Von gestern auf heute wurde ich beim Malen vorsichtiger. Das kann an der morgendlichen Stunde liegen. Gestern fertigte ich die Buchmalereien am Nachmittag an. Die Gelenke waren schon geschmeidiger, die Verhaltenheit war gewichen und der Schwung erzeugte Mut.
Aber diesem Morgen gehörten die Farben. Die begannen erst spät in meinem Arbeitsleben zu leuchten. Ein Gegenstand, der wie nebenher in ihrem quirligen Tanz auftauchen würde, wäre mir nicht ungelegen gekommen. Aber er blieb aus. Die konkreten Formen tendierten eher zu Buchstaben, mit denen ich nun auch schon versucht hatte, die Splitter der Scherben zu beschriften. Bisher ist das nicht viel versprechend. Der Untergrund der Reliefs ist für feine Schreibgeräte zu uneben. Auch fehlt mit der wortpoetische Zugriff, ein zwingender Text. Bisher hinkt die Sprache dem Potential der Idee hinterher. Vielleicht sollte ich aber nicht zu früh aufgeben und mehr Konzentration und Kontinuität in diese Erfindung stecken.
Möglich wäre auch ein Text, der nicht von mir ist. Ich dachte auch schon an typische Wortkombinationen, die in der Familie kursieren und noch aus den Nachkriegsberlin stammen oder aus Schlesien. An der Stelle beginnt das Mütterprojekt.
Der ausufernde Sommer taumelt, wie ein zu lange dauerndes Fest. Am Ende wird es ganz schal.