Gleichgewicht

Gestern gegen 17 Uhr beendete ich die Arbeit an Rolle 10. Vorher war ich etwas nervös, konnte dann aber die letzten Striche genießen. Dann hob sich sofort mein verengter Blick, um alles anzuschauen, was mich im Atelier umgibt, und ich begann die Pflanzen zu schneiden. Wieder bin ich von einer Last befreit, die ich zuvor nicht als solche erkannt hatte, weil sie einfach dazugehörte.

Dann stelle ich mir die Frage nach dem Rhythmus, in dem ich seit 20 Jahren arbeite. Ist dessen Existenz vielleicht auch eine Last? Oder ist es das Gewicht, das die Waage hält zwischen der Schwere und dem Glück der Produktion? Rolle 11 werde ich nicht gleich beginnen. Es gibt zwar Themen, die mir dafür durch den Kopf gehen, aber ich will erst mal pausieren.

Die geraden Linien, die die Figuren aufrecht durchziehen, lassen sie oft wie Stabpuppen erscheinen. Oder es sind Versteifungen, die aufgeschäumte Gebilde stabilisieren. Während des Schreibens ziehe ich auch noch ein paar Konturen nach, um das Personal der Szenen fester zu fügen. Es geht um Gleichgewicht, um die Spannung zwischen spielerischer Auflösung und belastbarer Architektur.