
Chunqing Huang besuchte mich gestern im Atelier, um mit mir über das Projekt „Diktaturen“ zu sprechen. Sie lernte einige Arbeiten kennen, die ich mit dem Thema verbinde. Ganz zuvorderst Rolle 10 mit der Stasisequenz. Aber ich zeigte ihr auch meine Tabo – Arbeit und erzählte ihr von Ladakh und seinen buddhistischen Klöstern, die von dem Kulturrevolutionsterror verschont blieben, weil sie hinter der Grenze zu China lagen.

Auch die Rolle meines Vaters in der DDR war Thema und seine Arbeit in Jugendgefängnissen, Jugendwerkhöfen und Kinderheimen. Seine latente Gewaltbereitschaft mir gegenüber entsprang den Erziehungsmethoden dieser Umgebung.

Nur die Tanzlinie, die ich ihr zeigte, behielt noch ihre Neutralität. Noch bin ich nicht auf der Suche nach den Darstellungsunterschieden zwischen Tänzern aus freiheitlichen Gesellschaften und den Autokratien. Aber vielleicht würde sich in diesem Zusammenhang ein Blick auf die Praktiken der Arbeit innerhalb der Tanzkompanien und des Regietheaters lohnen.
