Ich schaute mir gestern noch einmal die Fotos vom vergangenen Donnerstag vom Hang des Kleinen Feldberges im Taunus an. Meine Aufmerksamkeit blieb an den Aufnahmen der ausgehobenen Grube haften. Die Nahaufnahmen der Geröllkonglomerate durchsetzt von schwarzem Mutterboden und den Hohlräumen, deren Dunkelkammern die goldenen Pünktchen einschlossen deren Leuchten aus der Tiefe mich einen Moment lang irritierte. Das geheimnisvolle Schimmern das ich erinnere, aber nicht fotografiert habe.
Wiederholung, Verwischung und Überlagerung der Erinnerungsbilder
Ich überlege Details der Ausstellung zum FRANKFURTER KRAFTFELD innerhalb des Großprojektes „entlang der mainzer“. Die Projektraum- oder Archividee versuchte ich gestern im Atelier zu entwerfen. Dazu stellte ich die große Hartfaserplatte auf die Staffelei, an die ich schon vorher ein paar Dinge geheftet und geklammert hatte, was mich auf die Idee einer solchen Gestaltungsweise brachte. Gestern nahm ich mir dann die bislang ausgedruckten Fotos, Figurensequenzen auf Transparentpapier, Rollbilder und Kartierungen vor und montierte sie zu einem Streifen. Dieser veränderte sich im Verlauf des Nachmittags und wovon ich fünf einzelne Zustände fotografierte. Es ist zu sehen, dass die Bilder von rechts nach links wandern, dass sie sich überlagern, dass manche wegfallen und viele neu hinzukommen. Alle Produkte, die im Projektzeitraum entstehen, sollten in diesem Rahmen eine Rolle spielen. Die Arbeitsweise, mit der ich die täglichen Abbildungsstreifen herstelle, sollte ich auch bedenken. Dort überlagern sich immer neu hinzukommende Arbeiten. Dieses Prinzip könnte mit dem „Förderbandprinzip“ der Rolle kombiniert werden.
Das Thema heißt Erinnerung oder erinnern der Erinnerung. Das geschieht mit Verwischungen, Rolltechnik und Geflecht. Wiederholung, Verwischung und Überlagerung der Erinnerungsbilder.
Diagonalen auffangen | Goldstaub in Hohlräumen
Bei diesem dampfenden Wetter arbeitete ich gestern noch mal im Taunus am Hang. Eine der Konstruktionen, die ich von einer Seite her an einen Baum gelehnt hatte, fing an in Diagonalen zu rutschen, die um den Baum herumführten. Die Verdrehung in die Schräglage wurde vom Geflecht ineinander verhakt und geklemmt noch gehalten. Diese Dynamik wollte ich so lange als möglich erhalten und stand vor der Aufgabe die rutschende Konstruktion von der anderen Seite her abzustützen. Dafür bot sich ein Materiallager an, das in etwa fünfzehn Metern Abstand, bereits von Tannennadeln bedeckt am Boden lag. Es bestand wieder aus abgeschlagenen gebogenen Tannenästen deren spannungsvolle Biegungen nun die Diagonalen auffangen sollten. Das Verfahren ähnelt dem des Zeichnens solcher bewegter Strukturen.
Neben der Pflege des Gesamtbestandes arbeitete ich insbesondere an der zweiten freistehenden Figur weiter. Außerdem hob ich mit meinen Händen die Steingrube, mein Siegfriedgrab weiter aus. In einer Tiefe von etwa vierzig Zentimetern traf ich auf Hohlräume, zwischen dem losen Geröll, in denen die Gesteinsoberflächen mit kleinen gelben Punkten besetzt waren, die in der Dunkelheit wie Goldstaub schimmerten. Ich konnte diese Partikel nicht identifizieren, dachte am ehesten an Sporen.
Nebel | Grabung | Gestein
Der Wald war voller Feuchtigkeit und Wolken, vor deren Nebel sich meine Figuren besonders gut und deutlicher abhoben. Der Raum staffelte sich augenscheinlich zu einer Kulissenlandschaft. Die Einflüsse des Wetters sind bei der Wahrnehmung des Hangs von großer Bedeutung. Die Fotografien bekommen durch den Nebel einen ganz anderen Klang. Die wilde Verfilztheit der figuralen Architekturen explodiert raumgreifend. Ich bin vorwiegend reparierend unterwegs gewesen. Auch große und feste Geflechte bekommen Schieflagen und drohen einzustürzen. Diese Fließrichtungen des Holzes versuche ich zu erhalten und weiter zu bauen indem ich Äste in denselben Richtungen dazulege, -lehne, -flechte.
