Bäume

Der Vagantenbaum sagte: numarge rämwesu erwerfed laptsum

In Augenhöhe schmücke ich ihn mit Federn, Muscheln und Hühnergöttern an Fäden, die ich mit Schlingen in die Rinde hänge.

Der längs aufgespaltene Stammabschnitt der großen Pappel, die vor einiger Zeit hier gefällt wurde, und seinen Platz neben dem Ateliereingang gefunden hat, lag am Morgen ungeworfen neben der Tür. Die Verzierungen aus allerlei Geflechten, Steinen und Drähten, kaputt, die Holzbienen ausgeflogen und die Tongefäße zerschlagen. Alle paar Wochen passiert so etwas spät am Abend, wenn junge Männer bedröhnt zu viel Kraft entwickeln.

Länger als gewöhnlich beschäftigt mich, warum die unspektakuläre und beeindruckende Spielweise der Schauspielerin Annie Nowack mir so einleuchtet. Hat das mit einem Heimaterinnern zutun, mit Ihrer Ostsozialisation und der daraus folgenden Darstellungsform? Es gehört zum Diktaturenprojekt, das heraus zu bekommen.

DISZIPLIN

Ein Langsamer Morgen. Ich nehme mir Zeit und frage mich dabei, wohin mich die Eile meiner Tage geführt hat. In den Malereien entstehen langsam Farbklänge mit den Waben des Korallensteins. Gesammelte Federn vom Mainufer stehen in einem Glas. Gänse haben sie verloren und sie bekommen nun einen Platz in den Vertiefungen der Borke des Vagantenbaumes. Ich denke an die heiligen Bäume in Indien, zu deren Füßen zerbrochene Kultgegenstände liegen und die geschmückt sind mit farbigen Bändern.

Indem meine Entfernung zu den gegenwärtigen Arbeitszusammenhängen wächst, keimt die Ahnung von etwas anderem, jenseits der Verpflichtungen, die ich bereit bin / war (eine Bewegung) einzugehen. Lange sah ich mir die Wandzeichnung im „Gusti“ an, die ich vor 10 Jahren gemacht habe… Ich sehe sie gerne. Ich hatte viel Zeit für sie.

Manchmal nimmt die Bedeutung der Dinge, auf die ich mich lange bezog und stützte, plötzlich ab. Eine Ernüchterung setzte ein, die Scheinwelten zu entdecken glaubt. Geflechte der Vorstellungen lösen sich dann auf und man steht mit leeren Händen da. Wenn dann die Routine abhanden kommt, kann alles ins Rutschen geraten. Aber es gibt ja noch die DISZIPLIN!

KORALLE

urmwap nirban nieltrafur kreifschlat

Mit den Worten ging ich einige Muster auf dem Gustavsburgplatz, noch ohne das GPS-Gerät. Es gestaltet sich mit diesem Text eine etwas ruppige Struktur, ähnlich wie die Tanzlinien, die die Malereien durchziehen.

Von einem Gesims der Wohnung nahm ich eine ovale Koralle, die eine wabenförmige Musterung auf ihrer schön gespannten Oberfläche aufweist. Mit ihr kann ich punktförmige Vertiefungen in das Papier meines Tagebuchs prägen. Diese verband ich mit Gravurlinien, wodurch eine ähnliche Musterung entsteht, wie sie die Koralle aufweist. Als Kontrast zu den gleichmäßigen Formen fungieren Verwischungen und Auflösungen durch Wasser am Handballen und durch Farblasuren im Zusammenspiel mit den Tanzlinien.

Gleich gehe ich ins Atelier, und lasse mir unterwegs etwas Fremdes vom Baum flüstern, das mich in Bewegung setzt. Der Lärm von der Mainzer Landstasse stört etwas. Mehr Stille würde dem Vorgang entgegenkommen.

