Zeitmessung

Zeitig, während die Sonne über den Bahndamm steigt, am Tisch im Atelier. An den Wänden leuchten Farbübergänge. Schattenflackern von wedelnden Blättern. Immer noch hebt der Ostwind den Fugverkehr über mein Dach.

Mit den gegenwärtigen Zeichnungen zeige ich Bewegungen meiner Hand, von den Gegenständen, die unter der Schraffur der Frottagen über die Tischplatte wandern und vom Kreisen der Bleistiftspitze in Gravitationsschwüngen.

Der Wunsch der klassischen Tänzer, zu schweben, geht mit den Träumen der sowjetischen Suprematisten einher, die Städte ohne Schwerkraft zeichneten.

Gestern scannte ich eine Videoszene mit Jone San Martin und David Kern aus „One Flat Thing, Reproduced“. Weil der Scanner die sich bewegende Szene langsam von der einen Seite zur anderen erfasst, werden die Bewegungen von drei Sekunden zu einem Standbild zusammengefasst und somit verzerrt festgehalten. Diesen Effekt gibt es stilisierter auch in meinen Zeichnungen aus den Ballettsälen oder vom Blick aus dem Zugfenster. Es handelt sich also um eine spezielle Wiedergabe von verstreichender Zeit durch das optische Abtasten des Raumes.

Das führt zurück zu den Frottagen der über die Tischplatte wandernden Steine.