Die meiste Aufmerksamkeit widmete ich der Steingrube, die ich weiter aushob. Siegfrieds Grab, das auf seine Bestattung wartet weitet sich zu einem Gang aus, der der Geröllader folgt, sich so seine Form sucht, mit der er Kontakt zu den anderen Eingriffen in das Waldgeschehen findet. Wurzeln die weit oben liegen, werden untertunnelt. Langsam beginnen sich die Steine für mich zu interessieren. Unterschiedliche Farben, Konsistenzen und natürlich auch unterschiedliche Formen rufen das Gegeninteresse bei mir auf. Zunächst sind sie schlammverschmiert, wodurch ihre Zeichnung verborgen bleibt. Die Steine aber, die ich schon Wochen zuvor auf den Rand der Vertiefung legte, sind vom reichlichen Regen der letzten Tage sauber gewaschen worden. Die Struktur des Gerölls schafft einen Kontrast zu den eher ausgefransten Holzgeflechtbauten. Es gibt Brocken mit grünen Einschlüssen, rötlichen Färbungen und weißen Kristallen.
Durch die Grabung erschließt sich eine neue Welt, deren Konsistenz sich eher mit der Stadt verbinden lässt. In meinem Kopf entsteht die Möglichkeit, diese Steine aus der Geröllmasse herauszulösen, um sie in einem Raum in der Stadt zu installieren und ihnen somit eine andere Geltung zu verschaffen.
Wegpunkte | Rollbilder
Langsam schließen sich die Wegpunkte auf der Mainzer mit denen am Hang zusammen. In diesem Zusammenhang werden die gezielten Begehungen des Stadtareals notwendig. Urbane Stadtmaterialität und Baustruktur können bestimmten Stellen im Wald zugeordnet werden. Unter diesem Blickwinkel verändert sich auch die kontinuierliche Arbeit an den Objekten, Verflechtungen und Bodenstrukturen. Ein weiterer, mir wichtiger Blickwinkel sind die Rollbildsysteme, die in den verarbeiteten Abbildungen und deren Zusammenstellungen eine Rolle spielen sollen. Das Fortlaufende eines Weges mit einem Bildstreifen zu vergleichen genügt nicht. Eine erste Rotationsbewegung habe ich mit den Wegpunktfotografien geschaffen, deren Ausrichtung rechtsdrehend, in alle vier Himmelsrichtungen an jeden Punkt vorgenommen wurden. Diese Arbeitsweise könnte in der Stadt wiederholt werden. Somit werden die Herstellungsprinzipien der Rollbilder und der Transparentpapierrollen fortgesetzt. Deswegen wird es notwendig, auch diese Exponate im Projektschauraum zu zeigen.
Im Atelier arbeitete ich gestern an den Papierrollbildern weiter. Das Material bewegt sich etwas unbändig, neigt zu Verwerfungen und Faltenbildungen. Die Farbschichten stabilisieren das Packpapier, und je mehr von ihnen übereinander gerollt sind, umso nuancenreicher kann der Farbreichtum ausfallen. Bei näherem Überlegen, ist der ganze Schaufensterprojektraum ein einziges Rollbild, ein erzählender und verdichtender Streifen.
Am Morgen hatte ich die Idee, Tafeln des Kraftfeldes von Zweitausendzehn mit in den Raum zu stellen. Außerdem würde ich gerne kleine Rollsiegel entwickeln, wie sie immer wieder von Archäologen in mesopotamischen Schichten und anderswo gefunden werden. Solche Gegenüberstellungen machen den Inspirations- und Arbeitsprozess deutlicher. Das Kraftfeld, das auch aus dem Verfolgen von kontinuierlichen, systemischen Prozessen über lange Zeiträume, immer mehr Energie in sich aufnehmen kann, dessen Konzentration wird so deutlicher.
Flüchtiges | Festes
Am Morgen dachte ich daran aus der Steingrube am Hang eine größere amorphe Bodenfigur zu machen, die mit etwas mehr Platzbeanspruchung Verbindung zu der zweiten freistehenden Figur aufnimmt. Ich bin gespannt, in welchen Zustand sich der Weg nach dem starken Regen und dem Wind darstellt. Die sich verändernde Qualität der Installationen beschäftigt mich derzeit am meisten. Alles Vage und Schüttere beginnt mich zu konzentrierteren Festsetzungen zu reizen, als Kontrast zum Flüchtigen.
