Sonntag. Es ist etwas Schnee gefallen, der am Abend matschig, nass und glitschig die Stadt bedeckte. In der Nacht ist er festgefroren und leuchtet nun, an diesen hellen Wintermorgen in der Sonne. Licht im Überfluss projiziert die Umrisse des vertikalen Gartens vor den Fenstern auf alle Gegenstände im Atelier.
Gestern Abend ging ich noch über die Frankenallee spazieren. Im hellen Fenster sah ich mein Bild Waldherzen an der Wand meiner ehemaligen Wohnung. Auf dem Heimweg hielt ich an der Rebstockkneipe auf ein Bier. Ich wurde Zeuge einer abklingenden Schlägerei. Die Polen scheinen alle zu Hause unter dem Weihnachtsbaum zu sitzen. So waren fast nur Marokkaner da.
Die Glocken läuten. Susan Sontag ist heute zehn Jahre tot, das Licht streift seitlich über meine Reliefs und erweckt sie zu neuem Leben.
David Foster Wallace spricht von unseren Denkvoreinstellungen, die uns das tägliche Leben zur Hölle machen können. Die Maske dieser Hölle sah ich am ersten Weihnachtstag.
Sein Denken zu kontrollieren, bedeutet zunächst die Trägheit zu überwinden, den Voreinstellungen zu folgen. Das ist der Startschuss einer Praxis, die zu einem anderen Lebensglück führen kann. Aber dieser Anfang muss erst mal gemacht werden.