HOLZ

nenfbrag fietmur sumkwer

Der Gesang der erklingt, entsteht zwischen dem Wurzelwerk und der Baumkrone. Die Melodie der Malerei, die am Morgen entsteht, folgt dem rechten Arm, der sie von innen nach außen auf das Papier bringt und zusammenfasst. Den Stamm der Vaganteneiche im Rücken, schaue ich nach oben. Mit den Füßen wurzele ich in der nassen, braunen Erde, nehme die aufgelösten Worte auf, filtere sie wieder heraus und schreibe sie mit einer Gravur, die ich schraffiere, in die Malerei. Mit dem Handballen vervielfältige ich sie per Abdruck und verwische sie zugleich.

Der Abdruck des Konglomeratsteines mit dem Muschelschalen, Kieseln und Kristallen aus den Alpen, ist Ausgangspunkt der heutigen Malereien. Und weil die Bilder im Verlauf der Arbeit immer verwaschener wurden, druckte ich noch einmal ein Lavablasenmuster an weniger Stellen darüber. Das schafft gemeinsam mit der Tanzlinie Akzente, die die auseinander fließenden Farbformen zusammenklammern.

Gestern kaufte ich Sperrholz für die Sitzflächen der vier Stühle, die ich aufarbeiten und verschenken möchte. Weil der Zuschnittservice im Baumarkt nur rechte Winkel schneidet, musste ich die Schrägen im Atelier selber sägen. Das machte ich mit einem Fuchsschwanz, der wie eine Feinsäge funktioniert. Dabei erinnerte ich mich an meine Schreinerlehre, was eine Bewegungsfreude auslöste.

HOLZ!

1

Gestern kein Kontakt mit der Eiche, andere Wege, andere Bewegungen. Stattdessen ordne ich die letzten Zuflüsterungen neu:

trachklei egaron lubarkew

ipabluss egaron trachklei

lubarkew trachklei ipabluss

ipabluss lubarkew egaron

Das war letzt ganz intuitiv. Es geht auch systematischer, was Sinn macht.

Systematisch kann ich auch bei der Betrachtung / Bewertung der Buchmalereien vorgehen. Der Tanzlinie in 1 folgend, quere ich von links ein stürmisches Areal. Das kommt von der Rindenoberfläche der Eiche. Weiter rechts blubbert ein gasiges Magma – nein es hat ausgeblubbert und wartet starr auf eine neue Verflüssigung.

Kürzlich fiel mir ein schönes Stück rotes Lavagestein auf die Strasse. Gleich wurde es von einem Vorderreifen zermahlen. Das versehrte Reststück hob ich auf und legte es ins Auto. Weiter rechts auf 1 sträuben sich ein paar helle, eingravierte Linien vor der roten Schraffur, die in ein bräunliches Grau übergeht und dann in ein Indigofeld, das sich wieder mit dem Rot einlässt. Die Verwischungen sind eine Befreiung, manchmal auch eine Enttäuschung, wenn sie mit ihrem Wind so viele schöne Strukturen verblasen. Kurz vor dem rechten Ende der Linie, ein retardierendes Moment, ein Stopp und daneben ein Handabdruck mit den hellen Linien meiner Haut.

Ausblick

egaron lubarkew trachklei

Das empfing ich unter der Baumkrone mit den fallenden Eicheln und Blättern. Franz war mit dabei, der mich zuvor im Atelier besucht hatte. Er malte mit einem Freund ein paar Tage zusammen in seinem Atelier gemeinsame Formate. Dass will ich mir nun bald mal anschauen.

Die Buchmalereien und die derzeitigen Collagen, die aus ihnen entstehen, bieten mir mit ihren Möglichkeiten einen hoffnungsvollen Ausblick. Die vielen Abdruckvarianten der Steine und der anderen Materialien ergeben ein Potential, das noch eine Weile tragen kann. Ansonsten herrscht im Atelier die unbarmherzige Kälte, die von außen durch alle Ritzen pfeift.

Bein Günestheater bin ich auf einen Mann aufmerksam geworden, der auch Schauspielmusik macht. Auf meine Frage, ob er sich als Exilkünstler begreift, verneinte er das zunächst. Weiß nicht, ob er mich richtig verstanden hat. Aber ich würde natürlich gerne wissen, was er zum Islamischen Faschismus in seiner türkischen Heimat zu sagen hat.