Nibelungen | Wald
Gestern habe ich beginnen, mich mit dem Ring des Nibelungen zu beschäftigen. Spannend sind für mich die mit der Bibel verwobenen religiösen und mythischen Stoffe des Nordens. Es ist abzuwarten inwiefern das meine künftige Arbeit beeinflussen wird. Sicher aber werden die Waldthemen davon betroffen sein, mit denen ich dann auf die Mainzer Landstraße gehe.
Rollbilder
Ich arbeitete an den Rollbildern weiter. Dazu habe ich mir einen speziellen Tisch gebaut, der eine durchhängende Plastikplatte hat, auf der eine Rolle mit zehn Zentimetern Durchmesser hin und her rollen kann. Mit ihr und Farbspritzern, die durch diese Bewegungen verteil wurden, grundierte ich das Packpapier und konnte dann in die noch feuchte, dünne weiße Farbe andere Farbtöne sprenkeln. Daraus können schöne zarte Stimmungen entstehen.
Arbeitstagebuchprojektraum
Seit einiger Zeit steht in meinem Atelier eine Hartfaserplatte, an die ich mit schwarzen Metallclips bearbeitete Fotos aus den Wald, Transparentpapiersequenzen, Geflechte jeglicher Art und auch Rollbilder befestigt habe. Diese Wand zeigt eine lebendige Dokumentation einer Arbeitsphase. In dieser Weise könnte ich mit ein Schaufenster wie einen Projektraum vorstellen, der den Verlauf des Arbeitsprozesses FRANKFURTER KRAFTFELD dokumentiert. Periodisch würden die Arbeiten weitergerückt, übereinander gestapelt und fortlaufend ausgetauscht werden. Somit würde der Fortgang der Arbeit transparent werden. Die Menschen können im Vorübergehen verstehen, wie Kunstschaffen funktionieren kann. Deutlich wird die Parallelität der Vorgänge anhand der parallel entstehenden Kunstwerke. Gleichzeitig könnte eine Miniaturausführung der Ausstellung am Anfang des Weges an seinem Ende im Schaufenster des Futterstübchens stattfinden. So würden sich Anfang und Ende miteinander kurzschließen.
Gerstern habe ich erstmals veröffentlicht, dass ich auf dem Weg in Wald am Hang Einzelführungen machen werde. Die Gegenleistung der Teilnehmer werden ihre Erinnerungsbilder sein, die sie mir geben, damit ich sie im Atelier zu Umrissbildern umformen kann. Sie sollen vom Erlebnis des gestalteten Hangs inspiriert sein. Dann wandern die Bilder auf die Mainzer Landstraße in die Ausstellung oder den Projektraum FRANKFURTER KRAFTFELD, werden dort weiter verarbeitet und werden zu den Reliefdreiecken, die ich dann im Wals wieder vergraben werde.
Das Schaufenster würde eine Art Arbeitstagebuch von FRANKFURTER KRAFTFELD werden und bei entsprechender Gestaltung würde sich vielleicht der Widerspruch zwischen Werk und Dokumentation lösen lassen, die Unterscheidung würde hinfällig. Die Einzelführungen im Wald würden mir Gelegenheit zu zusätzlicher Pflege des Weges geben.
FRANKFURTER KRAFTFELD | Wegpunktprojektionen
Es entwickeln sich Arbeitsschritte, mit denen ich die Spannung zwischen dem Weg am Hang, dem Frankfurter Kraftfeld und den Gegebenheiten auf der Mainzer Landstrasse erforschen und für weitere Phasen der Arbeit nutzen will.
Außerdem denke ich an kleineren Eingriffe in den öffentlichen Raum, wie immer diese ausfallen, wenn man Dinge vom Wald in die Stadt holt und sie dort den Gesträuchen der Erinnerungsbilder gegenüberstellt.
Möglich wäre außerdem, zwei oder drei Spaziergänge im Wald und auf der Mainzer anzubieten, die sich aufeinander beziehen. Ich möchte dabei ausprobieren, wie sich die Wegpunktprojektionen im Kopf übereinander lagern lassen.
Verdichtende Aufnahme vorhandener Gegebenheiten
Das eindrücklichste Erlebnis im Wald gestern war das weitere Ausheben der Steingrube in Verbindung mit dem Gefühl in den Schoß der Mutter Erde zurückzukehren. Mit jedem herausgelesenen Stein komme ich näher, versinke in dem tiefen, noch unerklärbaren Schutt. Insekten werden vom feuchten Erdreich zwischen den Steinen angezogen vom Geruch des immer noch anhaltenden Winters in der Tiefe. Mit bloßen Händen spüre ich die Scharfkantigkeit, Kühle und das Gewicht der Steine. Die Lust, mich noch weiter hineinzuwühlen wächst, mich dann hineinzulegen um ganz darin zu verschwinden.
