ich gestern drei kleine Skulpturen. Den etwa 1 mm starken Draht fand ich zusammengerollt und überfahren auf der Straße. Die Schlingen muss ich strecken um gewundene Tentakel zurechtzubiegen, auf denen die Scherben schweben können, sich drehen, wie Blätter zum Licht.

Ich sah mir noch einmal die Skulpturen von Jean Dubuffet an, die aus aneinander gefügten Flächen bestehen, die sich zu Figurengruppen zusammenschließen.

Im Völkerkundemuseum von Wien sah ich vor zehn Jahren Götterfiguren aus dem Himalaja. Sie wirkten umso wilder, als sie herabgestiegen waren in die Kulturwelt dieser Stadt. Nun werden wir uns diese Skulpturen gemeinsam mit den frühbuddhistischen Malereien an Ort und Stelle anschauen. Die Klöster liegen an den Flüssen Spiti und Indus in einer Höhe von etwa 4000 m.

Unter dem polierten Sternenhimmel

Ich schaue mir die Buchmalereien an, die ich vor genau 10 Jahren gemacht habe. Damals arbeitete ich zwei Monate an einem „Handprint Wien“, eine Stadtwanderung. Die Malereien damals bestanden aus ernsten Farben und schwarzer Tusche. Die Figuren begannen sich vor abstrakten Landschaften aufzulösen. Vage Hintergrundlinien deuteten manchmal geschlossene Räume an, in denen sich finstere Dramen abspielten. Mich berührt das heute, und es ist mit der jetzigen Produktion nicht zu vergleichen.

Unter einem polierten Sternenhimmel fuhren wir gestern auf den Autobahnen wieder nach Hause. Jetzt hat das Licht, das über die Dächer ins Atelier kommt, all diese Tiefe genommen. Wolken schieben stumpfe Trübnis vor sich her.

Mein Arbeitstag heute ist einfach. Ich scanne die Malereien, die ich in den letzten 6 Tagen gemacht habe und stelle eine Collage her, die die Brücke in dieses Jahr bildet. Dann räume ich das Atelier etwas auf – ein Einkauf steht an.

Am Nachmittag sichte ich das letzte Material des Väterprojektes und beginne die Vorstellungen umzusetzen, die mir in den Tagen in der Stille auf dem Land erschienen.

Lala – lala – lala

Die Landschaften durch die ich mit meinem Bruder ging, die ich durchfuhr, als ich die Autobahn zu meinen Eltern verließ, gehen mir nach. Es ist, als sprächen die Hügel zu mir, als sei in der Aue, an der Nesse eine Nachricht verborgen.

Für seinen Vater interessiert sich mein Vater „an und für sich“ gar nicht, denn „er hat seiner Mutter zwei Kinder angedreht und hat sich dann aus dem Staub gemacht“.

Auf dem Weg an der Nesse waren meine Eltern seit Jahren nicht, obwohl er keine 250 Meter von ihrem Haus entfernt ist.

Die Halbmonde in meinen Buchmalereien weisen mir den Weg, wenn ich die Augen schließe. Hier, auf Teves ist es still. Nur die Stadtbahnen rattern im Rhythmus der Waggons über die Gleise.

Lala – lala – lala

Bis in den Himmel

Die gerahmten Scherben sind alle verschenkt.

Lange Fahrten zur Verwandtschaft, zu den Väter-Theatervorstellungen, wo immer sie auch stattfanden. Sich ähnelnde Facetten der Verhaltensweisen bilden sich in den unterschiedlichen Generationen ab. Die Statisterie bemüht sich darum, dass der Weihnachtsmotor nicht stottert. Aber die Aufmerksamkeit der alten Männer lässt nach.

Eine neue Autobahnabfahrt zu meinen Eltern führt durch zwei winzige Orte mit schönen, kleinen und alten Kirchen. Rasenflächen vor den Bauernhäusern und große Felder, durch die sich eine kaum befahrene, schmale Straße schlängelt. Unten im Tal dann der Fluss Nesse, der von einer schönen Aue gerahmt ist. Alte Weiden, verstreute Bauerngehöfte, als sei die Zeit stehen geblieben.

Ich bin gerne wieder im Atelier, das noch ein wenig kühl ist, weil ich die Heizung herunter gedreht hatte. Dafür wirbeln die Buchmalereien dem Ende des Jahres entgegen und wärmen mein Gemüt.

Die zwei Scherben, die ich zu einem Zelt zusammenstellte, beschäftigten mich bis in das Hinüberdämmern in den Schlaf. Da wuchsen skulpturale Türme aus vielen bemalten Scherben in den Himmel.

FERTIG!

Ich sah, jetzt fünf Minuten nach Vier direkt in die untergehende Sonne.

Während der Buchmalerei kam ich in eine sehr rhythmische Art und Weise des Vorgehens. Die Geschwindigkeit, mit der ich die kreisenden Linien gravierte, Farben setzte und Abdrücke mit dem Handballen weiter transportierte, nahm zu. Schlag auf Schlag treibend und dampfend, entstanden schnell die drei Malereien. Ich muss dann den richtigen Zeitpunkt zum Abstoppen finden. Ich sage dann laut:

FERTIG!

Für das Architekturmuseum schloss ich einen Sachbericht zum Projekt „Landmarken“ ab. Gleichzeitig dachte ich über die nächste Ausstellung dort nach, die sich mit den Objekten beschäftigen soll, die ich Väterhäuser nenne. Vorstellbar sind Reliefabgüsse, die nach dem Trocknen gefaltet werden und Volumina umhüllen. Mit den Schülern habe ich nun noch genügend Zeit, Experimente zu unternehmen, die das ins Werk setzen sollen, denn das Projekt „You&Eye“ wird noch um ein halbes Jahr verlängert.

Beim Bemalen von abgegossenen Objekten komme ich ganz langsam weiter zu der Dichte, die dazu führen soll, dass jede kleine Scherbe die Energie des ganzen Projektes transportieren kann.

Besuche

Vor Weihnachten ist noch ein wenig Büroarbeit zu erledigen.

Draußen vor dem Atelier rauscht der Regen. Ich google die Pegelstände.

Die Schüler waren gestern da und fertigten wieder viele schöne Arbeiten mit Frottagen und gestempelter Schrift auf Transparentpapier an. Ich fasse wieder eine Ausstellung im Architekturmuseum ins Auge.

Irgendwann möchte ich diese ganze Arbeit so konzentrieren, dass dreidimensionale Objekte entstehen, die etwas mit Väterhäusen zutun haben. Manchmal hatte ich einfachen Basaltschotter vor Augen, der an zwei gegenüberliegenden Seiten mit Scherbenreliefs belegt ist. Elegant wäre es, würde man diese Skulpturen ganz aus Pappmache hinbekommen.

Mit den Jungs thematisierte ich die GPS-Stadtwanderungen, die nun wieder in meinen Focus rücken. Duc zeichnete einen Handprint Berlin. Nun ist also ein Anfang gemacht.

Gestern hat mich Franz besucht. Er lobt meine Arbeit, was mit gut tut. Das geht so weit, dass er die gerahmten Scherbenobjekte seiner Galeristin zeigen möchte. Das ist nobel von ihm.

Geröllfeld

Die mündliche Überlieferungstradition von Geschichte ging in der Verschriftlichung ihrer Texte auf. Das Geschriebene erfuhr, durch Übersetzungen und gleichzeitiger Anpassungen an den Zeitgeist, Veränderungen. Die Starrheit von schriftlichen Zeugnissen, deren Übersetzungsverbot aus der oralen Tradition zu stammen scheint, erfährt ihre Verflüssigung durch die Auslegungen verschiedener Zeiten und Schulen in schriftlicher Form. Darin sind die Lösungsansätze und Denkweisen verzeichnet, die die Zustände der jeweiligen Gesellschaften charakterisieren.

Gestern nahm ich mit die Transparentpapierrolle Nummer 4 vor, und übertrug die Kartierung einer Wanderung über ein Geröllfeld von 2010 auf Rolle 6. Im Moment des Durchzeichnens, entstand die Situation, in der Wanderung stattfand in mir. Das Liniengeflecht sitzt nun zwischen zwei „Synaptischen Kartierungen“, in denen ich Linien der aktuellen Buchmalereien übernahm, um sie dann zu verwischen und erneut zu akzentuieren. Das Zusammenspiel von Gravitationsschwüngen, Mosaiklabyrinthen des Väterprojektes und der Kartierung einer Wanderung, versetzt alle drei Motive in eine sie verändernde Konstellation. Diese Interaktionen auf den Transparentpapierrollen verbinden sich bei mir mit den Schichtungen der Überlieferungen von Geschichte. Die Wanderungskartierung bestätigt die Richtigkeit ihrer Existenz im Zusammenwirken mit den neuen Figuren.

Doppelportraitsplitter

Trockenmauern um ein Geröllfeld

Schwünge der Rohrgeflechte

Zwischen Stapeln

Die Irrfahrten mit den Farbstiften, durch die Labyrinthe der Mosaiken, schaffen Figuren, die zwar neu lesbar sind, aber immer wieder das Doppelportrait der Väter zusammensetzen, wie gehabt. Der entwickelte Stoff kann sich nie ganz von diesem Gesamtbild absetzen. Um so weniger, als ich all das allein entwickle, zwischen meinen Stapeln im Atelier.

Gerade habe ich das aktuelle Heft von „Theater heute“ durchgeblättert. Meine Skepsis, der Bühne gegenüber, wächst.

Aber, ganz eingelassen in die Bilderproduktion, kann ich an sie glauben, an den Versuchsaufbau, mit dessen Hilfe ein Wald wächst.

Wenn Unschärfen vor einer Festlegung, die im Moment störend erscheint, bewahren, handelt es sich beim Aufweichen und Verwischen um einen Rettungsakt. Formal wird, mit der Beseitigung einer allzu klaren Linie, Banalität verdrängt.

Nichts ist klar!

Auch das Zwielicht im Atelier schafft zunächst keinen weiteren Durchblick. Aber der Motor läuft weiter.

So, wie es ist

Sonne kommt durch die Pflanzen, die als grüner Filter bis oben, vor den Atelierfenstern, in Regalen stehen.

Der Tag ist zersiedelt. Komme nicht zu konzentrierter Arbeit.

Gestern rahmte ich 6 Scherbenobjekte, suchte ihren Ort in der linearen Zeichnung des zersplitterten und wieder zusammengesetzten Doppelportraits, um die Nummerierungen hinzufügen zu können. Diese Ordnung ist auch für den Fortgang der Arbeit hilfreich.

Die Wildheit der Buchmalereien und der Collage von heute ist störend. Aber ich lasse das so, wie es ist.

Seit einiger Zeit denke ich über einen neuen Weg im Taunus nach, den ich mir einrichten und gestalten kann. In erster Linie aber will ich Hänge hinaufsteigen und mehr in der Natur sein.

Es ging doch!

Die neu gebaute Altstadt passt gut zum gerade stattfindenden Weihnachtsmarkt, zum süßen Glühwein und dem Gebäck.

Eine vergebene Chance.

Im Bockenheimer Depot sahen wir „Mut und Gnade“, die gelungene Dramatisierung eines ziemlich schrecklichen Romans von Ken Wilbert. Luk Perceval gelang es mit 4 Schauspielerinnen und 4 Schauspielern, das Sterben einer Frau an Brustkrebs auf einer Bühne zu zeigen, die aus einem knöcheltiefen großflächigen Wasserbassin bestand. Die zweieinhalbstündige Wasserschlacht voller Wut, Verzweiflung und Hoffnung, dem nahen Tod doch noch, für eine längere Zeit, zu entkommen, ermöglichte es den Zuschauern, diesen schmerzvoll dargestellten Prozess zu begleiten. Weil ich mir recht sicher war, dass ein solcher Stoff in dieser Weise nicht auf die Bühne gebracht werden kann, war ich positiv überrascht.

Es ging doch!

Gestern fiel Schnee. Wir besuchten die Urne unserer Freundin Heike, die nun seit 9 Jahren tot ist, vom Krebs damals schnell besiegt. Ihre Urne steht in dem schönen Mausoleum, das der Bildhauer Haussmann entworfen hat, auf einem kleinen Gesims in Augenhöhe und in der kalten Tiefe der Unterkellerung. Die Mosaiken spenden ein wenig Trost mit ihren goldenen Flammen auf blauem Grund.

Still und aufgeräumt

Von den verschiedenfarbigen Wegen, innerhalb der Netzgeflechte der Väterreliefs, erzählte ich gestern den Schülern. Mit diesem Prinzip wollen wir am kommenden Donnerstag an die Objekte herangehen. Es war ein ruhiges Arbeiten gestern. Sie blieben länger als vorgesehen, suchten in den Geflechten nach Gegenständen, wodurch sich eigene Handschriften durch die individuellen Blickwinkel ergaben.

Manche versinken dabei…

Mitunter bewegen sich verschiedene Stränge der Arbeit aufeinander zu. Ich spüre es, bevor sie sich verknüpfen, weil die unterschiedlich hergestellten Seile auf dem Tisch liegen. Ich erwarte jetzt Verbindungen von Reliefobjekten und Buchmalereien. Es kündigt sich schon einige Zeit an.

