Für das Aufstellen von einem langen Tisch, auf dem ich die Transparentpapierrolle der letzten Monate ausrollen konnte, hatte ich zunächst die Installationen des vergangenen Workshops beiseite zu räumen. Mir kommen die Ergebnisse der langen Anstrengungen, die ich mit Tusche und Feder unternahm, eher unspektakulär vor. Teile der ausgegrabenen Artefakte legte ich auf eine graue Filzpappe in das Licht unter dem frei geräumten Fenster eines der Rolltore.
Mit Helga besprach ich am Abend, im Juni mit unserem Material eine Werkstattausstellung zu machen, die die Entwicklung und den Stadt unserer arbeit zeigen soll.
Die längst tot geglaubten Sowjetgespenster stehen nun gemeinsam mit der Russischen Orthodoxie wieder neu auf. Krishnababy zeigt auf einen Artikel von Svetlana Alexijewitsch in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Die Autorin fragte einen Priester, was denn die russische Spiritualität ausmache. „Alle Homosexuellen in eine Stadt deportieren und dort erschießen“, meinte der. Aus Putin – Ikonen soll Myrrhe tropfen – ein Heiliger! Die durch die Medien angestachelte Volksaggressivität verlangt nach der Annektierung der Krim weitere Siege. Der Blick geht ins Baltikum oder nach Tadschikistan. Alle Staaten, die sich von der Russischen Föderation abgespalten haben, scheinen potentiell gefährdet zu sein. Diese nationalistischen Töne bedienen sich auch noch einer antifaschistischen Geste, was die Argumentationen immer abstruser erscheinen lässt.
In den letzten Jahren dachte ich öfter nach, wie ein neues europäisches Kriegsszenario aussehen könnte. Auf die Frage, was wir eigentlich in den letzten Jahrzehnten in Europa erreicht hätten, meinte Claude Juncker, man solle sich die Soldatenfriedhöfe der letzten Weltkriege anschauen, um das zu verstehen.