Eine weitere freistehende Figur ist entstanden, die eine Verbindung zwischen den Baumkreisen und dem darauf folgenden Zentrum mit den stabilen Geflechten und der ersten freistehenden Figur bildet. Beim Hinabsteigen leuchtete sie in warmem Gegenlicht.
Ich merke, wie ältere Ästestapel auf den unteren Ästen der Bäume schütter und verstaubt wirken. Sie haben nicht mehr die Kraft des Neuen, als sich die Wegzeichen noch in ihren anfänglichen Versuchsstadien befanden. Alle Versuche, die nun miteinander verglichen werden können, sind ja nur unterschiedliche Varianten, deren Gestalt sich nach dem vorhandenen Material und den sie umgebenden Situationen richtet.
Somit verändern sich die Gestaltungen, der Weg in einem Prozess sich verdichtender Aufnahme der vorhandenen Gegebenheiten unter Maßgabe meines Glücks, das zwischen Spannung und Einklang siedelt.
Orte auf dem projizierten Pfad
Im Atelier zeichnete ich an der Querwaldeinsequenz 01 weiter, führte sie zu einem Zwischenstand, der deutliche Zeichen eines mechanisch-muskulärem Systems aufweist. Es ist als spiegelten die Linienbündel die körperliche Betätigungen, die mit den Wanderungen und der Arbeit am Hang zutun haben.
Diese Linien waren auch gestern Bestandteil eines Spazierganges, bei dem ich das Gebäude der DWS, den Güterplatz und Liaquats Laden berührte. Er liegt am Ende der Wegeprojektion, die vom Hang auf die Mainzer Landstrasse führt. Mit Liaquat sprach ich nun erstmals über das Projekt, und wie ich seine Familien darin einbinden will. Nun ist es tatsächlich ein Problem, Familien, die völlig in ihr Geschäft eingebunden sind, dort heraus zu holen, sie auf den Pfad der Kunst zu locken. Er wird aber dabei sein.
Noch schwieriger aber Dürfte es beim DWS werden. Dieses renommierte Geld- und Kunstinstitut wirkt nach außen völlig abgeschlossen. Etwas habe ich schon recherchiert. Sie arbeiten mit Galerien zusammen, zeigen junge Arbeiten. Es gibt Verantwortliche für Kunst und die Publikationen, die damit zutun haben. Ein anderer Weg wäre es, mit den Rauchern vor der Tür zu sprechen und mit ihnen eine private Beziehung zu knüpfen, Geschichten von ihnen zu erfahren und mit ihnen Erinnerungsbilder ihrer Familien zu generieren Lösungen werden sich unterwegs ergeben.
Ein weiterer interessanter Ort ist der Güterplatz. Völlig vernachlässigt, von den Grabungen für neue Versorgungsleitungen durchwühlt, liegt er inmitten eines boomenden Zentrums von Bauaktivität.
Wald- und Erinnerungsgeflechte
Die anvisierten Einzelführungen im Wald verschaffen dem Projekt eine neue Dimension oder eine weitere Ebene. Jede Begegnung kann im Arbeitstagebuch protokolliert werden. Die Familien von Liaquat und Ilja können in dieser Umgebung zu ihren Erinnerungsbildern des „Frankfurter Kraftfeldes“ kommen. Die Gegenüberstellung mit den Geflechten im Wald bekommt so Sinn. Das Projekt „entlang der mainzer“ bringt mich somit zu einer weiteren Bereicherung der Arbeitsschritte. So kann ich die Projekte zusammenhalten und etwas konzentrieren. Ein weiterer Schritt der Arbeit ist die Collage, die ich mit den Jugendlichen auf Teves anfertigen will.
Einzelführungen
Gestern kam ich auf die Idee, den Wald immer nur einzelnen Gästen zu zeigen. Dieser Gedanke der Einzelführungen entspricht dem Charakter der Arbeit, die ich fast vor Gästen schützen zu müssen meine. Das ist wie in einer Experimentalkammer, in der niemand außer mit etwas zu suchen hat. Die Vorsicht mit der ich es nun doch präsentiere, hat etwas Systemimmanentes. Es geht nämlich nicht um ein Gemeinschaftserlebnis von miteinander schwatzenden Gruppen, sondern um die ganze Aufmerksamkeit des Einzelnen.