Antigone

dlask arweu kedfirsch ipabluss

Manchmal gehe ich schon ein paar Schritte mit den neuen Worten. Bei besserem Wetter kommt das GPS-Gerät dazu. Aus den bewegten Klängen ergibt sich vielleicht eine Geheimsprache, die sich an mein STASI-DADA-Alphabet anschließt.

Vor ein paar Tagen sahen wir die Premiere von „Antigone“ auf einer dunkel stilisierten Bühne mit hartem, weißem Licht im Schauspiel. Anni Nowack spielte die Hauptrolle wenig spektakulär aber klar und dennoch emotional. Das machte den Konflikt sehr deutlich. Mit zusätzlichen Texten einer modernen Autorin hatten einige Untote neue Auftritte.

Meine Arbeit stagniert. Ich muss endlich mit dem Relief fertig werden, damit ich mich den Transparentpapierrollen widmen kann, die mich stets voran bringen.

Konkrete Gesten

Aus dichten Wolken fällt nasskalte Finsternis. Der Vagantenbaum spricht: „rilaumip“. Daraus entsteht eine Verbindung zu „peitwilz“, einem der ersten Worte, das an dieser Stelle an mich gerichtet wurde. Heute bot er mir auch etwas Schutz vor dem Regen, weil sein Stamm ein wenig schräg steht und somit einen trockenen Raum schafft, in dem ich ihm zuhören kann.

Gerade begann ich das Gespräch über DIKTATUREN auf andere Einrichtungen auf dem Gelände auszuweiten. Ich will sehen, ob die Ansiedlung des Projektes auf Teves West einen synergetischen Effekt macht, der zu weiteren anderen Förderungen führen kann. Mir gefiele es auch, aus der reinen Kunstwelt herauszutreten.

Aus den Linien, die auf den Reliefoberflächen den Unebenheiten folgen, sollen mehr Figuren entstehen. Ich wünsche mir, dass konkrete Gesten, die aus der der Reihe von Zeichnungen, die aus der Tanzlinie entstanden sind, wieder auftauchen. Ich spüre bei dieser Arbeit, wie anders ich darüber nachdenke, wenn sie für eine mir bekannte Person entsteht.

Schwingungen hörbar

saworle dorlepin

lolipawz enskrent tascht

sprach der Baum.

Gestern arbeitete ich an den Tuschzeichnungen für die Reliefobjekte weiter. Dunkle Akzente fehlen noch, die das Ganze noch etwas weniger gleichförmig aussehen lassen.

Danach war ich zu Besuch bei der Eiche, dann bei Gusti und dann noch einmal beim Baum. Fünf Worte aber noch kein Dialog. Mit einer Metalllamelle machte ich Schwingungen hörbar. Die gehen mit den Worten zusammen.

Ich überlege, ob das DIKTATUREN Projekt auf andere Beine gestellt werden sollte. Die Haltung des Kulturamtes ist zu starr, sodass ich noch andere Partner suchen werde. Ich will mal mit Timo vom IB sprechen, der politischer Bildung gegenüber offen ist.

sprolich zifulp vebteslo ernguret

Durch die Einbeziehung der Tanzlinien, die sich quer über die Buchmalereien ziehen, Farbwege bilden, die aufgeschnitten klare Fenster in die Vergangenheit öffnen, bekommen die Collagen einen anderen Charakter. Die Struktur der gemalten Bilder tritt deutlicher hervor und die Überlagerung der Schnittkanten der verschiedenen Schichten, bildet überraschende Durchblicke.

Nun noch eine amtliche Reaktion auf meine DIKTATUREN – Projektskizze. Der Baum aber sprach: sprolich zifulp vebteslo ernguret. Diese Worte denke ich zusammen mit den Vibratoklängen der gesammelten Metalllamellen der rotierenden Kehrmaschinenbürsten, was ich unbedingt Susanne, der Musikerin erzählen muss. Und vielleicht bin ich nun auch frei für die GPS-Gänge zusammen mit den Baumgesängen (GPS-Gesänge).