Es ist still. Der sanfte Chet Baker, in meinem Ohr, bläst seine melancholischen Melodien. Ich mag auch seinen unspektakulären Gesang.

Ansonsten ist es still im Atelier und aufgeräumt.

Verschiedenfarbige Gänge

Nach einem Gespräch über das Väterprojekt, gestern hier im Atelier, erinnerte ich mich daran, dass ich im Mai 2015, davon ausging, dass das Bild der Fitznerbrüder mit meinem Großvater, in Wien / Grinzing aufgenommen worden ist. Deswegen legte ich eine Schicht der Waderungelinien des „Handprint Wien“ über das Rasterportrait von Oscar Fitzner und die Durchblicke auf die Gravitationsschwünge, die die Geflechte der Teppichausklopfer, mit denen ich gezüchtigt wurde, nachzeichnen. Ich stellte mir vor, wie die Brüder, vor ihren Plattenwagen gespannt, auf dem das Modell des Breslauer Domes stand, durch das Wien der Dreißigerjahre liefen. Ein Irrtum, dem ich aber eine Wendung dahin, dass ich das Väterprojekt mit dem „Handprint Berlin“ anreichern oder erweitern kann, mit zu verdanken habe

Es wird nun auch deutlich, dass die verschiedenfarbigen Linien, mit denen ich die Geflechte der Reliefs nachzeichne, einzelnen Wanderungen durch das Gewirr der Straßen einer inneren Stadt ähneln, dem Vorgang der „Synaptischen Kartierungen“ ähnlich.

Gestern färbte ich einige schwarzweiße Scherbenobjekte, auf einen Impuls der gestrigen Buchmalereien hin, noch mal rot ein. Mündet das jetzt in die Verschiedenfarbigkeit der vertieften Linien zwischen den Splittern, so ist der Sprung von den Buchmalereien in die Bemalung der Reliefs vollzogen. Die Flächen dazwischen, werden sich von den Farbmischungen der Linien ernähren können.

Textschichten | Farbschichten

Ab und an höre ich Konzerte von Underworld und lese in den täglichen Aufzeichnungen von Karl Hyde. Zu Hause liegt eine Interviewaufzeichnung mit dem Titel „Fatherland“ von Simon und Alexander brachte mir am Morgen einen Kriminalroman mit dem Titel „Die Akte Vaterland“ von Volker Kutscher, der im Haus Vaterland spielt. Und zu Hause genieße ich die Erzählungen im Band „Verzeichnis einiger Verluste“ von Judith Schalansky. Alle Texte haben mit meinen Zugriffen auf die Väterproblematik zutun.

Am Morgen ist es mir nicht gelungen, ein plötzlich auftretendes Rot zurückzudrängen. Keine Chance, wenn das Pigment das Papier durchdrungen hat. Und schon blicke ich auf die Collage, die gleich folgen wird –

– und wie sie nun oben schon erschienen ist!

Weitere Relief-Scherben-Splitter-Konglomerate färbte ich gestern schwarz-weiß ein. Zwischen den aufeinander folgenden Farbaufträgen, lediglich ein paar Schellackflächen. Aber die Versuche, die Dominanz des Rots der heutigen Buchmalereien zu lindern, führten zu einer Farbqualität, die ich mir, in Schichten, für die Reliefs vorstellen könnte.

Asche in Augenhöhe

Mit Franz und Niklas sprach ich gestern über Abwesenheit, Fragmente und den Geist, der die Fehlstellen füllen will.

Die Ausstellung „Das letzte Bild“ im c/o Berlin führte die Vorgänge vor Augen, wie Verluste Konturen erwerben. Umso intensiver, je schmerzlicher das Verschwinden erlebt wird.

Unsere Freundin Heike trug auf ihrem letzten großen Fest ein, von ihr angefertigtes Schildchen, wie wir alle. Darauf war zu lesen: „Heike, nein ich werde nicht Fünfzig“. Ihre Fähigkeit, verknappte Aussagen zu schaffen, versandete in der Werbung. Dieses Schildchen aber ist ein Umriss, der die Lücke, die durch ihren Tod bald danach entstand, zumindest bezeichnet, wenn nicht füllt. An ihrer Urne, der Asche in einem Urnenhaus, in Augenhöhe, füllen wir die Fehlstelle für uns immer ein wenig auf.

Gestern bemalte ich zwölf zusammenhängend abgeformte Scherben eines der Reliefs. Es treten nur das warme Grau der Pappe, weiße Wandfarbe und Schwarze Tusche auf. Die tiefer liegenden Linien: Weiß, die zusammenhängenden Splitter der Scherben: Schwarz und der Rest: Grau. Dieses Einfärben, in dieser Weise, braucht viel Zeit, die den abwesenden Vätern gewidmet ist.

Theaterblut

In die Buchmalereien von heute übernahm ich, per Frottage, Umrisslabyrinthe der der zusammengesetzten Splitter, von der 12. Form des Väterreliefs. Dann unternahm ich verschiedenfarbige Wanderungen, aus denen neu umschriebene Areale erwachsen. Sie verbinden sich in meinem Kopf mit Durchblicken zu den Werken der Ausstellung im co / Berlin, die wir am Sonnabend sahen.

Ich komme nicht umhin, die Blätter zum Holocaust aus der Ausstellung „Das letzte Bild“, die dort von Gerhard Richter zu sehen sind, mit dem Bühnengeschehen in „Macbeth“ im Berliner Ensemble zu vergleichen, das wir an einem der Abende zuvor gesehen hatten. Auch „Different Trains“ von Steve Reich ziehe ich zum Vergleich heran. Und dann verwandelt sich der fade Geruch des Theaterblutes in den, nach recycelter, feuchter Pappe – leider.

Zum „Handprint Berlin“ hatte ich den Gedanken, den „Handprint Frankfurt“ in Gestalt und Größe, parallel auf die Berliner Stadtkarte zu verschieben. So ergäben sich Überlagerungen von Stadtstrukturen, die punktuell zu neuen Perspektiven auf beide Städte führen könnten. Möglicherweise aber, ist der Handumriss, den ich in Frankfurt gelaufen bin, zu klein für mein Vorhaben die Orte in Berlin zu verbinden, die meine Beziehung zu dieser Stadt prägten.

Handprint Berlin

Nach 3 Tagen in Berlin, habe ich einen ruhigen Ateliernachmittag. Die Pflanzen gießen, die 12 Malereien scannen, neue Texte über die Berliner Ausstellungen lesen.

Auf der Suche nach einem Beginn, einem Startpunkt für die Wanderung „Handprint Berlin“, habe ich die Baustelle des Humboldt – Forums, also des neuen Berliner Stadtschlosses umrundet. Eine triste Angelegenheit. Das Bild einer Gefängnisinsel drängt sich mir auf. Eigentlich wollte ich mich etwas mehr auf den „Handprint Berlin“ einstellen, was das Regenwetter eher zu einer eher theoretischen Angelegenheit verkümmern ließ.

Im co / Berlin sahen wir die Fotoausstellung „Das letzte Bild“. Texte von Aleida und Jan Assmann, Polaroids von Heiner Müllers Sterben, und die Massenvernichtung der Juden in Schwarzweißquadraten von Gerhard Richter bleiben mir zunächst gegenwärtig. Diese vielen Darstellungsweisen des Todes waren mir irgendwann zu viel. Es gelang mir nicht mehr, einen professionellen Abstand zu halten und auf dem Teppich zu bleiben.

Ich höre jetzt einen Musikvorschlag von Karl Hyde:

Kim Myhr, „Sleep Nothing, Eat Nothing“

In den Buchmalereien

Vom Licht an Morgen blieb etwas in den Buchmalereien zurück. Manchmal finden die Linienwege innerhalb ihrer Frottagen erst später, in der Collage (oben), ihre Bestimmung. Es kommt vor, dass ich zum Ende der Buchmalereien schon an diese Weiterverarbeitung denke, Arbeitsschritte vorwegnehme.

Die Form des Reliefs Nummer 12 löste sich gestern wie von alleine vom Modell. An ihr ist wenig nachzuarbeiten, ein gelungener Formguss, der nun vor der weiteren Bearbeitung, richtig durchtrocknen muss.

Im Kulturdezernat fand gestern wieder ein Projekttreffen zu „You&Eye“ statt. Diese Veranstaltungen werden interessanter, weil sich mancher etwas mehr, zugunsten interessanterer Beiträge, zurückhält. Und die Teilnehmer lernen tatsächlich voneinander.

Heute werde ich etwas Aufräumen im Atelier und vielleicht die kleineren Malereien an den Scherbenobjekten fortführen. Gerade rettete ich eine Tomatenpflanze, nach der Kälte der letzten Nacht aus dem Garten. Sie hat nun einen Platz direkt hinter der Scheibe in der Morgensonne.

Die 12. Form

Gestern goss ich die 12. Form des 16-teiligen Väterreliefs.

Die anderen Formen liegen teilweise auf den Ateliertischen bereit, um Frottagen der Splitterlinien herzustellen, aus denen sich die Scherben zusammensetzen. Je nachdem, welche der drei Buchmalereien zur der Collage, die über dem Text ihren Platz hat, hinzugezogen wird, verschiebt sich der Charakter des Bildes. In letzter Zeit unterscheiden sich die drei Formate stärker als sonst. Ich suche drei Mal nach andersartigen Formen, die aus den unterschiedlichen Übertragungen von Format zu Format und deren Weiterverarbeitung entstehen. Die Farben bleiben dabei ähnlich, gewichten sich nur unterschiedlich.

Zum Jahresende hin sind wir viel unterwegs. Deswegen beschränkt sich die Arbeit auf das Ordnen der Dinge, die das ganze Jahr über entstanden sind. Etwas Rekapitulation ist, neben der stetigen Produktion, notwendig.

Nun fasse ich ins Auge, die Modellierarbeit bis zum Sommer zu beenden. Dann beginnt der ernsthafte Teil der Malerei.

Räume der Gleichzeitigkeit

Vinzenz fliegt heute nach Mumbai. Endlich – möchte ich fast sagen.

Formenguss heute, ansonsten keine konkreten Pläne.

Das gefällt mir.

Ich habe Lust auf die Malerei, die ich für die Reliefflächen ausprobieren will. Und ich freue mich auf die Ruhe, die dafür nötig ist.

Gestern fiel eine Theatervorstellung aus, die wir im Bockenheimer Depot besuchen wollten. Stattdessen tranken wir ein Glas Wein in einer kleinen Bar.

Die Suchbewegungen auf den Buchmalereien schaffen neue Zeichen – Labyrinthe, von denen ich manche in den Collagen stapele. Mich inspirieren die Räume der Gleichzeitigkeit die dabei entstehen.

Splitterlandkarte

Jetzt sind es Zeichen, die ich innerhalb der Suche in den Buchmalereien finde. Es ist die Schrift der Navigation auf der Splitterlandkarte der synaptischen Verbindungsmöglichkeiten.

Ein anhaltender Regen ergießt sich auf die Betonflächen und von dort aus in die Anwässerkanäle. Wärme kommt mit einem Südwestwind und lässt die Wiese wachsen. Für mehr Gras kötteln die Kaninchen immer an dieselbe Stelle. Ich verteile diese Samen.

Das 12. Väterrelief ist nun fertig modelliert. Morgen kann ich es schon abgießen. Dann werde ich für den Rest des Jahres pausieren, um mich um die Bemalung der Reliefs, die Weiterentwicklung der Transparentpapierrolle und weitere skulpturale Verarbeitungsmöglichkeiten der Scherben zu kümmern.

Im Liebieghaus sahen wir eine Ausstellung zum Medea-Mythos. Kolchis lag im heutigen Georgien. Klassisch griechische Kunstwerke, die die Geschichte erzählen und weiter entwickeln sind zusammengestellt mit Kultgegenständen, Schmuck und Bildern aus der Herkunftsregion der namensgebenden Figur. Ich erinnere mich an die Inszenierung von „Medea Stimmen“ in Leipzig (?), in der Regie von Wolfgang Engel. Ich habe damals in den Proben sehr viele Zeichnungen gemacht.

DIE TÜR DER KOPF DER WAL

Die Schüler haben gestern sehr spannungsvolle und schöne Transparentpapierblätter entwickelt. In Frottagen, von Teilen der Reliefformen des Väterprojektes, entdeckten sie Gegenstände. Deren deutsche Bezeichnungen druckten sie mit Stempelbuchstaben in die Formate:

DIE TÜR

DER KOPF

DER WAL

usw.

Supervisionstreffen des Projektes „You & Eye“ gestern im Anna – Freud – Institut. Das hat mir zwar den Tag zerschossen, war aber interessant. Es trafen sehr verschiedene Charaktere aufeinander, die sich, wie in einem Kaleidoskop, gegenseitig spiegelten.

Seit 2000 führt Karl Hyde seine täglichen Tagebuchaufzeichnungen, genau wie ich. Sein gestriges Foto zeigt ein eisernes Verlies, einen Schacht neben dem Gehweg vielleicht. Am metallisch grauen Grund liegen zwei rote Gummiringe, ein weißes Papiertaschentuch und ein orangefarbener Plastikflaschenverschluss. Dazu ein kurzer Text mit der Überschrift „Rembrandt“, in dem ein blau gekleideter Mensch, während der Besichtigung alter Kunstwerke, eine Rolle spielt.