Romafamilien | FRANKFURTER KRAFTFELD
Seit einiger Zeit versammeln sich verschiedene Romaclans auf dem Grünstreifen der Allee vor meinem Schreibtischfenster. Gestern waren es sechzig Menschen, die außer Lärm auch noch viel Müll produzieren, den sie dort zurücklassen. Es handelt sich um rumänische und polnische Familien. Dabei kam mir die Idee, mit ihnen zu meinem FRANKFURTER KRAFTFELD zu arbeiten. Das hieße aber, dass ich einen engen Kontakt aufbauen müsste, dann aber mit ihnen auch über den Müll reden könnte.
Steilwand | Kraftfelder
Im Atelier zeichnete ich gestern an der Wegsequenz, die ich eigentlich zu beiden Seiten auslaufen lassen wollte. Jetzt aber entschied ich die Verdichtung an eine Diagonale im Format heranzuführen. Das wird die Kante der Schwärze sein, von der aus es in die weiße Tiefe geht, die „Steilwand“. Diese Linie beschreibt zugleich auch noch einmal den Verlauf des Weges.
Am Morgen dachte ich daran, die Betondreiecke aus denen ein Bild zusammengesetzt werden kann, dieses Puzzle also im Wald zu vergraben. Irgendwann, wenn längst alles vergessen ist, wird es vielleicht ausgegraben und das Bild wird „entziffert“.
Gerne würde ich mit dem GPS noch mehr zu den Verhältnissen der Räume zwischen den Wegzeichen ergründen, die Kraftfelder, die aus den unterschiedlichen Größen und Richtungen entstehen, ergründen.
Wegabschnitte
Die drei Abschnitte des Weges erscheinen mir schon recht plastisch vor Augen, wobei der mittlere mir noch etwas Schwierigkeiten bei der Zuordnung seiner Installationen bereitet. Er ist wiederum in drei Teile aufgesplittert. Im unteren Zentrum befindet sich der Platz mit dem Kreuzstein von Vinzenz, dem Steingesicht im Baum und verschiedenen Figuren, die an Bäume gelehnt dort ausharren. Die Mitte ist etwas weniger reich ausgestattet. Das ist eine dramaturgische Schwäche. Zwischen den Baumkreisen, die mittlerweile etwas Pflege und Ausbau gebrauchen könnten, künden nur wenige Zeichen vom begleitenden Pfad. Der obere Bereich ist wieder verdichteter. Übersichtlich und Kompakt stehen dort die Figuren in einer leichten, dem Hang angepassten Senke. In diesem gut zu überschauenden Areal bauen sie Beziehungen zueinander auf.
WÄLDNERISCHE Angebote für die Stadt
Wenn sich die freistehende Figur noch erweitern sollte, gelangt sie längs vielleicht doch noch an einen Baumstamm und erweitert sich zu einer Wand im Waldraum. Mittlerweile richten sich die Größen der Elemente nach der des Materialangebotes. Es würde mich nicht wundern, wenn sich der Weg zugunsten dieser Angebotsräume ausbuchten würde. Und neue Figuren entstehen dort, wo die Forstarbeiter Bäume gefällt hatten und das Restmaterial liegen ließen. Nun sind diese Orte schon reichlich übermoost, die gebogenen Tannenäste sind kahl und etwas morsch. Manchmal liegen die Baumwipfel noch mit den Ästen am Boden, Die kann ich dann aus den morschen Stämmen herausbrechen. Wenn es deswegen kracht, bekomme ich einen Schreck in all der Stille. Jedenfalls melde ich mich in dieser Weise bei den Tieren mit Jungen an, die dann ihrerseits keinen Schreck mehr zu bekommen brauchen. Auch beim Ausheben der Grube, beim wühlen in den Steinen gab es, wenn ich die Brocken aufeinander warf, fremde Töne.
Für das Obere Ende des Weges habe ich ja nun das Ritual der Spiralwanderung gefunden. Dieses Gehen von innen nach außen und umgekehrt in der gleichen kreisförmigen Richtung, hat eine besondere körperliche Wirkung. Außerdem erinnert es mich an mancherlei Labyrinthe auf Felswänden, in Kirchen und in barocken Gärten.
Es wird eine WÄLDNERISCHE Landschaft.
Noch kommt mir beim Gehen im Wald, die Mainzer Landstraße nicht in den Sinn. Auch beim Gehen auf der Mainzer erscheinen mir die Bilder des Waldes noch nicht. Sicher stellt sich das erst ein, wenn ich den Waldweg auf der Mainzer gelaufen bin.
