Diktaturen 01

Nach Beendigung der Tanzliniensequenz, begann die Auskopplung von Figuren auf Einzelblätter. Diese können sich danach auf Rolle 11 neu ordnen, was sich der Choreografie „Undertainment“ wieder nähert. All das findet unter dem übergeordneten Thema „Diktaturen“ statt. Mitglieder des Tanzensembles, die sich aus autoritären Staatsstrukturen entfernt haben, bewegen sich mit einem etwas strengeren Ausdruck auf der Bühne, meine ich zu beobachten. Aus ihrem Erleben wuchs ihnen eine andere Verantwortlichkeit zu. Daraus entstehen Impulse für Formulierungen, die Verweise auf diese Erfahrungen sind.

Zumeist hatte ich mit Tänzerinnen aus einem westlichen Lebenszusammenhang zutun. Auch im Ernst ihrer Arbeit gab es etwas Leichtes und Spielerisches. Einmal kamen die Damen eines russischen Ballettensembles in Reih und Glied in die Kantine des Heidelberger Stadttheaters. Wenn diese Sklavinnen freigelassen werden oder flüchten, und eine neue Kraft der Darstellung aus ihnen entspringt, kann das eine besondere Form hervorbringen.

Nach dem Zeichnen setzte ich mich gestern noch auf ein Bier auf den Gustavsburgplatz. Lolek gab mir ein Buch über die Fahrenden und Vagabunden. So, wie sich die Ablehnung dieser Volksgruppen in der städtischen, sesshaften Gesellschaft entwickelte, setzt sie sich derzeit in der Fremdenfeindlichkeit fort. Das geht mit einer Zugewandtheit zu autoritären Strukturen, fest gefügten Hierarchien in einer ummauerten Sicherheitsarchitektur zusammen.