Gestern zeichnete ich Federstrukturen mit Tusche auf das große bemalte Reliefobjekt. Die Linien folgen den Oberflächenstrukturen der einzelnen Felder. Diese bildeten sich beim Modellieren des Originals in Ton und sind getreu abgeformt.

ustrabela

Gestern hatte ich 2 Begegnungen mit dem Baum. Jeweils ließ ich mir 2 Worte zuflüstern. Bei diesen etwas längeren Aufenthalten deutete sich die Gelegenheit eines Dialogs an. Aber was soll ich antworten auf stederfek, ustrabela, dalwich und tegront. Lautmalerische Übersetzungen würden helfen. Auf einer Rundbank um den Stamm ließe sich das kultivieren.

Im Kino sahen wir den Film IN DIE SONNE SCHAUEN von Mascha Schilinski. In ihm geht es um Frauenschicksale einiger Generationen auf einem Bauernhof in der Altmark. Mich nervte der Stil unscharfer Dunkelheit, langsamer Kamerafahrten und die teilweise vernuschelte Sprache etwas. Dennoch sprachen wir noch länger am Abend darüber. Und es stellte sich heraus, dass es sich bei diesem Film um eine gute Arbeit handelt.

Um das Diktaturenprojekt zum Laufen zu bringen benötige ich eine flexible Unterstützung durch das Amt. Es geht nicht um abgegrenzte Förderbereiche, sondern um eine Vielfalt von künstlerischen Sprachen. Gerne würde ich mit den Zöglingsportraits beginnen, sie auf einer Transparentpapierrolle weiterentwickeln, um sie dann mit der Gustavsburgplatzarbeit zu verbinden. Das kann in eine Ausstellung münden, zu der Arbeiten anderer Künstler zugeordnet werden.

DIKTATUREN unter dem Dach von TRIXEL PLANET

Gestern sagte die Vaganteneiche: „porela wremp tschosrat wobaldum“. Lolek traf ich, als ich tschosrat in mein Telefon tippte, denn all diese Worte kann ich mir nicht merken. Eine zweite positive Meldung zu DIKTATUREN kam aus dem Dezernat. Ich möchte die Gustavsburgplatzvorhaben in diese Arbeit mit einflechten. Allgemein ist es eine Fortführung unter dem Dach des alten Projektes TRIXEL PLANET.

Stehend auf meinem Betonfußboden arbeitete ich den ganzen Nachmittag an der Bemalung des großen Reliefobjektes. Die Tanzlinie, die sich darauf befindet teilt die Landschaft in eine nördliche und eine südliche. In den Buchmalereien findet sich diese Linie auch wieder und bildet die geschnittene Fuge in den Collagen, durch die man auf das gestrige Bild schauen kann.

Ein paar mehr tote Materialien der Vaganteneiche hätte ich gern hier im Atelier: trockene Äste, Blätter, Rindenstücke und Fruchthülsen. Bald ist es Zeit, die GPS-Gänge auf dem Platz fortzuführen oder vielmehr, einen Neuanfang mit ihnen und den Worten des Baumes zu machen. Das kann auf einer regelmäßigen Basis passieren, vom Eichenstandort ausgehend. Eine Zeichnung mit Worten, die ganz frei beginnt.

Fuge als Passage

„fentgloss sentfrurgan steilungra“ sagte gestern die Eiche. Wegen des starken Verkehrs auf der Mainzer Landstrasse, ist es meist etwas schwierig, dem Baum zuzuhören. Den summenden Stamm im Rücken und die weite Krone über mir, dringen die Worte des großen Freundes in mein Gehirn.

Auf dem größten Objekt des Reliefensembles, an dem ich nun weiterarbeite, begann ich die Malerei mit einer Tanzlinie, die sich von der rechten zur linken Seite durch die Vertiefungen des Reliefs zieht. Lasierend begann ich an ihr entlang die Farbigkeit zu entwickeln. In diesem Monat werde ich damit fertig.

An den Tanzlinien der Buchmalereien setzte ich einen Schnitt an, um die obere und untere Seite getrennt in die Collagen einzusetzen, sie auseinander zu ziehen. Im Riss dazwischen scheint die gestrige Collage hindurch. Die Fuge als Passage in die Vergangenheit.

