Wortschlamm

Die frühen Erinnerungen an das Zeichnen, sind rhythmische Bewegungen der rechten Hand und des dazugehörigen Armes. Das geht bis in den Körper und in eine leichte Anspannung der Bauchmuskeln, wenn es zu den Schraffuren kommt, die ein Gesträuch nachempfinden. In Gotha fand eine Begegnung von mir, als jungen Menschen, mit dem Künstler Kurt W. Streubel statt. Das heißt, dass ich ihm einfach spontan besuchte, ein paar Zeichnungen von mir auf den Tisch legte und ihn fragte, wie ich weitermachen soll. Und er sagte zu mir: Setz dich vor ein Gesträuch, zeichne es von vorn bis hinten durch und finde damit zu deinem Stil. Das tat ich dann auch auf freiem Feld, neben den Gleisen der Thüringer Waldbahn, vor einem kahlen, dichten Strauch. Und gehe ich jetzt mit den Farbstiften in die Buchmalereien, spüre ich diesen Gestus noch, den ich 1977 fand.

Im Übrigen war dieser Streubel ein freier, aufrichtiger Künstler, der sich von den offiziellen Kulturvertretern der DDR – „Diktatur der Arbeiterklasse“ nichts vorschreiben ließ. Im Gegenteil, denn seine Arbeit und Haltung gegenüber dem sozialistischen Realismus, war eine Provokation. Auch diese Standhaftigkeit war mir Vorbild.

Und die Eiche sprach: stekjerwin kendekrumb larkschrau beftrull. Auf der laubbedeckten Wiese unter der großen Baumkrone, deren Durchmesser ich auf über 30 Meter schätze, entsteht ein Pfad über dem ähnlich ausgedehnten Wurzelwerk zwischen dem Wortschlamm.