
In den Chiemgauer Alpen fand ich einen fast faustgroßen Stein, dessen Oberflächenstruktur kleine und größere Krater aufzuweisen schien. Bei genauerer Betrachtung kam ein Konglomerat zum Vorschein, dessen auffälligste Bestandteile Muscheln waren. Sie werden von Kieseln, Sediment und Bergkristallen, die sie umgeben, gehalten. Die Muscheln und Schneckenhäuser kenne ich von den Kanaren, auch die Art Sedimentgestein findet sich glatt geschliffen an den Stränden. Dieser Brocken, von Meeresboden weit hinaufgedrückt bis in den Hochwald vor dem Gebirge, lag nun, Millionenjahre schwer, in meiner Hand.

Am nächsten Tag habe ich ihn gewaschen und für meine Buchmalereien benutzt. Nun erzählen seine Abdrücke die Geschichten der Meere und des langsamen Wachstums der Kristalle. Das mischt sich mit den Längsrillen der, dem Stamm zugewandten Innenseite, eines Rindenstücks von der Vaganteneiche. Die parallel laufenden Rillen sorgen für einen Kontrast zum chaotischen Bild der Steinzusammensetzungen.

Am Gustavsburgplatz begrüßte ich die Eiche und hörte zwei Worte von ihr. Die kann ich an Anne weitergeben, die mich gleich besuchen wird. Ich zeige ihr den Baum. Wir können uns dann von unseren Sommerreisen erzählen…