Steingrube | freistehende Figur
Der Mittwoch ist mir der wichtigste Arbeitstag. Es ist, als würde ich ihn die ganze Woche herbeisehnen. Einerseits ist es die Neugier, wie weit mein Weg die Wetter oder Eingriffe von anderen Waldläufern schadlos überstanden hat. Andererseits ist es der Hang zur Pflege und Erhaltung der Figuren und des Fußweges. Die geschieht meistens im Vorübergehen. Mit den Füßen schiebe ich ein paar Tannenzapfen oder Zweige beiseite, oder lege herab gefallene Zweige wieder in meine Gesträuche ihrer Herkunft. Nun kommen noch die Flächen hinzu auf denen ich das Gras spiralförmig mit den Füßen umlege, so dass mir schwindelig dabei wird, denn die Radien sind eher klein. Bei allem Arbeiten und Erleben, beim Bauen und Fotografieren spielt das Wetter bzw. dessen Licht eine herausragende Rolle.
Im Wald habe ich nun zum ersten Mal eine freistehende Figur gebaut. Zunächst stellte ich drei Stangen mit ihrer Biegung so zusammen, dass sie ein Gleichgewicht hielten. Vorsichtig stellte ich eine um die andere gebogene Stange aus einem Tannenast hinzu und bekam auf diese Weise etwas ähnliches, wie ein Tipigestell. Als es stabil stand, begann ich Querstreben hineinzulegen und es mit diesen zu verflechten. Das hilft gegen Verdrehungen aus denen ein solches Gestell zusammenbrechen kann. Außerdem habe ich die Geröllgrube weiter ausgehoben und die heraus geklaubten Steine am Rand der Grube abgelegt.
Arbeitstagebuchstreifen 141_2012
Die Transparenz der Abbildungen, die ich manchmal für die täglichen Bildstreifen erzeuge, geht etwas über den Charakter der Dokumentation hinaus. Halten sich die so übereinander gelegten Motive so die Waage, verweben sie sich und zeigen die Struktur der parallel laufenden Vorgänge in anderer Art. Kontraste zwischen ruhigen Tagebuchzeichnungsflächen und Strukturen aus dem Wald, sind dann oft klarer und erholsamer. Die Darstellung von Parallelität und Vermischung bleibt eine Herausforderung.
Im Atelier begann ich gestern mit den Stoffen zu arbeiten, die für die Collage eine Rolle spielen werden. Ich probiere Klebstoffe aus, die wetterfest sein sollen. Überlappungen der Fliesschichten im Gegenlicht sind ein eigenes Thema. Darauf habe ich dann begonnen Rollstrukturen auszuprobieren. Das Gelang erst als genügend Wasser mit im Spiel war.
Danach nahm ich mir die unfertigen Packpapiere vor, die auf den Tischen lagen. Ihnen fehlten insbesondere rötliche Spuren, die ich mit etwas Weiß und Wasser über die Flächen sprenkelte und sie dann mit den Rollen verteilte. Eines der Bilder brachte ich erneut mit zur Beobachtung nach Hause. Und ich habe das Gefühl, dass es fertig ist, oder dass es sinnlos wäre, daran weiter zu arbeiten. Mit ein paar Startschwierigkeiten konnte ich dann aber am Abend aber noch eine gute Phase schneller und konzentrierter Arbeit anhängen.
Schriftzeit | Gehzeit
Während einer Wanderung gestern, fiel mir auf einer Wanderkarte wieder auf, dass noch zwischen den Altkönig und der Saalburg weitere Ringwälle bestehen. Ich glaube, dass sie ähnlich wie meine Steinflächen auf dem Weg, unter einer dünnen Humusschicht verborgen sind.
Wenn ich meinen Blick auf das Hin und Her auf der gegenüberliegenden Seite der Frankenallee richte, und dann eine laufende Figur im Blick habe, den ich darauf auf meine Tagebuchseite der Schrift nach folgen lasse, den Blick dann wieder hebe, bin ich meistens erstaunt, wie weit die Person schon gelaufen ist. Gehzeit und Schriftzeit haben unterschiedliches Tempo.
Querwaldein-Kraftfeld-Kreislauf
Ich versuchte in einem Gespräch den Kreislauf des Projektes Querwaldein und Frankfurter Kraftfeld zu erklären. Und währenddessen wurde mir klar, dass der Rücktransport des in der Stadt erarbeiteten Materials in den Wald ein Gleichgewicht zu dem Material bilden kann, das ich vom Wald in die Stadt transportiere. Es besteht vor allem aus dem projizierten Weg, aber auch aus Fotos und Pflanzen.