Blasen Licht Schraffuren

frulsent rumsol

Gern würde ich nur noch schreiben, was ich vom Baum erzählt bekomme. Ein Stück seiner Rinde auf meinem Tisch, besitzt an seiner Oberfläche sehr dünne helle Fäden, die mit dem Inneren verbunden sind. Die Risse an der dem Stamm zugewandten Seite steigen senkrecht nach oben auf. Das Holz zwischen ihnen ist bereits von mir blaugrün für die Abdrücke in den Buchmalereien eingefärbt.

Eine größere Sparsamkeit beim Malen schafft in den Bildern mehr Leichtigkeit. Gasblasen der Lava gehen eine Verbindung mit dem Licht ein. Aus dem dunklen Indigo treten Cadmiumgelb und Helioblau hervor, fadendünne Papiergravuren verweben sich mit den Hautstrukturen des rechten Handballens, unter denen eine Arthrose sitzt. Schwindende Muskelmasse dort führt zu Kreuzschraffuren in den Farbabdrücken der Hand.

Auf der Frankenallee hatte ich auf einem Lampionfest zu „100 JAHRE NEUES FRANKFURT“ mit Teves West einen Stand. Dort stellte ich noch einmal, nach 20 Jahren, mein TRIXEL PLANET vor. Es kostete etwas Überwindung, die schönen Broschüren, mit der geplanten aber gescheiterten Umsetzung auf dem Grünstreifen der Allee, zu verteilen. Ich hatte viele Gespräche in den drei Stunden.

Neue Worte

gentura

kombrud

vertola

zikbla

sumwai

laumkrüpp

Das sind die neuen Worte, die ich von der Vaganteneiche empfangen habe. Mit ihnen kann ich nun gehen, sie singen oder Musik machen. Susanne wäre eine Kooperationsadresse dafür. Auch ist es vorstellbar, mit diesen Worten zu malen. Von ihnen ausgehend Linien finden und dann lasierend Farben schichten. Aus „laumkrüpp“ steigen die Blasen der Lavasteinabdrücke auf und verbinden sich mit der Tanzlinie.

Gestern zeigte ich Anne den Baum und stellte ihr Lolek vor. Wir wollen uns heute noch einmal treffen. Mal sehn, ob wir gemeinsam was machen. Außerdem sprachen wir über meinen Nachlass, ein wichtiges Thema für mich jetzt. Anne fragte, wie ich mir das ohne Schere im Kopf wünschen würde. Meine Vorstellung ist, dass die Arbeit in einem Archiv für Forschungszwecke zugänglich ist. Ein Arbeitsangebot für zukünftige Generationen. Aber es kann dabei auch einen kommerziellen Aspekt geben…

Millionenjahre schwer

In den Chiemgauer Alpen fand ich einen fast faustgroßen Stein, dessen Oberflächenstruktur kleine und größere Krater aufzuweisen schien. Bei genauerer Betrachtung kam ein Konglomerat zum Vorschein, dessen auffälligste Bestandteile Muscheln waren. Sie werden von Kieseln, Sediment und Bergkristallen, die sie umgeben, gehalten. Die Muscheln und Schneckenhäuser kenne ich von den Kanaren, auch die Art Sedimentgestein findet sich glatt geschliffen an den Stränden. Dieser Brocken, von Meeresboden weit hinaufgedrückt bis in den Hochwald vor dem Gebirge, lag nun, Millionenjahre schwer, in meiner Hand.

Am nächsten Tag habe ich ihn gewaschen und für meine Buchmalereien benutzt. Nun erzählen seine Abdrücke die Geschichten der Meere und des langsamen Wachstums der Kristalle. Das mischt sich mit den Längsrillen der, dem Stamm zugewandten Innenseite, eines Rindenstücks von der Vaganteneiche. Die parallel laufenden Rillen sorgen für einen Kontrast zum chaotischen Bild der Steinzusammensetzungen.

Am Gustavsburgplatz begrüßte ich die Eiche und hörte zwei Worte von ihr. Die kann ich an Anne weitergeben, die mich gleich besuchen wird. Ich zeige ihr den Baum. Wir können uns dann von unseren Sommerreisen erzählen…