Innerhalb der Buchmalereien gehe ich verschiedenfarbige Wege durch die Labyrinthe meiner Reliefgeflechte. Erinnerung an die Handprintwanderungen.

Raum für Linien

Täglich ein Foto, täglich ein Gedicht dazu – das ist das Tagebuch von Karl Hyde. Die Texte beziehen sich auf die Bilder. Die Bildsprache seiner Fotos entspringt einer Stadtbeobachtung aus der Nähe. Sie ziehen mich in ihren Bann. Wenn wir demnächst Simon in Hamburg treffen, will ich mehr von seiner Zusammenarbeit mit ihm wissen.

Gestern sah ich einen Mann, der 13000 Kilometer durch New York läuft, Block für Block, ohne Bilder zu fotografieren oder Aufzeichnungen zu machen.

Bis wir in der kommenden Woche nach Berlin fahren, müsste ich das 12. Relief abgeformt haben, sonst leidet das Modell in der Zeit meiner Abwesenheit, in der es nicht angefeuchtet und gepflegt wird.

Die Verschachtelungen der täglichen Collagen werden mir manchmal zu viel. Dann bin ich froh über eine Verwischung, die wieder Raum für Linien schafft.

Traumträume oder Geschichtsgeschichten

Judith Schalanskys Sprache schillert. In dem Text, in dem es um den Verlust des Palastes der Republik geht, entsteht ein sperrig-ostdeutscher Duktus. In den anderen Erzählungen fällt ein naturwissenschaftlicher Ton mit dem der genauen Beobachtung vergänglicher Schemen zusammen. Die Auftritte von Überraschungen, Traumträumen oder Geschichtsgeschichten nähern sich mir angenehm. Manchmal kann ein Satz über eine halbe Seite mäandern.

Meinen gestrigen Nachmittag mit dem 12. Väterprojekt – Relief begleiteten die, live auf der Bühne stattfindenden, Alben von Underworld.

Mich inspiriert „Fatherland“, das Simon mit Karl Hyde von Underworld und meinen Handprintstrukturen entwickelt hat, dazu, den „Handprint Berlin“ als Teil des Väterprojektes nun doch ernstlich ins Visier zu nehmen.

Aber manchmal überkommt mich auch der Wunsch, abgeschlossene Werke zu schaffen, die ohne Überschneidungen, Schichtungen und Übergänge klar abgegrenzt sind. Die Bearbeitung der Einzelscherben des Väterprojektes geht etwas in diese Richtung.

Vater | Land

Die Buchmalereien der letzten Tage sind sehr verschieden. Heute hatte ich Anlaufschwierigkeiten mit ihnen. Das ist selten und ist aber ein gutes Zeichen für das Vorankommen.

Im Netz sah ich mir Kartierungen von Karl Hyde an. Er sammelte im Osten von London per Video Fundstücke, zumeist karge Landschaften an abgelegenen Ufern, schlammig unter grauen Himmeln. Unterlegt sind die kurzen Zweiminutensequenzen mit zurückhaltendem Sound und Texten, die von Interviews stammen oder von Hyde selber. Simon hat mit ihm gearbeitet. Hyde spielt in der Band „Underworld“ und zusammen mit Brian Eno. Das bewegt sich alles zwischen bildender Kunst, Dichtung und Musik.

Das „Verzeichnis einiger Verluste“ von Judith Schalansky lese ich im Bezug auf meine Arbeiten zum Väterprojekt, eingedenk der Präsenz des stetig abwesenden Großvaters.

Schalanskys Sprache ist reduziert, mit ostigen Anklängen. Ihre stilistische Verwandtschaft zu den Videos von Hyde und sein Projekt „Fatherland“ legen sich als Schichten auf meine Väterarbeit.

Haus Vaterland

Palast der Republik

Eastend – Fatherland

Handprints | Relief Nummer 12

Mit den gestern erwähnten Punkten, rückt nun ein „Handprint Berlin“ wieder in den Focus meiner Arbeit. Diese Orte würden den Ausgangspunkt dieses Projektes bilden und die Ausrichtung des Handumrisses beeinflussen.

Gestern erfuhr ich, dass auch in einer anderen, sehr wichtigen, der europäischen Hauptstädte, Handprints als Voraussetzung für die Entwicklung einer künstlerischen Arbeit aus verschiedenen Medien, genutzt werden. Das geschieht in direktem Bezug auf meine Arbeit in Frankfurt, Wien und in vielen indischen Städten. Mich macht es froh, diese Werke in dieser Weise wirken zu sehen.

Ich habe nun begonnen, das 12. Relief der Väterarbeit zu modellieren und werde heute damit fortfahren können. Mit den Schülern trieb ich die Scherbenproduktion voran. Dieses Projekt kommt nun in eine Phase, wo ich beginnen muss, organisierter vorzugehen. Alle Scherben beispielsweise, die abgegossen werden, sollten auf der Rückseite ihre Nummer bekommen, damit sie im Zweifel wieder zusammengesetzt werden können. So werden die Schüler eher überblicken, in welcher Weise sie zu dem großen Vorhaben beitragen. Indem ich ihnen zeige, wie das Konzept funktioniert, ordne ich auch meine eigene Arbeit.

Außerdem habe ich mir vorgenommen, mit ihnen nun nur noch deutsch zu reden, denn sie sind mit ihren Sprachfortschritten unzufrieden.

Neue Figur

Als ich mir gestern alte Transparentpapierrollen ansah, fand ich, dass eine Stahlkonstruktion des Palastes der Republik, die Ähnlichkeit mit einem hohen Tor hatte, Eingang gefunden hat in das große Relief „Frankfurter Kraftfeld“ aus dem Jahr 2010. Dieses Tor war sichtbar beim Aufbau 1975 und beim Rückbau 2007.

Das Einfügen in das Wanderungsspurenprojekt „Trixel Planet / Frankfurter Kraftfeld“, geschah rein intuitiv. Dennoch nahm es die Konzeption des neuen Stadtschlosses vorweg, denn die Baustruktur verflocht sich im Relief mit den kulturellen Zeichen der erforschten Welt, die der Raum, aus dem die Zuwanderung in unsere Stadt geschieht, bildet.

Die Verbindung Zwischen den Amüsierbetrieben „Haus Vaterland“ und „Palast der Republik“, spielte bislang im Väterprojekt noch keine Rolle. Als ich als Soldat und Hilfskoch im „Ahornblatt“, auf der Fischerinsel, für die Bauarbeiterversorgung arbeitete, besuchte mich dort mein Vater mit seiner Mutter Gertrud. Sie trug Oscar Fitzner, den verschollenen Vater meines Vaters, der sich im Saal „Grinzing“ des „Hauses Vaterland“, mit seinem Bruder fotografieren ließ, immer noch im Herzen.

Diese Berliner Punkte der Begegnungen in verschiedenen Zeiten, bilden eine neue Figur auf der Stadtkarte, der sich nachzugehen lohnt.

Wortsprünge

Ganz schön ist die Erfindung der „Wortsprünge“. Das kann eine neue Dimension aufmachen:

Ganz – Wortsprünge

Wortsprünge – schön

Schön – Das

Das – ist

Ist – kann

kann – die

die – eine

eine – Erfindung

Erfindung – neue

neue – der

der – Dimension

Dimension – Wortsprünge

Wortsprünge – aufmachen:

Wortsprünge schön Das ist kann die eine Erfindung neue der Dimension Wortsprünge aufmachen.

Am Nachmittag bearbeitete ich gestern Scherben, probierte Bemalungen. Außerdem arbeitete ich weiter an Rolle 6. Linien aus den Buchmalereien versetzte ich mit neuen Verwischungen.

Buchstaben einer neuen Schrift

Die Methode, Worte an verschiedenen Stellen eines Textes mit Bögen nach vorne und nach hinten in unterschiedlichen Abständen zu verbinden, beschäftigte mich gestern noch, auch angeregt von einem Absatz über Alphabet und Sprache in „Blutsbande“ von Christina von Braun. Indem ich die Texte in dieser Weise in Scherben schlage, gewinnen sie beim Wiederzusammensetzen an Deutlichkeit, verstärken vielleicht ihren Sinn.

Dass Schriftsprache, ohne die stetige mündliche Weitergabearbeit, Geschichten aufheben konnte, vergöttlichte sie. Die Tora kommt nicht von Gott, sondern ist ER.

Textscherben können aber auch vereinzelt und weit von ihrem Zusammenhang entfernt, in einer fruchtbaren Umgebung, neue Knospen treiben, so wie Fragment-Abdrücke, innerhalb der drei täglichen Buchmalereien, zu neuen Figuren werden, oder zu den Buchstaben einer neuen Schrift.

Es gibt wieder einen journalistisch arbeitenden Menschen, der meine Arbeit mit Bild und Text begleiten und dokumentieren möchte. Wir sprachen gestern miteinander und werden nun sehen, wie das gehen kann. Grundsätzlich bin ich nicht dagegen und freue mich auch über das Interesse.

Ansatz Bogenlinien

Noch mal ein ruhiger Morgen. Durch das einwöchige Alleinsein hatte ich die Gelegenheit, mich besonders konzentriert um meine Arbeit zu kümmern. Innerhalb der Buchmalereien hat sich das, wie ich glaube, auch bemerkbar gemacht.

Die farbige Gestaltung der Scherben ist nicht in dem Stadium, in dem ich dann ernsthaft mit der Malerei beginnen will. Solange ich noch am Modellieren bin, glaube ich auch nicht an substanzielle Fortschritte. Ganz langsam versuche ich die Buchmalereien mit den Reliefs zu verbinden. Indem ich farbige Frottagen aus Teilen der Formen herstelle, und in die Buchmalereien einfüge, gehe ich den Weg der Umkehrung. Die Strukturen der Reliefs bestimmen die Kompositionen oder sind deren Ausgangspunkt. Wenn ich die malerischen Erfahrungen aus den Büchern nutzen will, muss ich dann die Richtung wieder wechseln, so dass die Farben auf das behandelte Pappmache wandern werden. Auch für eine Textstruktur können Arbeitsweisen aus dieser Bilderproduktion von Wert sein. Nehme ich beispielsweise die Bogenlinien, die verschiedene Punkte verbinden. Dieser Ansatz sähe als Text dann so aus:

Textstruktur – Bogenlinien

Arbeitsweisen – Punkte

Wert – Ansatz

Text – Punkte

Ansatz – Bogenlinien

Wert – Bilderproduktion

Lichtfilter Pflanzen

Die kleinen Morgenmalereien treffen auf ein Licht, das aus dem wolkenlosen Himmel durch meine Pflanzenregale flutet.

Meine Schüler haben mir geholfen, die schweren Pflanztöpfe auf die Roste zu stellen. Eine Plackerei!

Außerdem entstehen viele Reihen von Scherben des Väterprojektes, die sie brav bemalen, wie ich es ihnen sage. Sie werden ergänzt von Frottagen auf Transparentpapier.

Gute Stimmung bei meinen Buchmalereien. Es geht rund, sie fliegen auseinander, sind mal kräftig, durch die Frottagen von den Reliefformen, dann sind sie zart und zerfallen fast. Mich versetzt das regelmäßig in eine gute Stimmung, und die Vorfreude darauf beginnt schon beim Frühstück.

Der Ausschnitt oben in der Collage besteht insbesondere aus der Frottage der Splitterformen. Die zwei Malereien, die dann folgen sind viel durchlässiger, bestehen aus vagen Zeichen einer Schrift und zarten Farbflächen, ineinander gewaschen.

Geduld

Öfter gelingt es mir nicht, die kleinen Reliefobjekte vor dem Dekorativen zu schützen. Das gelingt am ehesten, wenn ich mich bei der Bemalung auf meine Erfahrungen stütze, die ich seit zwanzig Jahren mit den Buchmalereien gemacht habe. Zwar ist die Materialität eine ganz andere, aber die Erzeugung von Spannung folgt ja eher einem Gefühl. Um das aufkommen zu lassen, bedarf es aber einer Materialsicherheit, die bei den Reliefs noch nicht vorhanden ist.

Geduld.

In den vergangenen Tagen hatte ich kaum Gespräche und Begegnungen. Das wird sich heute gründlich ändern, wenn meine Schüler kommen. Ich möchte sie überreden, mir beim Transport der Pflanzen in die Regale im Atelier, die ich schon aufgestellt habe, behilflich zu sein. Dann wird es wieder um Pappmache, Transparentpapier, Tusche und Schelllack gehen.

Haus Vaterland | Splitterfrottagen | Schrift

1928 wurde in Berlin am Potsdamer Platz das „Haus Vaterland“ eröffnet. Auf mehreren Etagen wurde großflächig Erlebnisgastronomie geboten. Unter anderem gab es den Saal „Grinzing“, der österreichische Küche mit dem dazugehörigen Wein anbot. Auf den Tischen standen, so kann ich es in Abbildungen im Netz sehen, seltsame Weinspender, Glasgefäße die in schwere Metallständer eingehängt waren. Genau ein solcher steht auf dem Tisch, an dem sich mein Großvater Oscar Fizner mit seinem Bruder fotografieren ließ. Eine Schriftbanderole mit den Worten „Grinzing ist Grinzing“, wurde, diagonal über die linke obere Ecke des Abzuges, hineinkopiert.