Vielleicht kann ich die Ausgrabung mit den gegossenen Dreieckssteinen auffüllen.
Wegzeichen | Kraftfeld
Im Tor des Ateliers sitzend zeichnete ich weiter an der Wegzeichensequenz. Sie verdichtet sich in der Weise, die ich das angestrebt habe. Nun ist die Frage, ob der derzeitige Zustand des Streifens nicht mehr zu erzählen hat, als die nun folgenden, in denen die Verdichtungen weitergeführt würden.
Beim Nachdenken über die große Malerei, die auf einer Collage aus dem Rohmaterial vom Internationalen Bund entstehen soll, kam ich darauf, dass ich zunächst eine Rollsequenz anfertigen sollte, die die darunter liegenden Bilder zusammenzieht und größtenteils überdeckt. Im nächsten Arbeitsgang können Motive der Wegzeichen aus dem Wald, die ich in den Umzeichnungen auf Transparentpapier gefunden habe, wie ein Zeitungsklischee in Punkte gerastert werden. Dann erfolgt eine Projektion auf den Rollbilduntergrund. Ich freue mich auf die Arbeit auf dem Hof, wegen seines großzügigen Platzangebots. Ein Band von zwei Metern Höhe und vielleicht von einer Länge von acht Metern wäre ganz gut handhabbar. In der Nächsten Phase könnten die Umrisse der Erinnerungsbilder als neue Schicht eine Rolle spielen. Somit bildete dieses Material ein Arbeitsgang von FRANKFUTER KRAFTFELD.
Flächen | Ausgrabung | Reliefs
Rollbilder in der Form von Transparentpapiersequenzen werden in diesem Sommer wieder in die plastische Arbeit an kleineren Reliefs münden. Falls ich die Ergebnisse dann in Beton gieße, kann ich sie auch im Außenraum weiterverwenden.
Oft denke ich an die begonnene Ausgrabung. Spannen ist, nachzuschauen, ob die Steinschicht noch weiter hinab reicht, ob dann bald wieder Erdschichten kommen und welchen Rückschluss das zulässt. Außerdem wird dort dann ein neuer Platz entstehen, in dessen Nähe jetzt schon einige Bodenzeichen aus Stein bestehen. Mit einer Grabung komme ich an noch mehr Steinmaterial heran, mit dem ich dann weiter gestalten kann. Die ausgehobene Grube kann umrandet werden, was mich nun wieder an die Bootshäuser der Wikinger erinnert, die Teil ihrer Wanderungsspuren sind. Das Gestein das dort lose übereinander liegt, ist sehr hell und eignet sich für auffällige Bodenzeichen.
Die Grasinselfläche in der nähe des oberen Wegendes hat sich nach Nordosten und Südwesten zum Pfad hin geöffnet, ist somit ein Teil des Weges geworden. Sie stand das ganze Jahr unter meiner Beobachtung und wurde gepflegt. Währenddessen veränderte sich der Anblick wegen der unterschiedlichen Wachstumsphasen sehr stark. Unterwegs entstanden mehrere solcher Flächen, die sich um unspektakuläre Steine bildeten, um eine halbversunkene Flasche oder um besondere Wurzel herum.
Ausgrabung | Kreislinien | Nebel
Es war kühl gestern am Hang, so um die zehn Grad. Gewitter zogen mit Hagel vorüber, und dann schien gleich wieder die Sonne auf das feuchte frische Gras, das dann zu dampfen begann. Am Fuß einer der Figuren hatte ich begonnen Steine unter einer dünnen Humus- und Moosschicht frei zu räumen. Manchmal merkt man beim Gehen unter den Füßen einen wackeligen, etwas spröden Untergrund, der nach Geröll klingt. In diesem Raum von etwa dreißig mal dreißig Metern, nahm ich mir eine Stelle vor und begann sie auszugraben, um die Steine an die Oberfläche zu bringen. Nun frage ich mich, ob diese Strukturen Ergebnisse natürlicher Erosionsvorgänge sind oder menschengemachte Kulturreste. Ein Rest von Zweifel bleibt, der mich nun zum Ausgräber werden lässt. Es steht mir ja frei zu graben, das Material ans Licht zu bringen, weil es niemanden interessiert.
