
Die Malereien blieben heute sparsam. Damit tat ich mir einen Gefallen, denn ich kann mich so besser auf die einzelnen Elemente besinnen, sie als das wahrnehmen, was sie sind: Abdrücke, gerade Linien, Schleifen, Umrisse und Verwischungen. Sie korrespondieren, aber erschlagen sich nicht gegenseitig. Manchmal erzeugen solche kurzen Konzentrationen stärkere Bilder als die lang anhaltenden, die sich gern in Ratlosigkeit verlieren.

Auch bei meinem Vortrag im Tibethaus sollte ich mich auf wenigere Elemente meiner Arbeit konzentrieren, die sich deutlich voneinander abheben. Bei den Linienverdichtungen auf der Suche nach den tausend Jahre alten Malvorgängen in den Räumen des Klosters Tabo, ist es wichtig, dass es sich immer nur um Annäherungen handeln kann. Am vorläufigen Ende stehen die unspektakulären Umrisse von Leerstellen zwischen den dichten, fast schwarzen Liniengesträuchen. Das Unterwegssein ist entscheidend – klingt banal, ist aber so!

Gedacht, geschrieben – getan: ich habe Sperrholzflächen zugeschnitten, geschliffen, farblos lackiert, geschliffen, lackiert und geschliffen. Dann übertrug ich die Tuschelinien der Strukturflächen der Dornenkronensequenz mit den Nummern 136, 154, 155, 164 und 165 erst mit einem weichen Bleistift auf Transparentpapier und dann per Abdruck auf die vorbereiteten Holzflächen. Die so vorgezeichneten Linien zog ich dann mit Feder und Tusche nach. Tiefschwarz und präzise stehen sie nun auf ihrem Untergrund. Heute will ich sie mit Farblasuren überarbeiten.