Alexander erzählte mir gestern von einem Kriminalroman, der in diesem Komplex spielt.

Haus Vaterland,

Palast der Republik,

Splitterfrottagen,

Buchstaben,

Monotheismus.

Oben habe ich ein Objekt eingefügt, das ich gestern in drei Exemplaren verschieden bemalte. Die Splitterfrottagen innerhalb der Buchmalereien führen, fragmentiert, zu Schriftzeichen für die neuen Areale des alten Monotheismus.

Ziemlich lange habe ich auf einer der Transparentpapierrollen mit dem entkleideten Stahlgerüst des Palastes der Republik gearbeitet.

Gespiegelte Räume

Aus den Schnittflächen des Pappelstammes, den ich für die Skulptur des Müttermantels vorgesehen habe, wachsen eigenartige, große Pilze, die Champignons ähnlich sehen. Sie erscheinen, aus den Trocknungsspalten hervortretend, wie die letzte Energie eines sterbenden Körpers. Sie sind die Vorboten des Mütterprojektes und ich sollte sie als solche mit bedacht behandeln.

Die inneren Panoramen, die sich jetzt bei mir öffnen, bestehen zunächst aus formalen Ergebnissen der Buchmalereien. Die Frottagen, die sich durch die Handballendrucktechnik fragmentieren und gleichzeitig vervielfältigen, erschaffen dadurch neue Denkareale. Man kann sie zeichenhaft nennen oder abstrakt-konstruktiv.

Frottagen,

lineare Konstruktionen,

Handballendstrukturen,

Trocknungsrisse,

Pilze.

Die Stille umarmt mich. Das Nachdenken kommt in klare Bahnen. Schichten können sich stapeln, Löcher darin schaffen Rückblicke und Räume, deren Spiegelungen in die bevorstehende Zeit zeigen.

Lichttiere | Collagen | Relief Nummer 11

Kein Theater, kein Konzert, keine Ausstellung am Wochenende. Im Wald sahen wir die gelben Blätter in Schwärmen segeln, wie Lichttiere, wenn die Sonne darauf schien.

Die Collagen aus den Buchmalereien verdichten sich, werden auch grober. Ich sollte wieder Versatzstücke der anderen Arbeitsergebnisse von Rolle 6 oder aus den Reliefs dort einfügen, um die Zusammenhänge zwischen den unterschiedlichen Materialien und Techniken zu zeigen.

Am Wochenende arbeitete ich an der 11. Form weiter und werde sie nun im Verlauf der Woche zum Abgießen, also zur Herstellung der Pappmacheabgüsse herrichten.

Auch die Schüler können sie dann benutzen, um ihre eigenen Bilder in den vorgegebenen Liniengeflechten unterzubringen.

Der Umzug meiner Pflanztöpfe ins Atelier, wie in jedem Herbst, steht wieder an. So lange es noch keinen Nachtfrost gibt, werde ich sie draußen lassen, weil sie da mehr Licht bekommen. Vielleicht helfen mir meine Schüler beim Hereinschleppen.

Malerei | Theater | Überlagerungen

Die Ebenen der Buchmalereien zurzeit:

Die Gravitationsschwünge, mit einer afrikanischen Holzhaarnadel in das Papier des Tagebuches graviert,

Farbschraffuren, die sie sichtbarer machen,

Frottagen von den Reliefformen mit Aquarellstiften,

darinnen Splitter der Scherben des Väterdoppelportraits,

darüber die Handlinien der nassen Vervielfältigungsabdrücke,

die Form des gekrümmten kleinen Fingers der rechten Hand,

Zeichen die aus dem Zusammenspiel der Linien entstehen,

Wasser-Pigment-Verläufe und deren Farbigkeiten,

Spiralschraffuren.

An Oak Tree“, ein Theaterabend von Tim Crouch, in einer Übersetzung von Bernd Samland am Schauspiel Frankfurt. Es tritt der Schauspieler Sebastian Reiß auf, der als einziger das Stück geprobt hat. Dazu kommt ein Ensemblemitglied, das das Stück nicht kennt, also bei jeder Aufführung ein anderes. In diesem Fall der Premiere war es Heidi Ecks. Sie spielte nach den Anweisungen des Kollegen, der einen Hypnotiseur gab. Das Stück zeigt viele Ebenen, die sich überlagern:

Hypnose,

Fiktion,

die unwissende Schauspielerin und ihre Figur,

ihre reale Emotion in der Konfrontation mit dem Text,

dem dramatischen Geschehen,

dem Unfalltod ihrer Tochter,

real ausgelöst durch den Hypnotiseur…

STORY WATER

Im Frankfurt LAB sahen wir einen Tanzabend mit der Emanuel Gat Dance Company und dem Ensemble Modern. Das Stück hieß „Story Water“ und bestand aus 3 Teilen. In unterschiedlicher Weise begegneten sich da Komposition, Improvisation und Raum. Es bestand ein Ungleichgewicht zwischen dem Tanz und der Musik. Die Bewegungen der Tänzer hatten manchmal etwas Nachlässiges, wie nicht zu Ende geführt, während die Musik mehr Kraft und Präzision ausstrahlte. Der Tanz sandte schwächere Signale, und das nur am Ende des dreiteiligen Stückes, mit einem Folklorepart, in Richtung Musikensemble. Aber für mich war es insgesamt ein schöner Abend, der viel Mitgefühl bei mir auslöste.

Für unseren gestrigen Ateliernachmittag habe ich nun einen DJ unter den Jungs ausgemacht. Er fragte alle anderen nach ihren Musikwünschen, suchte sie im Netz und erstellte eine Liste mit den Interpreten und den Titeln. Die Liste könnten wir, beim nächsten Nachmittag am kommenden Donnerstag, wieder abspielen, erweitern und damit weiterexperimentieren.

Es sind 30 Objekte hergestellt worden. Teilweise blieb die Bemalung abstrakt und fast immer schwarzweiß. Das „Headhunting“ fand aber auch häufig statt. Dabei werden innerhalb der Liniengeflechte Gesichter oder Köpfe ausgemacht und hervorgehoben.

Alexander besuchte mich mit einer 5. Klasse, die mir Löcher in den Bauch fragte, das machte viel Spaß. Vielleicht entwickelt sich etwas daraus.

Schnelligkeit | Arbeitsprogramm

Für die Buchmalereien am Morgen hatte ich weniger Ruhe, als sonst. Das wird sichtbar. Sie leben normalerweise von einer konzentrierten Schnelligkeit, wodurch eine Selbstverständlichkeit und Frische entstehen kann. Das gelingt manchmal mehr, als heute.

Das Arbeitsprogramm für die Schüler ist heute klar. Manche ihrer Frottagen, in denen sie meist Gegenstände finden, zumeist Köpfe („Headhunter“), sind Vorlagen für die kleinen Reliefs, die sie dann mit Pappmache ausformen. Weil die Frottagen von den Formen stammen, die ich für das Väterprojekt goss, können sie die Stellen suchen, auf die sie das Transparentpapier gelegt hatten, und diese dann ausformen. Danach werden die getrockneten Teile mit Schelllack gefestigt und, nach erneutem Trocknen, bemalt.

Gerne würde ich wieder mehr mit Musik arbeiten, mit musikalischen Strukturen, Wiederholungen und Variationen. Im Frankfurt LAB findet heute ein Ballettabend statt, der sich, laut Vorschau, mit der Vertiefung dieses Themas beschäftigt. Ich bin gespannt…

Immerhin

Die Trennung der 11. von 16 Formen des großen Doppelportraits der Väter, passierte doch noch am gestrigen Vormittag. Der Guss ist gelungen, denn es gibt keine Fehlstellen, keine Blasen und keine hängen gebliebenen Formteile oder andere Unfälle. Innerhalb der glatten, nicht modellierten, gespachtelten Grundplattenflächen, gibt es an manchen Stellen etwas Unruhe. Die rührt daher, da die Konsistenz des Gipses nicht ganz homogen ist, und er dadurch etwas unterschiedlich mit dem Trennmittel reagiert. Im Abguss mit Pappmache wird davon aber nichts mehr zu sehen sein.

Immerhin sind gestern ja noch die Buchmalereien entstanden und eine Collage für den fortlaufenden Text des Arbeitstagebuches.

Während gestern Abend mein Enkel Armin im Hotelzimmer schlief, nutzte ich meine Babysitter-Wache, um mich, in Christina von Brauns „Blutsbande“ lesend, über die Zusammenhänge von Schrifterfindung, Monotheismus und patriarchalischer Genealogie aufklären zu lassen. Ich hoffe, damit die weitere Sicht auf das Väterprojekt bereichern zu können.

In der dritten Buchmalerei von heute, die ich oben in die Collage eingefügt habe, erscheint ein figürlicher Anklang, dessen konkrete Konsistenz im Umriss dennoch vage bleibt.

Nicht viel Arbeit

Gestern goss ich die Form des 11. Reliefs. Sie ist vom Modell noch nicht gelöst, weswegen ich nicht sagen kann, ob die Arbeit erfolgreich war.

Anne liest heute und morgen aus „Leinsee“ in zwei Taunusorten. Sie bringt meinen Enkel Armin mit. So sehen wir uns am Nachmittag und am Abend bin ich Babysitter.

Also nicht viel Arbeit heute und morgen.

Loop | Zeit-Blickachsen

Szenen oder Linien finden sich mehrfach, identisch wiederholt, innerhalb der verschiedenen Buchmalereien. Die Handballenabdrücke zeigen Parallelwelten, in denen ich mir selber zuschaue, wie ich mir zuschaue. Durch das Hin und Her verblassen die Farben. Synchron laufende Bewegungen, wie bei klassischen Choreografien oder dem Exerzierschritt der Soldaten. Gleichschritt des Konstruktivismus im Rhythmus proletarischer Revolutionen oder Paraden der Ballett Exerzitien.

Judith Schalansky spricht vom Palast der Republik, wie von einem Heiligtum der untergegangenen DDR. In ihrem Verzeichnis einiger Verluste wiegt dieser Abriss schwer.

Für mich war er ein Glücksfall. Weil ich das Gebäude als abkommandierter Grenzsoldat ein ganzes Jahr lang mitbaute, prägten sich mit die Silhouetten der Baustelle tief in mein Bildgedächtnis ein. Der Abriss dann war eine Wiederholung, nur rückwärts abgespult. Auch diesen bildlichen Vorgang verfolgte ich aufmerksam. Ich erkannte den Loop als ein besonderes Privileg persönlicher Geschichtserfahrung. Als Identifikationsort habe ich diesen Bau nie gebraucht. Auf dem Dach war mein Aussichtspunkt, von dem aus ich hinter das Brandenburger Tor in meine Sehnsuchtslandschaft und gleichzeitig in meine Zukunft schauen konnte. Neun Jahre später blickte aus der Perspektive der westlichen Aussichtsplattformen über die, für mich nun erneut unüberwindliche, Mauer. Diesmal eine spiegelverkehrte Wiederholung.

Zeit-Blickachsen.

Headhunter

Durch den gewohnten, schnellen Rhythmus der Buchmalereien, kam ich am Morgen in meine Konzentration. Mit der Unterseite der rechten Faust springe ich zwischen den feuchten Arealen der Formate hin und her. So stemple ich die Muster, Farblinien, Hautstrukturen, Wasserwolken und Gravitationsschwünge in Wiederholungen in die Bilder, die dann weiter entwickelt werden.

Die Schüler haben gestern Nachmittag, sehr fleißig, vier Formen des Väterprojektes mit Pappmache ausgefüllt. Sie sind das Material, mit dem sie am kommenden Donnerstag weiterarbeiten können. Nebenher sind fragmentarische Frottagen anderer Reliefformen entstanden. In ihnen werden Figuren, bzw. Köpfe gesucht und durch Zeichnungen hervorgehoben, neues Ausgangsmaterial bilden. Das erweist sich als eine produktive Arbeitsweise, die dem Gesamtprojekt einen Stempel aufdrückt. „Headhunter-Väterhäuser“ wäre ein schöner Titel.

Das ist tröstlich, denn ich komme mit meiner eigenen Arbeit am Väterprojekt nur langsam voran.

Ich würde mich gerne auch mehr um die Farbbegegnungen kümmern, die ich gestern begann zu beschreiben.

Aber langsam, das wird schon!

Überflüge

Die Überflüge der Raubvögel über mein Atelier gehen leise vor sich. Sie sind scheu, weichen den lauteren Krähen aus, die wendig, unstet und in Gruppen lärmend den Raum beanspruchen. Darüber die Kranichformationen, die das alles nichts anzugehen scheint. Sie machen gemeinsam „Strecke“.

Bossa Nova, Kräutertee und Buchmalereien.

Der Widersacher vom dunklen Indigo, das helle Chromgelb diesmal, biedert sich diesem dunklen Mantel an und verschwindet dadurch in einem ungesunden Graugrün. Diese Auflösung scheint der Kombination von gelber Lautstärke und unverschämtem Auftritt, logisch zu folgen. Was sich allen Seiten wechselweise anschleimt, gleichzeitig lautstark auftritt, verschwindet irgendwann in negativer Energie – graugrün.

