Reaktionswärme

In der Feiningerausstellung, die wir gestern in der Schirn Kunsthalle sahen, wurde mir seine enge Beziehung zur Musik, insbesondere zur Fuge erstmalig klar. Und seine strengen Kompositionen, die wenig Spontanes haben, spiegeln das auch wieder. Viele andere Facetten seines Werkes waren mir zwar nicht neu, rückten aber näher, so dass ich Lust zu Malen bekam. In den letzten Jahren seines Lebens fertigte er kleine aquarellierte Zeichnungen an, die im Format meinen Buchmalereien ähneln.

Mein Thema an diesem Morgen war das Zusammenspiel von Aquarell, Haarlocken, Gravuren und Schraffuren. Die Schwünge, die von den Haaren markiert werden, lassen sich nur bedingt steuern. Manchmal färbe ich sie schon vorher ein und manchmal lege ich sie nass in eine Schraffur, die ich vorher mit einem oder mehreren Aquarellstiften gemacht habe. Dann verstärke ich bestimmte Areale mit intensiven Farben.

Die Erzählung beginnt, wenn ich andere Elemente hinzuzeichne, die im Raum schwebend eine Verbindung eingehen wollen. Auch mehr oder minder geerdete Figuren bieten ihre Energie für einen symbiotischen Austausch. Diese Durchmischungen erzeugen eine Kraft, die dann zwischen den Buchseiten eingeschlossen ist. Am nächsten Morgen versuche ich einen Teil davon wieder aufzunehmen und gebe die „Reaktionswärme“ der neuen Malereien an die digitalen Collagen weiter.