Aktuelle Motive, sagt Aleida Assmann, sind Wächter über das Erinnern und Vergessen. Mit meinen Einnerungsgeflechten übermale ich auf meinem großen Bild im Atelier die Schicht einer bestimmten Zeitspanne. Ich möchte einen künstlerischen Tiefpunkt tilgen und wieder in der Mitte meiner Arbeit ankommen. Noch langte ich mit der Malerei nicht bei den Totenbüchern an, bin aber mit großen Schritten unterwegs dorthin. Bald soll eine neue Leinwand aufgespannt werden, auf der ich als erstes das Väterbild anlegen werde, das Voraussetzung für die Totenbücher ist.
Gestern bin ich außen meinem Arbeitstagebuch zu nichts gekommen. Auf dem Hauptfriedhof besuchten wir die Urne unserer Freundin Heike Knoll, stellten eine Blume daneben und dachten daran, dass sie gestern sechsundfünfzig Jahre alt geworden wäre. Wir erinnerten uns an den frierenden Trauerzug vor sieben Jahren und an ihre schnatternden Werbekollegen. Dann strichen wir mit unseren Händen über die Urne, um ihrer Asche nahe zu sein. Vor der dunklen, trockenkalten Gruft empfing uns das gleißende Mittagslicht.
Was heißt das Versprechen: Wir werden nicht vergessen?
Im Gärtchen muss ich nun manchmal Kontrollrundgänge machen. Dabei verscheuche ich die Katzen und zähle die Eidechsen durch, die übrig sind. Manche haben die Katzenangriffe nur verstümmelt überlebt. Aber ihre Sollbruchstellen an den Schwänzen haben sie gerettet.
Heute Kunstschule…