Nur zögerlich konkretisieren sich, innerhalb dieser Spiele, Formen oder gar Gegenstände. Vor Figurenkonturen weiche ich zumeist zurück. Wenn ich aber innerhalb dieser auftauchenden Umrisse, mit Gravitationslinien Räume schaffe, kann es spannungsvoll bleiben.

Väterhäuser

Morgen, am Nachmittag, kommen meine Schüler wieder ins Atelier. Wir werden uns erneut um die Reliefscherben sammeln, neue Reliefs ausformen und weitere Objekte erfinden. Vielleicht lassen sich aus den Scherben auch vollplastische Architekturen einrichten. Das würde uns eine Chance eröffnen, im Architekturmuseum ausstellen zu können. Väterhäuser…

Ich werde Pappmache vorbereiten, ältere Formen des Väterprojektes hervorholen und neue Materialansätze in den Raum stellen.

Im Dezernat gab es die Zusammenkunft der Leute, die in dem Projekt „You&Eye“ arbeiten. Das ist eigentlich eine gute Mischung aus verschieden arbeitenden Menschen, mit sehr unterschiedlichen künstlerischen Ausrichtungen. Bisher hatte ich Veranstaltungen des Erfahrungsaustausches gemieden, habe mich aber eines Besseren belehren lassen und werde zum nächsten Treffen im Anna-Freud-Institut gehen. Vielleicht hilft der Austausch weiter.

Bin immer noch etwas belastet vom Bombenalarm der vorgestrigen Nacht. Der Arbeitsrhythmus ist gestört.

Sparflamme

Wegen eines Fliegerbombenfundes in der Nähe unserer Wohnung, verbrachten wir die halbe Nacht, in der 16 000 Menschen evakuiert wurden und der Sprengkörper entschärft worden sind, im Atelier. Vierzehntausend Menschen sind in einer Messehalle untergekommen.

Zuversichtlich arbeite ich an den Objekten weiter.

Nachher eine Zusammenkunft der Teilnehmer des Projektes „You&Eye“ im Dezernat für Kultur.

Vorher wollen wir im Liebieghaus eine Ausstellung zum Thema „Medea“ sehen. Die Zeit meiner eigenen Beschäftigung mit dem Stoff liegt 30 Jahre zurück. Nun hoffe ich auf Erinnerungen und neue Erkenntnisse.

Desorientiert

Montag. Die Uhr steht nun auf Winterzeit. Am Wochenende ließ ich mich durch die Räume treiben, verbummelte die Stunden.

Eine Landtagswahl, aus der die Grünen in Frankfurt als stärkste Kraft hervorgingen, ein Marathon, den ein Ostafrikaner gewann. Streckensperrungen, Wahlräume, Lärm. Ich arbeitete wenig und verdämmerte die Zeit, was in einen desorientierten Zustand mündete. Zufällige Rhythmen der Bewegung teilen die gewohnten Räume in neue Areale.

Wie nebenher entstehen im Atelier kleine Objekte. Durch eine neuartige Pappmachemischung, die ich fein mit einem Passierstab, noch trocken, zerkleinere und gleich den Tapetenleim dazumische, kann ich nun kleine Mengen anrühren zu plastischen Kugeln kneten, die ich dann in die Stellen der Formen drücke, die mich interessieren. Die so entstehenden kleinen Reliefs trocknen innerhalb von einem Tag. Ihre weitere Bearbeitung benötigt nun neue Techniken, deren Erforschung eine ruhige und schöne Aufgabe ist.

Auf Rolle 6 untersuchte ich den Zusammenhang von Reliefs und Buchmalereien weiter, und das Relief Nummer 11 ist fertig modelliert.

Neue Areale

Wenn meine Schüler am Nachmittag eintrudeln, arbeite ich schon mit den Materialien an unserem Tisch, die dann in den kommenden zwei Stunden eine Rolle spielen werden. Dieses Einschleichen in die Arbeit ist ein Trick. Das geht so unspektakulär und langsam vonstatten. Sie schauen mir auf die Finger und machen das, was ich tue, erweitern es mit ihren Vorstellungen, aber nur mit dem begrenzten Material, das ich anbiete. Das klappte gestern gut. Es entstanden viele bemalte Objekte, deren feuchte Farboberflächen noch Abdrücke auf Transparentpapier lieferten. Aus ihnen entwickelten wir dann meistens Köpfe. Es geht beim Vergegenständlichen abstrakter Formen oft um Gesichter. Und was da heraustritt ist ein Thema, mit dem ich mich auch gerade innerhalb der Buchmalereien beschäftige.

Mich interessiert was die Figuren, die da hervortreten, mit mir zutun haben. Wie treten sie in den Raum, in dem sie nach Blickbeziehungen schauen und das Auge des Betrachters suchen.

Die Schüler haben auch Bruchkanten von Schottersteinen weiß markiert. So entstehen plötzlich kleine Skulpturen, die innerhalb von schwarzen Bühnenmodellkästen zu den Scherbenobjekten in Beziehung treten können. So beschreiten wir langsam Wege, die uns in einen neuen Raum führen, in Areale, die wir zusammen erforschen.

Eine Figur

Gestern und Vorgestern habe ich noch lange am 11. Relief des Väter-Doppelportraits modelliert. Am Morgen stellte ich mir vor, was sein wird, wenn ich mit dieser Arbeit fertig sein werde. Aber was heißt es schon, damit fertig zu sein…

In der Nacht und auch jetzt am Morgen hat es etwas geregnet. Das reichte aber gerade so für die Oberfläche meiner Wiese. Eigentlich müsste es jetzt ein paar Wochen sanft regnen.

In den heutigen Buchmalereien hat sich eine Figur gezeigt. Ich habe sie oben in die Collage aus den gestrigen Buchmalereien und den heutigen, eingefügt. Das ist erst einmal nur ein kleines Zeichen. Es kommt aber nicht überraschend. Schon in der Vergangenheit, in den vielen Jahren, in den ich fast nur abstrakt arbeitete, gab es immer wieder Gegenständlichkeiten dazwischen: Schaltkreise, Schönschriftübungen und die Gravitationsschwünge, die ja auch konkrete Wege sind.

Nach Tagebuch und Blog werde ich beginnen, meinen Schüler-Ateliernachmittag vorzubereiten. Heute sollen Objekte bemalt werden, die beim vorigen Workshop abgeformt worden sind.

Verbunden

Nach Monaten, möchte ich meinen, hat der Wind gedreht. Er bringt Wolken aus Westen und sorgt für eine andere Betriebsrichtung am Flughafen. Keine startenden Maschinen derzeit über dem Atelier. Morgen soll es auch etwas regnen.

Gestern modellierte ich weiter am 11. Relief und pflegte die Formen der anderen. Wenn sie öfter benutzt wurden, tun ihnen etwas Reinigung und eine neue Schelllackschicht gut. Pappe, die ich schon seit einiger Zeit eingeweicht hatte, rührte ich durch und trockne die Krümel nun wieder. Es handelt sich um recyceltes Material, das nach einer Weile im Wasser zu riechen beginnt.

Der Blick meines Enkels Armin, als wir ohne seine Mutter mit dem Kinderwagen weitergefahren sind, wirkt bei mir tief nach. Diese Ungewissheit und Angst vor dem Verlassenwerden, die sich zeigten trafen mich direkt und haben mich mit ihm verbunden.

Die Perser

In einer Übersetzung von Durs Grünbein sahen wir gestern „Die Perser“ von Aischylos. Es war die dritte Inszenierung, die wir vom Regisseur Ulrich Rasche sahen. In allen Stücken sind rotierende Konstruktionen, auf denen in ständiger Bewegung gespielt wird, das zentrale und bestimmende Element. Im Rhythmus des Gehens wird gesprochen. Diesen Rhythmus gab vorgestern eine große Trommel vor, die während des gesamten Stückes, ausgenommen von wenigen kleinen Pausen, geschlagen wurde. Zwei rotierende Scheiben waren in Ringsegmente geteilt, die sich unabhängig voneinander in verschiedene Richtungen drehen konnten. Der hintere der beiden Kreise konnte noch von einer Hydraulik in eine Schräglage gefahren werden. Dadurch flexibilisierten sich die Raumsituationen. Mit dem durchgehend getrommelten Rhythmus steigerte sich eine Musik, die an Minimalmusik von Steve Reich oder Philip Glass erinnerte. Alles zusammen bündelte sich zu einem kompakten Furor, dem man sich kaum entziehen konnte. Der Konstruktivismus, die kollektiven Sprechbewegungen und der Ausdrucksgestus hatten faschistoide Anklänge. Sie gestalteten die Begeisterung für gemeinschaftliche Eroberung, für Krieg zum Nacherleben für die Zuschauer. Der Schmerz der Niederlage trifft das Individuum und soll das Erfahrungselement sein, das den kollektiven Lernprozess auslöst.

Dieses 2500 Jahre alte Stück erscheint modern, spiegelt die gegenwärtigen Gefahren in der jetzigen Welt wieder. Es kostete mich eine große Anstrengung, während der fast vier Stunden, Abstand zu halten, um beobachten zu können und nicht in den Strudel aus Licht, Bewegung und Sprachmusik zu geraten. Der Ästhetik gegenüber bleibe ich skeptisch.

Kettenreaktion

Vage lösen sich die Farben aus dem Nebel heraus oder in ihm auf, wie in den Wasserwolken meiner Malereien. Mit dem feuchten, tastenden Handballen löse ich die Linienwirbel aus Indigo, Olivgrün, Cadmiumorange und Karmesinrot in weiche Übergänge. Sie treffen auf konkrete Linien, deren Schärfe aber kaum gegenständliche Herkünfte preisgibt. Am Schluss gab ich, bei allen drei Bildern, etwas Kadmiumgelb hinzu.

Ich spüre, wie mich die Beschreibung dieser Vorgänge berührt. Es ist, als löse das Zusammentreffen von Farben und Strukturen eigene poetische Vorgänge aus, die sich auf die weitere Entwicklung der Farbigkeiten und wirbelnden Strukturen auswirken. Eine kontrollierte Kettenreaktion, wie in einem geschlossenen physikalischen System.

Ein ruhiger Schülernachmittag gestern. Das Transparentpaper mit Schelllack, Tusche und Graphit beruhigt. Genau, wie das auffüllen der Reliefformen mit Pappmache. Im Balken sahen wir die aktuelle Ausstellung, die Deniz kuratiert hat. Er erzählte auch etwas darüber und seine eigene Installation mit der dazugehörigen Malerei.

Meine künftige Waldarbeit geht mir durch den Kopf. Ich freue mich auf ihre neue Qualität, auf die Auswirkungen im Atelier.

Schluss-Strich

Das Morgenszenario beschreiben: das Licht, die Geräusche, die Schatten und alle Erscheinungen, die mein Hirn aus den Wahrnehmungen zusammensetzt, die mir aus den ausgesandten Wellen, in unendlichen Kombinationen, zur Verfügung stehen.

Aus diesem Blickwinkel stellt sich die Frage, warum ich gestern ein paar Scherben modellierte und am Nachmittag auf meinen alten Waldpfad ging, neu

Dieser Ort meiner intensiven Tätigkeit, präsentierte sich mir dann, bedrängt von der Banalität mancher Tage meines Treibens dort, an denen ich Dinge, Waldmaterial stapelte und versuchte, einen Weg anzulegen, der dann irgendwann auch benutzt wird, weit entfernt, blass und zahm. Am ehesten komme ich noch mit den Bodengestaltungen aus Stein im mittleren Drittel klar. Ich stellte mir vor, dort einfach weitermachen zu können, was ein Irrtum war. Die Reste des installierten Waldmaterials führten mir vor, dass ich nun, nach vier Jahren, woanders angekommen bin. Am ehesten kann ich an einer anderen Stelle im Taunus beginnen, wieder mit Waldmaterialien zu arbeiten, aber mit den Erfahrungen, die ich in der verstrichenen Zeit gemacht habe. Es gab auch zwei neue Steinsetzungen, von Unbekannten. Das befremdete mich eher.

Schluss-Strich dort.

Tiefe Frequenz

Unter den startenden Flugzeugen – Betriebsrichtung Ost – schieben sich aus den Trocknungsrissen der Schnittflächen des Pappelstammes phallische Gewächse, Pilze deren Herkunft geheimnisvoll bleibt. Die Langsamkeit des auffälligen Wachstums kontrastiert die fauchenden Maschinen. Auch sie steigen aus dem Nichts auf.

Frierend trinke ich Tee in der Wärme des Spätsommers. Der gewaschene Kopf ist noch nicht ganz trocken, strahlt Kälte in den Rücken, die Knie und den Bauch. Das spüre ich besonders in der schattigen Schreibecke des Ateliers.

Nach dem Besuch eines großen Elektronikfachmarktes, kam gestern Nachmittag keine Konzentration auf meine Arbeit mehr auf. Ich probierte die neuen Geräte, darunter einen Passierstab, der mir helfen sollte, das Pappmache feiner zu zerkleinern, um winzige Fehlstellen beim Abgießen der Reliefs zu verhindern.

