Diktaturen 10 I Gustavsburgplatz

Der Gedanke, Landstreicher gänzlich auszurotten, war schon im 19. Jahrhundert im Bürgertum vorhanden. Nichtsesshafte wurden für geringe Vergehen zu Tode verurteilt. Somit nutzten die deutschen Faschisten diese traditionellen Ansichten und Praktiken, reicherten sie mit rassistisch-völkischen Theorien an und versuchten den Ausrottungsgedanken in die Tat umzusetzen. Der Gustavsburgplatz mit seiner Vaganteneiche ist somit ein Ort an dem man auf diese Vergangenheit zurückblicken kann.

In den Buchmalereien finden sich heute die Linien eines Eichenblattes und die der gewundenen Wanderungen der Fahrenden Leute. Sie waren auf den „Strichen“ unterwegs, auf denen sie „Kochemer“ oder „platte“ Leute kannten, auf die Verlass war, die ihnen Schutz und Unterschlupf boten. Die Zeugnisse und historischen Aufzeichnungen über die Fahrenden, stammen meist aus Gerichtsakten, sind somit stets durch Kriminalität gefärbt.

Aber es gab eben auch die anderen Seiten dieses Lebens. Gerne würde ich mehr über die Marionettenspieler, Sänger und die vielen Facetten der Darstellenden Künste erfahren. Außerdem interessiert mich das Handwerk unter den Bedingungen des Unterwegsseins. Das hat sicherlich viel mit einem Können zutun, das sich aus dem Mangel entwickelte und durch Improvisationsgeist wuchs.