Singender Baum

Gestern nahm ich am Nachmittag die Arbeit an der Reliefbemalung wieder auf. Die starke Farbigkeit, die durch die Lasuren entstanden ist, will ich mit weiteren Schichten etwas zurückdrängen. So kann man alle Teile zusammenlegen und mit weiteren durchscheinenden Farben alles „zusammenmalen“. Außerdem sollten auch noch ein paar Figuren aus dem Tanzliniendefilé oder auftreten.

Die bisher fehlende Unterordnung dieser Reihe unter ein Thema, ist ganz erholsam. Vielleicht ist es ganz falsch, sie in den fortlaufenden Prozess unter dem Verlust ihrer Freiheit, einzubinden. Wenn sich die Figuren von alleine in die Richtung der „Diktaturen“ entwickeln, kann ich es ja geschehen lassen. Mir fehlen die Weiterentwicklungen der Buchmalereikompositionen auf einer Transparentpapierrolle. Ich sollte das, vielleicht etwas reduzierter, wieder aufnehmen.

Mehrmals am Tag besuche ich die Vaganteneiche. Auf meinen Wegen ins Atelier und zurück, schaue ich sie aus den verschiedensten Perspektiven an. sehe ich am Stamm steil hinauf, entsteht für mich ein sehr körperlich – architektonisches Bild. Trete ich weiter zurück, erscheint sie eher wie ein singender Baum, der die Lieder wiedergibt, die er im laufe seiner hundert Jahre eingesogen hat.