Die Netzknoten in der Nachbarschaft haben ihre Notstromaggregate angeworfen, Dieselgeneratoren, deren tiefe Frequenz alles durchdringt. Ich habe das Gefühl, sie können mit den Schwingungen meinen Tee warm halten.

Überschreibungen

Die Erwartung an Geschehnisse, die den Farben entsprechen, die am Morgen in den Malereien entstehen, steigert sich mit dem Licht und dessen flachem Einfallswinkel, das durch die Transparentpapiere, Herbstblätter draußen und durch die farbigen Glassplitter an den Scheiben dringt. Die Wiese, deren Tau silbern leuchtet, treibt jetzt im Herbst frische Halme zwischen dem Moos.

Gestern modellierte ich 4 Scherben mit etwa 80 Splittern. Gegen 17 Uhr beendete ich diese Arbeit, um mich den Möglichkeiten der Bemalung der Objekte zuzuwenden. All die Zahlen, wie auf der Postkarte von Kurt u. Oscar Fitzner, Breslau 9: „Modell aus 24 qm Sperrholz (Birke, Fichte, Ahorn) in Stärken 1 bis 30 mm. Die Säge wurde 60 000 mal ein- und ausgespannt. …“

Am Abend las ich in Durs Grünbeins „Die Jahre im Zoo“. All die Details, die er erzählt, werden von ihm oder dem Leser mit Bedeutungen aufgeladen, die letztendlich die betreffende Zeitstimmung aufkommen lassen. Natürlich kenne ich manches aus seinen Schilderungen aus eigener Anschauung. Der Plauderton wirkt für mich aber manchmal etwas unangemessen. Vielleicht beginnt es ja später mehr zu brodeln.

Ich hatte mir vorgenommen, wieder in den Wald zu gehen. 40 Jahre nach dem Absturz des Starfighters in die Nordwestflanke des kleinen Feldberges, wo ich die Arbeit „Siegfriedidyll“ verortete, überschrieb man die Schneise, die er im Wald zurückließ, mit einem Holzeinschlag, der etwas breiter, dieselbe Richtung markierte.

Diesem Morgen gehören die Farben

Von gestern auf heute wurde ich beim Malen vorsichtiger. Das kann an der morgendlichen Stunde liegen. Gestern fertigte ich die Buchmalereien am Nachmittag an. Die Gelenke waren schon geschmeidiger, die Verhaltenheit war gewichen und der Schwung erzeugte Mut.

Aber diesem Morgen gehörten die Farben. Die begannen erst spät in meinem Arbeitsleben zu leuchten. Ein Gegenstand, der wie nebenher in ihrem quirligen Tanz auftauchen würde, wäre mir nicht ungelegen gekommen. Aber er blieb aus. Die konkreten Formen tendierten eher zu Buchstaben, mit denen ich nun auch schon versucht hatte, die Splitter der Scherben zu beschriften. Bisher ist das nicht viel versprechend. Der Untergrund der Reliefs ist für feine Schreibgeräte zu uneben. Auch fehlt mit der wortpoetische Zugriff, ein zwingender Text. Bisher hinkt die Sprache dem Potential der Idee hinterher. Vielleicht sollte ich aber nicht zu früh aufgeben und mehr Konzentration und Kontinuität in diese Erfindung stecken.

Möglich wäre auch ein Text, der nicht von mir ist. Ich dachte auch schon an typische Wortkombinationen, die in der Familie kursieren und noch aus den Nachkriegsberlin stammen oder aus Schlesien. An der Stelle beginnt das Mütterprojekt.

Der ausufernde Sommer taumelt, wie ein zu lange dauerndes Fest. Am Ende wird es ganz schal.

Schwungrad

Heute bekamen die Assmanns, deren Bücher offen in meinem Atelier liegen, den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. Ein Glückstag auch für mich.

Armins Besuch hat meine Stimmung verändert. Ich bin entspannter, fröhlicher und hoffnungsvoller.

Immer noch kann ich im Gärtchen sitzen und schreiben, den Meisen beim Baden zusehen und schauend spüren, wie sich das Leben, trotz der Wärme, langsam in seine Winterhöhlen zurückzieht. Auch dieser unaufhörlich erscheinende Sommer wird bald kalt.

Noch mal, wie am vergangenen Wochenende, waren wir an der Roten Mühle spazieren. Wir konnten die Landschaft genießen und hörten die Eicheln und Bucheckern auf den Waldboden fallen. Immer noch sind die Bienen unterwegs, während die Eidechsen bereits in den Nestern ihrer Überwinterung liegen. Für sie sind mittlerweile zu wenige von den Insekten unterwegs, von denen sie sich ernähren.

Wieder setzen die Buchmalereien ein Schwungrad in Bewegung. Die Kraft die entsteht, hat kein Ziel, sie ist aber da und holt schon aus.

Wirbel

Auf der Buchmesse präsentierte meine Tochter, gemeinsam mit dem Diogenes Verlag ihren Roman „Leinsee“. Die Veranstaltungen zogen sich über zwei Tage hin, sodass wir den Enkel Armin in dieser Zeit bei uns hatten. Das war ein sehr intensives Zusammensein, was viele Erinnerungen an die Kinderzeit von Anne in mir auslöste. Dass diese Zeit unwiederbringlich ist, ließ mich nach dem Abschied im Bahnhof leer zwischen den strömenden Menschen ins Atelier zurücktreiben.

Seit Tagen liegt eine Pappmachescherbe aus einem der Reliefs auf der Hobelbank, die ich mit Worten bearbeiten will. Komme nicht dazu… ist immer was anderes zutun.

Wild begannen heute die Malereien im Tagebuch. Ein farbiges Geschlinge der Gravitationsschwünge, der wirbelnden Linientornados und schwingender Verwischungen. Das löste Freude bei mir aus, die durch meinen Körper wehte.

Gestern besuchte ich, seit längerer Zeit mal wieder, meine Wandmalerei in der Kaschemme. Zwei Möbelträger, die mich nicht kannten erklärten mir die Figuren auf der Wand. Meist kamen sie aus Actionfilmen, Ganoven, Helden und Verlierer. Mir wurden Drinks spendiert und ich ließ mich durch Gott und die Welt treiben.

Aus Staub

In den Kammerspielen des Frankfurter Schauspiels sahen wir gestern „Aus Staub“, das Ergebnis eines Stückentwicklungsauftrages des Hauses. Die Grundidee besteht aus dem zerschredderten Baumaterial, das aus der zerbombten Stadt Frankfurt stammt und zu neuen Steinen gegossen, zur Nachkriegsstadt wieder aufgebaut wurde. Die Bewohner einer solchen Wohnung geben mit ihren Lebensabschnitten, die sie dort verbrachten, den Plot ab. Deutlich sah man die Handschrift der beteiligten Schauspieler, die sich Nummern auf den Leib schrieben, um sie dann mit viel Spiellust auszufüllen. Dabei gibt es gute Ideen, die aber eine künstlerische Hand gebraucht hätten, um ihnen eine Form zu geben, die dem Potential der Projektidee gerecht geworden wäre. So blieb es eine etwas altbackene Nummernshow. Das Publikum war begeistert.

Die Frottagen innerhalb der zweiten und dritten Buchmalerei von heute, sind der Versuch, an die Strukturen anzuschließen, die noch vor einem Monat bestimmender waren. Sie stammen von den Reliefformen des Väterdoppelportraits. Und in diesem Fall ist es ein Scherbenausschnitt mit wenigen Splittern des Reliefs mit der Nummer 10, zu sehen in der obigen Collage auf der rechten Seite. Die scharlachrote Schraffur stellt eine Verbindung zur Bemalung der Objekte und Reliefs her, erkundet Möglichkeiten.

Am gestrigen Nachmittag modellierte ich noch eine Scherbe des Reliefs Nummer 11. Ansonsten unternahm ich keine weiteren Anstrengungen, wässerte das Gärtchen und schrieb Tagebuch und Blog.

Aufpassen!

Das Burgtheater gastierte mit dem Stück „Die Welt im Rücken“, nach dem gleichnamigen Roman von Thomas Melle, im Schauspiel Frankfurt. Es werden die manisch – depressiven Phasen des Autors selbst, ausführlich und detailgenau beschrieben. Das Stück trägt vom Romantextgebirge, zugunsten des sehr intensiven Spiels von Joachim Meyerhoff, etwas ab. Drei Stunden zieht er alle Register seiner Darstellungs –Zartheit, -Wut und –Verzweiflung, trägt den Text dennoch distanziert in das Publikum, das sich dieser Wucht nicht entziehen kann.

Es gibt den Zustand, in dem allen Dingen, die mir begegnen, eine besondere Bedeutung innewohnt. Dann möchte ich sie alle, in meine Arbeit einflechtend, aufheben. Dabei kommt dem Blick durch die Schichten der Collagen oder hinter die Kulissen eine methodische Konzentriertheit zugute. Zeitlich und räumlich entfernte Ereignisse rücken zusammen und kombinieren sich zu Bildern. Der Blick durch die Collagenschichten, ist der in die Zeit zurück.

Wenn sich diese Dinge so, wie der Theaterabend, zu einem sinnlichen Tsunami steigern, dann heißt es:

aufpassen!

Väterrelief Nummer 11

Leichter Südostwind bewegt die Blätter im Gärtchen. Das fast waagerecht flutende Licht wirft die Schatten der Ebereschen, Birken, Robinien, Weiden, Eichen, Sommerflieder- und Haselnusssträucher in den Raum. Eine fremde Pflanze beginnt erst jetzt, nach diesem warmen und langen Sommer, in 3 Metern Höhe zu blühen. Vielleicht kann ich sie dadurch bald identifizieren.

In den Schelllack, mit dem ich die 4 neuen Objekte tränkte, ist etwas Petroleum geraten. Das macht eigentlich nichts, verzögert das Trocknen vielleicht etwas. Aber es liegt so ein ganz leichter, öliger Baustellengeruch im Raum. Das erinnert mich an meine Zeit beim Bau des Palastes der Republik in Berlin.

Gestern Nachmittag begann das Modellieren am Relief Nummer 11. Durch ein paar Freiflächen und nicht so viele Scherben und Splitter, hält sich der Aufwand diesmal in Grenzen. Sicherlich werde ich damit in diesem Monat fertig. Während dieser Arbeit halte ich schon Ausschau nach Stellen, die ich für einzelne kleinere Objekte nutzen kann.

In dem orangefarbenen Fleck der Collage oben ist gut zu sehen, wie sich innerhalb der Buchmalereien, die gravierten Gravitationsschwünge mit den Handlinien verbinden, als würden sie zusammengehören.

4 Objekte

Die vier Objekte, die ich gestern goss oder ausformte, waren am Morgen trocken und ließen sich leicht aus der Form lösen. Will ich die kleinen Fehlstellen, die durch winzige Blasen entstehen, noch beseitigen, so sollte ich das Pappmache noch feiner zerkleinern. Das geht sicherlich mit einem Passierstab, wie man ihn in der Küche verwendet.

Wenn ich mehrere Exemplare eines Objekts herstelle, ließen sich die Varianten der Bemalung nebeneinander in einem Rahmen installieren. Wie sinnvoll das ist, sehe ich erst, wenn ich es probiert habe.

Die Buchmalereien reduzieren sich etwas. Es kommt mir derzeit immer früher so vor, als sei ich mit ihnen schon fertig. Das macht die Strukturen, aus denen sie sich zusammensetzten sichtbarer. Sonst verschwinden sie durch Verwischen und sind nur noch fragmentarisch und vage als Handballenabdrücke zu erkennen. Dort treten die hellen, gravierten Linien gleichberechtigt mit den Hautstrukturen auf.

Auf dem Nachbargrundstück treibt ein Bagger Gruben in den ehemaligen Mitarbeiterparkplatz.

Meine Wiese ist vom Morgentau nass. Aus einem blauen Himmel wird sie silbern beleuchtet. Ich pflege sie, indem ich trockene Gewächse herausreiße, damit das, was auf dem Schotter und Schutt wuchs, Raum und Licht hat. Die Eidechsen sitzen noch auf den dunklen Basaltsteinhaufen.

Das Wir-Gefühl

Das Datum, auf die die Staatsfeiertage fallen, ändert sich: 7. Oktober oder 17. Juni oder 3. Oktober. Der alljährliche Aufruf der Mythen in den Domen, Opernhäusern und Schlössern. Ich höre derweil die großen Swingbands der Vierzigerjahre, die leichtfüßige Klarinette von Benny Goodman, anschließend Tom Waits „Raindogs“ und denke mit etwas Wehmut an ein vergangenes Wir-Gefühl in den unterschiedlichen Gruppensituationen, mit ihren unterschiedlichen Soundtracks in den Jahren der verschiedenen Feiertage.

In der aktuellen Zurückgezogenheit entsteht eine neue Freiheit, die ich für mich allein nutze. Mit ihr kann ich überall hin. Natürlich könnte ich mit einem Publikum, das die in den letzten Jahren entstandene Arbeit anschauen würde, wieder ein Wir-Gefühl erzeugen. Aber alles zu seiner Zeit.

Etwas davon gibt es schon mit Franz und Niklas. Wir wollen neben der Wiese bald ein Herbstfeuer machen.

