Gedächtnisanpassung

Zu Hause arbeitete ich mit dem stilisierten und vergrößerten Umriss der ersten Malerei vom 22.10. weiter. Diese Kompositionen auf Rolle 10 sind normalerweise etwas steif und bieten deshalb aber erstens einen Kontrast zum vorausgegangenen chaotischen Gesträuch und zweitens genügend Raum für die Konfrontation damit.

Bin ich den digitalen Mühlen der Bürokratie entronnen, in die man etwa gerät, wenn online ein neues Konto bei einer anderen Bank eröffnet werden soll, bin ich froh über die analoge Präsenz der Malereien und Zeichnungen, die mir Sicherheit verschafft. Die Stimmungen, aus denen die Buchmalereien entstehen, kann ich nicht gleich identifizieren, denn ich bin zu sehr mit ihrem Fortgang beschäftigt. An einem späteren Zeitpunkt kann ich klarer erkennen, was mich zu den jeweiligen Färbungen veranlasst hat. Aber es gibt auch die Vorgänge der inneren Gedächtnisanpassung, von der Aleš Šteger schreibt, die eine Uminterpretation der Bilder ermöglichen.

Die Transparentpapierrolle nimmt das schon mit der Weiterverarbeitung der Elemente etwas vorweg. Ihre Übergabe an das Humboldt Forum ist nun für einen Fototermin verabredet. Bei der Gelegenheit will ich mit Anke Schnabel besprechen, welche Elemente davon wesentlich für die Veröffentlichungen zur Ausstellung „Der Palast der Republik ist Gegenwart“ sind. Nach zwei Tagen kann ich sie dann wieder mitnehmen, um sie fertig zu zeichnen.