Formender Fluss

Häufig kommt ein Lavastein, dessen glatt geschnittene Fläche die Silhouette einer Figur aufweist, als Farbstempel bei den Buchmalereien zum Einsatz. Heute tauchte ich die Steine im Wasser, bevor ihren Schnittflächen mit Farben versehen wurden. Wenn ich zu den Malereien keinen Abstand halte, wie heute, werde ich von ihrer Gravitation in einen Raum gezogen, in dem sich die Ereignisse multiplizieren. Die Orientierung braucht dort viel Energie, und es ist nicht leicht, den Ausgang, den Schluss zu finden.

Auch die Arbeit an Rolle 11 sollte langsamer fließen. Die Verdichtung der Tuschekonstruktionen zu spitzwinkligen, schwarzen Flächen, möchte ich aufmerksamer und genussreicher entwickeln. Arbeitspausen, in denen die besinnungslose Produktion stockt, schaffen die Distanz dafür. Beim Blick auf die letzte Arbeitsphase entsteht der Gedanke, wie lange die Ausweitung der dunklen Flächen noch sinnvoll gesteigert werden kann, damit dann mit den Umrissen der transparenten Areale eine Entwicklung neuer Dinge möglich wird.

In den Malereien tauchten heute zwei Frauenfiguren auf. Sie stehen einem chaotischen Experimentalaufbau gegenüber, in dem Elemente so zusammengefügt werden sollen, dass sie mit ihrer Vielgestalt einen kompakt formenden Fluss bilden. Manchmal erscheinen weitere Wesen, die eine Verwandtschaft aufweisen, bleiben aber unkonturiert. Das kann sich beim Zuschneiden für die Collagen ändern ( siehe obere Abb.).