Aus der neuen, der 10. Reliefform, goss ich vier Objekte ab, die derzeit noch trocknen. Eigentlich hatte ich vor, zuerst das ganze Relief abzuformen. Gestern aber fehlte mir wegen des Treffens mit Paulo und Joana die Zeit dafür. Wir stießen auf unsere lange Zusammenarbeit an.

Kleine Fragmente

Alle Steine, die ich auf den Klippen und Stränden am Atlantik gefunden habe, liegen nun auf meinen Tischen. Zwischen den Objekten, Werkzeugen und Materialien erzeugen sie eine neue Atmosphäre der Spannung. Dennoch muss ich aufräumen, damit ich mich arbeitend frei bewegen kann.

Bei 8°C und leichtem Westwind bin ich, warm angezogen ins Atelier gelaufen. Der Raum ist noch nicht winterfest, weswegen es herein zieht und nur langsam warm genug wird, damit die Temperatur nicht ablenkt.

Die zehnte Form des Väter-Doppelportraits arbeitete ich gestern nach, um sie dann mit Schelllack abzusperren. Wenn die nächste Trennschicht aus Wachs aufgetragen ist, werde ich das ganze Relief erst einmal mit Pappmache abformen. Reizvoller sind mir derzeit kleinere abgeformte Fragmente ohne jeglichen Bezug zur großen Abbildung und ihre farbige Gestaltung.

Am späteren Nachmittag steht ein Treffen mit meinen ältesten Schülern Joana und Paulo an. Wir gehen was essen und sprechen sicher über die lange Zeit, in der wir zusammenarbeiteten.

El Cabestro

El Cabestro hieß der Felsen vor dem Atlantik, auf dem wir die letzten zwei Wochen der Brandung zuhörten und in die Milchstraße schauten.

In diesen Tagen hatte ich für die Buchmalereien viel Zeit. Sie veränderten sich, wie sie nun im Atelier auch gleich wieder anders geordnet vonstatten gehen.

Im streifenden Sonnenlicht leuchtet die Form des 10. Reliefs und erzeugt gleich Anschlussmöglichkeiten für die nächsten Arbeitsgänge, als wäre alles nicht unterbrochen worden. Auf der Hobelbank liegen die kleinen bemalten Objekte, mit denen ich Farbigkeiten und Materialien ausprobiert hatte.

Die Heizung habe ich angestellt.

Es kann also wieder losgehen.

Aufheben

In der Nacht hat es ein wenig auf die Wiese geregnet. Die Gelegenheit habe ich genutzt, um aus dem weicheren Boden die neu getriebenen Brombeerranken heraus zu ziehen. Dabei fielen mir ein halber Bachstein, drei schöne große Kiesel und ein verrostetes Flacheisen in die Hände. Die Kiesel legte ich zum Barfußpfad, den Backstein zu den Begrenzungsstreifen für die Gartenerde auf dem Betonboden und das Flacheisen zu einem Eisenstück vom ehemaligen Güterbahnhof, das auch ein Gartenbeet begrenzt.

Schon auf meinem Fußweg ins Atelier hätte ich alles Mögliche aufheben wollen, um daraus Objekte zu bauen. Es blieb aber bei einem Stück Draht.

Optimistisch stimmt mich die Produktion der Scherbenobjekte. Es ergibt sich eine Vielzahl von Bearbeitungsmöglichkeiten, die miteinander kombinierbar sind. Jedes einzelne Objekt kann einen Mikrokosmos bilden und sich dann mit allen anderen zum Väteruniversum zusammensetzen.

Aus dem Besuch des Architekturmuseums ergab sich gestern, dass ich einen Schüler aus der Gruppe entfernen werde. Erstmalig habe ich es mit Leuten zutun, die nicht freiwillig zu mir kommen. Da bleiben solche Schritte nicht aus.

Zermahlener Stein

Aus der Arbeit an den Scherbenobjekten, mittlerweile sind es schon 25, entstehen Vorstellungen von der Behandlung der 16 großen Reliefplatten, die sich zum Gesamtbild des Väterdoppelportraits zusammensetzen. Ganz vorsichtig kann ich mich erst innerhalb der kleinen Formate an diese haptischen Vorgänge herantasten, die Technik entwickeln. Sollen die rohen Reliefteile erst in Schelllack getränkt, oder gleich weiß grundiert werden? Wie verhalten sich die Materialien in Zusammenklang der Schichtungen?

Die flammenden Buchmalereien vom Morgen beeinflussen die Farbigkeit der Scherben, die ich einzeln abgieße und bemale, nur abgeschwächt. Es gibt neben den Goldtönen des Schelllacks, dem Grau des Pappmaches, dem Schwarz der Tusche und dem Weiß der Wandfarbe, noch ein Zinnoberrot. Das fühlt sich noch etwas fremd an, braucht vielleicht ein grünliches Gegengewicht. Das alles kann sich langsam entwickeln. Vielleicht komme ich auf diese Weise wieder zu meiner Lasurmalerei.

Am Morgen traf ich auf ein Gespenst aus der Zeit der Bürgerinitiative. Die Begegnung fühlte sich an, als würde sich ein zermahlener Stein aus mir herauswürgen.

Ich bleibe dabei aber die Freundlichkeit in Person.

Schichten ausgraben

Weil ich mich gestern auf eine archäologische Reise zu meinen Eltern begab, war ich am Morgen nur kurz im Atelier. Ich wollte mehr über einen Mann erfahren, einen Architekten, der ein Modell des Pergamonaltars gebaut hatte, das viele Jahrzehnte im Pergamonmuseum zu sehen war. Etwas anachronistisch stand es immer unter einem Glaskasten in der rechten Ecke vor den Stufen. Bei diesem Mann wohnte mein Vater, während er seine Zimmermannslehre absolvierte. Bei ihm hatte er gewiss erstmalig einen gründlicheren Zugang zu den Künsten. Ein Modellbauer, wie der leibliche Vater Oscar Fitzner.

Erstmalig erzählte ich meinen Eltern ausführlicher von der Beschäftigung mit den Vätern und fragte nach Details aus den gepressten Erinnerungsschichten der Generationen. Etwa im Alter von 8 Jahren erfuhr mein Vater davon, wer sein leiblicher Vater war, den er niemals kennen lernte. Nun konnte ich thematisieren, welcher Schalter in diesem Moment bei ihm möglicherweise umgelegt wurde. Die Priorität der Blutsbande sollte, aus diesem Verlust entstanden, ein Lebensmotor dieses Mannes werden.

Morgen werde ich mit meinen neuen Schülern ins Architekturmuseum gehen, Modelle anschauen und auch die Ausstellung die ich dort gehängt habe. Ich möchte sie mit ihnen dann abbauen, um ihnen den adäquaten Umgang mit Kunstwerken nahe zu bringen. Das ist nun die nächste, noch lockere Schicht, aus der irgendwann erinnert wird.

Theatersaisonstart

Am Wochenende sahen wir 3 Bühnenstücke. Im Schauspiel „Der haarige Affe“ von Eugene O`Neill und „räuber.schuldenreich“ von Palmetshofer. Im Mousonturm gab’s ein Tanzstück mit Behinderten, das mich sehr überzeugt hat. Die Veränderung der Bühnen – Raumkompositionen durch die Bewegungsmöglichkeiten der Rollstühle oder der Bewegungseinschränkungen durch unterschiedliche Behinderungen, haben mich dabei besonders interessiert.

Das O`Neill-Stück sahen wir schon einmal vor vielleicht zehn Jahren im Bockenheimer Depot mit Willem Defoe und der Wooster Group. Der handlungsarme Text wurde in beiden Fällen stark rhythmisiert. Am vergangenen Freitag gelang das durch den Einsatz von 3 Schlagzeugen. Vor zehn Jahren ging das durch einen choreografischen Faden, der sich durch das ganze Stück zog.

Palmetshofers Text gestern, bekam seinen Reiz durch eine, wie nachlässig gesprochene Sprache, mit Fehlstellen und einer Vielfalt von Deutungsmöglichkeiten einzelner Sätze. Somit ist man als Zuschauer stetig gefordert, diese genau gesetzten Fragmente zu ergänzen. Das gefiel mir außerordentlich gut. Man hat das Gefühl, mitzugestalten.

Die Buchmalereien nahmen am Wochenende an Konkretion zu. Durch die Frottagen der Reliefformen innerhalb der jeweils ersten der drei Malereien, stellt sich ein enger Bezug zu der Bemalung der Reliefobjekte her. Daran werde ich auch mit einigen Schülern weiter experimentieren.

Wegschleifen

Meine Schüler haben gestern den Pappelstamm geschält, der für die Mantelskulptur des Mütterprojektes vorgesehen ist. Dafür mussten sie ihn öfter drehen, um an alle Seiten heranzukommen. Später soll er unter das Dach vor der Ateliertür gerollt werden, wo ich bald beginnen kann, ihn auszuhöhlen, damit er noch besser trocknen kann. Er ist letzt schon ziemlich rissig. Ein Boot würde ich daraus nicht heraushauen können.

Außerdem wurden weitere Reliefobjekte bearbeitet. Wenn ich sie wieder so aufreihe, wie ich die 600 Scherben auf Transparentpapier in Zeilen gezeichnet habe, dann wird der Weg klar der in Schleifen auf eine immer kompaktere Qualität der Exponate zielt. Die Windungen treffen auf die leeren, Scherbenumrisse, auf die später mit Splittern angefüllten Scherben und schließlich auf die dreidimensionalen Objekte, die gegenwärtig entstehen. Sie haben eine Ähnlichkeit mit einzelnen Kontinentalplatten, die Siedlungskartierungen aufweisen.

In den Buchmalereien entstehen aus Frottagen der Reliefformen und Gravitationsschwüngen fremde Zeichen. Sie treten aus dem Untergrund an die Oberfläche. Wer sie lesen kann, versteht die Verformungen, die durch fehlende Väter über Generationen hinweg ausgelöst werden.

Gundermann | Objekttheater

Gestern sahen wir den Film „Gundermann“ von Andreas Dresen. Alexander Scheer, den wir als den Rockgitarristen Mephisto aus „Faust I“ von der Bühne kennen, verkörpert die Gestalt des Liedermachers als jungen und gereifteren Mann, virtuos emotional. Der Stasitäter kommt einem näher, die Gedankenlosigkeit mit der er zum Täter wird, den die Folgen seines Tuns nicht interessieren, überträgt sich auf seine Umgebung. Nachdem er vor seinen Freunden und seinem Publikum gesteht, dass er fast 10 Jahre Stasiberichte verfasst hat, heißt es schnell: „Schwamm drüber!“. Opfer bekommt man eher selten zu Gesicht. Ein Puppenspieler, das ist zu wenig, aber es trifft den Zustand der Gesellschaft, der im dichten Grau der Übergänge dümpelt und keine konkrete Bestandsaufnahme leistet.

Meine Reliefstrukturen gingen am Morgen, zusammen mit den Gravitationsschwüngen, in starken Farben auf. Ich suchte nach Kontrasten, die man verwischen und dann wieder verdichten kann. So schwebte es mir seit gestern vor und so tat ich es dann auch.

Außerdem arbeitete ich an 10 Objekten, probierte Beschichtungsmaterialien, Farbigkeiten und Umrissgestalt. Das Eigenleben dieser Einzelscherben des großen Reliefs, wächst in andere Welten hinein. Assoziationen von Ausgrabungsstücken oder völkerkundlichen Artefakten können entstehen. In diesen Zusammenhängen gruppieren sich die Einzelteile neu, zu einer Art kleinem Welttheater, für das nun eine Bühne gebraucht wird. Eine Aufgabe für meine Schüler.

10. Relief

Ein anderes Graffiti, das ich innerhalb der Fresken in der Pankratius Kirche in Hamm sah und fotografierte, erinnert mich an ein Ornament, das wir in jainistischen Tempeln in Indien sahen. Dabei handelt es sich um ein geflochtenes Viereck, das aus einem Schlangenkörper besteht. In Hamm windet sich die Schlange vielleicht um ein Gitter…

Ich könnte heute ein wenig mit diesen Ornamenten spielen, denn gestern beendete ich das Modellieren vom 10. Relief des Väter-Doppel-Portraits. Nachdem ein nachmittäglicher Termin ausgefallen war, fiel der Startschuss, die ganze restliche Arbeit mit einem Schwung durchzuziehen. Mit der Dauer des Modellierens wachsen die Routine und die Schnelligkeit.

Wenn meine neuen Schüler morgen kommen, möchte ich mit ihnen u.a. an den kleinen Reliefobjekten weiterarbeiten, die sie ausgeformt haben. Somit kann ich heute meine eigene Objektarbeit fortführen, um im Experiment zu schauen, was noch sinnvolles entwickelt werden kann, um die Stabilisierung und Bemalung der kleinen Teile gelingen zu lassen.

Hamm | Noia

Schon will ich das Tonmodell des 10. Reliefs aufdecken, die feuchten Tücher zur Seite schlagen, um an der Stelle weiter zu modellieren, an der ich gestern Abend aufgehört habe. Ich spüre den Zeitdruck, die Form in der kommenden Woche gegossen zu haben, um dann in Ruhe für eine Zeit verschwinden zu können.

Die Kirche in Hamm rückt mir noch manchmal in meine Erinnerungsdiashow. Vor allem die eingravierten Zeichen und Buchstaben in den Putz, die ganz andere Geschichten erzählen, als die offiziellen Fresken. Von diesen Zeichen oder aus den Vermischungen mit den Pilgerzeichengravuren, die ich in Noia bei Santiago den Compostela sah, gibt es auch einen Widerhall in den heutigen Buchmalereien. Überraschend sind diese Dinge zutage getreten.

Zuerst machte ich wieder die Gravur der Gravitationsschwünge auf die linke Buchseite, machte sie durch kreisende Linien, die gleichzeitig ein Stück Reliefform des 9. Väterreliefs frottierten, sichtbar und fügte dann Linienverstärkungen, Bögen und Sehnen ein. Aus diesem Zusammenspiel entstanden die Zeichen und die Erinnerung an Noia in Zusammenhang mit den Graffiti in Hamm.

Wegweiser

Die Buchmalereien des Morgens bestimmen mit, wie der Arbeitstag verläuft. Sie sind Stimmungsbarometer und Wegzeichen zwischen den Arbeitsergebnissen, den Formen, Abgüssen, Zeichnungen und Objekten die den Raum des Ateliers bestimmen.

Heute möchte ich mit dem Relief Nummer 10 des Väterprojektes ein gutes Stück weiterkommen. Es besteht aus sehr vielen Splittern der Scherben, aus denen es sich zusammensetzt. Keine Freifläche dazwischen, nur durch Linienschwünge aufgebrochene Landschaft. Eine aufwendige Fläche.

Gerade habe ich eine Frottage über ein paar gedruckte Buchstaben gelegt und schaute dann draußen nach dem Baumstamm für den „Müttermantel“. Die Rinde löst sich schon und ich habe ein paar Schläge mit einem großen Hohleisen probiert. Das geht mit dem noch etwas feuchten Holz ganz gut.

Jetzt sollen die serbischen Jungs das schwere Stück noch vor mein Atelier transportieren. Dafür brauchen sie Spanngurte und Verankerungen in Beton des Platzes.

In Hamm sah ich am Rande eines schönen, großen Familienfestes eine 1000 Jahre alte Kirche mir sehr vollständigen Fresken, die sechshundert Jahre überdauerten. Das war ein erbauliches Erlebnis.

Verschachtelt

Mit dem stetigen Modellieren, mehrere Tage hintereinander, tauche ich immer tiefer in die Vergangenheit ab. Die Menge an erinnertem Material ist ja verschwindend gegenüber dem Erlebten. Nehmen die Erinnerungen aber durch die anhaltende Konzentration zu, scheinen sie mich zu beengen. Aus diesen Räumen trete ich dann nicht mehr heraus, sondern verharre wie im Zuschauerraum des Schauspiels. Selbst verstumme ich. Und wenn die Stimme wieder kommt, ich etwas zu sagen habe, dann klingt sie verzagt und belegt. Es ist wundersam, wie alt man sein kann und die Atmosphäre der Kindheit dennoch deutlich spürt: die Stofflichkeit, das Licht, die Gerüche, die Leichtigkeit des eigenen Körpers, aber auch die Steine im Bauch.

Gleichzeitig fühle ich noch mein Kind auf meinem Arm und wundere mich über die vierzig Jahre, die seit seiner Geburt vergangen sind. Jahre, wie Räume, bevölkert mit Figuren, besetzt mit Landschaften und wieder mit Räumen. Alles verschachtelt.

Der Morgen ist ohne direkte Sonne mild. Durch das geöffnete Rolltor strömt dennoch Kühle aus den Gärtchen, das schon etwas Wasser bekommt. Es ist in diesem Sommer zu einem kleinen Dschungel gewachsen, der meinen Rückzug durch sein dichtes Geflecht unterstützt.

Paradieskästen

Modellieren von Splittern und Scherben des Väterdoppelportraits als Erinnerungsmotor. Gestern bestand bis in den Abend diese zurückgezogene Konzentration. Dass ich in meinem offenen Rolltor sitze, täuscht. Der Freiraum hinter ihm und vor ihm ist gefüllt mit durcheinander wirbelnden Bildergeschichten, die manchmal auch bewegt zu sein scheinen. Loops aus den Sechzigern, mit dem eigenen mageren Körper in Schwarzweiß als Hauptdarsteller. Bunte Luftschaukeln in einer Bombenlücke zwischen den Häusern in Neukölln, wieder und wieder die Kaugummiautomaten, Paradieskästen, rot mit Klarsichtscheiben für den blick auf die Schätze in durchsichtigen Acrylkugeln. Das war ein großer Kontrast zu meinem normalen Leben in dem ehemaligen Kloster im Eichsfeld, zwischen den Insassen des Erziehungsheimes. Ich weiß nicht, ob es neben seinem Namen Gerode noch eine andere, sozialistisch begründete Bezeichnung hatte.

Über dem Mittelportal des Zellentraktes aber thronte Maria im Mantel und Mandrola.

Heute kommen meine neuen Schüler. Es bildeten sich bei den einzelnen Jugendlichen schon Materialvorlieben heraus, oder bevorzugte Themenschwerpunkte. Dem will ich heute Rechnung tragen und austesten, wie weit ich damit komme.

Zum Modellieren wird es heute nicht mehr reichen.

Swing

Noch mal, nach kühler Nacht, scheint ein heller Morgen. Das Licht, mehrfach durch das grüne Gärtchen und meine angestaubten Scheiben gefiltert, findet sich in den Buchmalereien wieder und im Schwingen einer stillen Schmetterlingsmusik.

Nicht zählend, die Scherben und Splitter, modellierte ich gestern am 10. Exemplar der Väterreliefs weiter. Währenddessen hörte ich den eingängigen Swing von Glenn Miller. Das gehörte zur Musik im Nachkriegsberlin. Ein blecherner, lauter Siegersound und gleichzeitig Schwung für die kommenden Sechziger.

So störte die Betriebsrichtung Ost des Flughafens Frankfurt weniger, die ihre startenden Maschinen über mein Atelier schickt. Erinnert mich der Lärm doch an Neukölln, kurz vor dem Mauerbau, als Tempelhof noch offen war, und die großen dunklen Bäuche der Propellermaschinen kurz in den Häuserschluchten zu sehen waren und knapp über die Dachfirste donnerten.

Der Rückzug in meine Arbeitswelt, nimmt mir etwas Aufmerksamkeit und Energie für den Alltag. Das ist der Preis für das Vorankommen in Konzentration und Kontinuität.

3 Scherben

Wenn die abgegossenen Pappmachereliefs im Seitenlicht der Morgensonne stehen, erscheinen sie schwer, wie von Beton. Und das wäre auch kein falsches Material dafür.

Gestern arbeitete ich die 9. Form des Väterreliefs nach. Das bedeutet, dass ich Grate beseitige, die dazu führen können, dass ein getrockneter Abguss daran hängen bleibt und die Form beschädigt. Dann versiegelte ich die Fläche, auf die das Pappmache aufgebracht werden soll mit mehreren Schichten Schelllack, die später noch durch eine weitere Schicht Trennwachs ergänzt werden. Das stabilisiert auch das feine, verletzliche Liniengespinst.

Danach modellierte ich bis in den Abend am 10. Relief. Ich formte 3 zersplitterte Scherben. Wenn ich dem Großvater Fitzner, der für den Bau des Modells des Breslauer Domes, die Laubsäge 60 000 Mal ein- und ausgespannt hat, folgen wollte, müsste ich die Splitter der 600 Scherben zählen.

Es ist ein stiller, kühler Morgen. Außer eines Lebensmitteleinkaufes gibt es heute keine Ablenkungen. Der vierzigste Geburtstag meiner Tochter heute, erinnert mich an den Moment, als ich sie das erste Mal sah und an meinen eigenen 40. Geburtstag.

Buchmalereien

Die Buchmalereien kreisen und schwimmen und pressen die entstehenden Muster, sanft über den Handballen, in die unterschiedlichen Variationen innerhalb der nachfolgenden Formate. Die Komponenten, die sich zusammenfinden, sind die mit einer hölzernen Haarnadel in das Papier gravierten Gravitationsschwünge, deren konkret gestaltende Schwerkraft aus den Fingen- und Handgelenken kommt. Wieder aus dem Handgelenk kreist dann ein Indigostift über die Widerstände des untergelegten 9. Reliefs des Väterportraits und die gravierten Schwünge. Zeichnend verwickle ich dann Sehnen und dazugehörige Bögen mit den Stegen der abgeformten Scherben und Splitter. Indem ich dann mit dem Handballen mehrfach auf einen angefeuchteten Schwamm, auf die wasserlöslichen Farblinien und die noch weißen Stellen der folgenden zwei Formate drücke, das mehrfach wiederhole, verdichten sich die Variationen. Manche Linien werden bei diesem Vorgang verwischt und bilden einen feinen Farbnebel, der die Hautstrukturen meiner Hand nachbildet. Dann folgt das Scannen der entstandenen Bilder. Aus Fragmenten der aktuellen und vorausgegangenen Malereien schichten sich die Collagen, die ich über die Texte setze.

Der Zusammenklang all dieser Strukturen verbindet das Väterprojekt mit den Buchmalereien, innerhalb derer es weiterentwickelt wird.

Die Entwicklungsmöglichkeiten auf den Transparentpapierrollen habe ich vernachlässigt, weil sie derzeit nicht das Potential entwickeln können, wie der gerade beschriebene Vorgang.

Zersiedelt

Schon wieder sind die gestrigen Buchmalereien weit weg. Ich fertigte sie schnell am Morgen an, aber sie begleiteten mich, wie die Schneeleoparden, den ganzen Tag.

Mittags traf ich Anne mit meinem Enkel Armin für eine Stunde in der Mitropa des Hauptbahnhofes. Sie kamen von einem Leinsee – Lesetermin zurück und waren dann weiter unterwegs nach Berlin.

Gleich im Anschluss kam meine neue Schülergruppe, die sich um ein Drittel vergrößert hatte. So konnten drei von ihnen nicht mit den Voraussetzungen des ersten Termins arbeiten. Das führte zu weniger Konzentration und schlampiger Arbeit.

Dann räumte ich auf und hatte eine Gesprächsverabredung im Anschluss hier im Atelier. Ein zersiedelter Tag.

Heute Vormittag kauften wir Objektrahmen und ich kam erst nachmittags zu den Buchmalereien. Keine guten Arbeitsbedingungen.

Zahlenwerke

Aus den Frottagen, innerhalb der Buchmalereien, die ich von abgegossenen Scherben der Väterreliefs mache, entstehen farbige Felle von Schneeleoparden, deren verwunschene Gesichter noch versteckt bleiben. So erscheint langsam das neue Leben auf den Scherben, zwischen ihren Splittern. Die versteckten Bilder kommen durch die Frottagen zutage, aber die Forschungsexpeditionen haben erst begonnen.

An diesem Universum modellierte ich gestern weiter. Ich stellte die ersten zwei Scherben des 10. Reliefs mit über hundert Splittern fertig.

Das Zahlenwerk auf der Postkarte von Kurt und Oscar Fitzner, aus den Dreißigerjahren, ähnelt meinen Zählungen der Einzelreliefs mit ihren Scherben und Splittern. Sie sägten aus 24 Quadratmeter Sperrholz 4822 Teile. Die Säge wurde 60 000 Mal ein- und ausgespannt… Sie zählten die Länder auf, die sie mit ihrem Modell des Breslauer Doms bereisen wollten und die Arbeitsstunden, die sie für den Bau benötigten, das Gewicht des verbrauchten Leims und die abgenutzten Laubsägen.

Franz, der mich gestern besuchte, meinte, als ich ihm die Postkarte mit den Angaben zeigte, ich würde diese Arbeit fortführen.

2 Scherben | 32 Splitter

Bin sehr früh im Atelier. Die Bienen haben in den gelben Rucolablüten schon viel geerntet. Mit einem Rinnsal wässere ich das Gärtchen für die kommenden zwei warmen Tage.

Gestern formte ich einzelne Scherben und solche in Gruppen bis zu sechs Stück zusammenhängend aus. Einen Rasterpunkt aus zwei Scherben, die wiederum aus 32 Splittern zusammengesetzt sind, benutzte ich als Unterlage für eine Frottage innerhalb der heutigen Buchmalereien. Ein ovaler Gegenstand aus 13 Splittern, der einer geflochtenen Seekarte von Südseeinsulanern ähnelt, fügte sich in mehrfachen Abdrücken, in alle drei Formate ein und bestimmte die Kompositionen. Die Buchmalereien und Collagen haben sich in den letzten Tagen wieder verändert. Das geht mit der Suche nach Farbgestaltungen für die Objekte einher.

Bei einem probeweisen Anheben der kürzlich gegossenen 9. Form, erwies sich, dass sie sich spielend leicht vom Modell lösen lässt, was dann auch fehlerfrei gelang. Somit haben sich meine Veränderungen beim Formenbau gut ausgewirkt.

Nun stehe ich vor dem Start der Arbeit am zehnten Relief. Vorgezeichnet ist es bereits.