Menschen, die den Wald durchstreifen nimmt man in den Augenwinkeln als dunkle, aufrechte, längliche Silhouetten wahr. Das Hirn formt sie zu dem, was es kennt und vergleichbar ist, zu Menschenbildern. Gestern hatte ich das Gefühl, am Rand meines Wahrnehmungshorizontes öfter Menschen zu sehen, die wie ich unterwegs sind. Bei diesem Wetter ist das nur äußerst selten der Fall. Ich konnte eigentlich sicher sein, dass ich alleine war. Durch Schwenken des Kopfes in Richtung dieser Wahrnehmung, stellte ich jedes Mal fest, dass es sich dabei um die Figuren handelte, die ich selber neben die Bäume gestellt hatte. Sie bevölkern den Raum und lassen das Gefühl entstehen, nicht alleine zu sein. Oberhalb des zweiten Querweges, dort wo jemand den „Kreuzstein“ von Vinzenz umfunktioniert hatte, entsteht ein neuer Platz, der lose von Figuren umstanden ist. In seiner Mitte allerdings steht ein Stein, der dem Platz einen Zusammenhalt bietet. Den oberen Abschluss des Weges bildet wieder ein Platz, in dessen Mitte ein eher unscheinbarer Stein steht. Das Gras um ihn herum habe ich in einem Radius von etwa zwei Metern zu einer Spirale gelegt. Ich glaube nun zu wissen, wie die Kreise bei Richard Long entstanden sind. Sie entstehen von selbst. Der tastende Blick umschreibt sie von einem Standpunkt aus. Schon der Mittelpunkt beschreibt diese Kreislinie.
Rollbild | Wegsequenz | Andreaskreuzstruktur
Die Wegsequenz, die ich gestern zeichnete, verfolgt wieder eine etwas andere Strategie. Anfang als auch Ende, oder beide Enden laufen eher aus. Habe ich auf beiden Seiten Enden, so befindet sich der Anfang irgendwo dazwischen. Er ist ein Quell hinter der Verdichtung.
Ein längeres Gespräch über eine Kooperation auf Teves. Zunächst soll eine große Collage zusammengestellt und dann übermalt werden. Gerne würde ich dann das große Bild auf dem Platz zwischen Restaurant und meinem Atelier malen, weil da genügend Arbeits- und Ausweichfläche vorhanden ist. Vielleicht gelingt eine große Malerei unter meiner Leitung, die aus verschiedenen Schichten zusammengesetzt ist. Ich könnte mit vorstellen, ein Rollbild in der neuen Technik zu erzeugen, um es dann mit Motiven zu überarbeiten. Konkrete Figurationen aus dem Wald, Wegzeichen vom Hang oder ein Stück Siegfriedidyll.
In den Tagebuchzeichnungen setzt sich immer deutlicher eine Andreaskreuzstruktur durch, die zwar immer wieder verwischt wird und dennoch präsenter erscheint.
Kraftfeld im Taunus
Gestern Besuch von Nils Grube im Atelier. Wir hatten uns verabredet, um über eine Zusammenarbeit beim FRANKFURTER KRAFTFELD zu sprechen. Die Arbeit am Hang, das wurde mir gestern stärker als vorher bewusst, ist etwas sehr persönliches. Das hat mit Impulsen zutun, die von Glücksgefühlen herrühren, die ich während dieser Art zu Arbeiten habe. Sie sind das Maß, das unser Tun bestimmt. Bei der Annäherung an FRANKFURTER KRAFTFELD sprachen wir auch über die Inbesitznahme von Raum durch Arbeit oder durch Spiel. Dies ist auch meditativen Vorgängen ähnlich, die geheiligten Gegenständen immer mehr Wirkung zuspielen. Eine große Konzentration führt zu mehr Aufmerksamkeit, die andere Menschen anzieht, die wiederum Konzentration aufbringen und damit den Ort stärken. Dieser geografische Kraftfeld – Aspekt spielte auch bei der Akquise des Tevesgeländes eine wesentliche Rolle. Nun bekomme ich das Gefühl, dass ein solcher vorgang auch am Hang im Taunus stattfinden kann, oder schon begonnen hat.
Waldwegzeichen | Schichten
Die Verknüpfung der Waldwegzeichen mit den Zeichnungen und anderen Geflechten in diesem Zusammenhang beginnt mich mehr zu interessieren. Die Verwischungen der Aquarellfarben mit dem Handballen innerhalb der Tagebuchzeichnungen und die per Kameraschwenk erzeugen weitere Schichten, die sich innerhalb der Abbildungsstreifen überlagern.
Tagebuchzeichnung | Schwenk | Graskreis
Für die Arbeit auf der Mainzer Landstrasse im Projekt „entlang der mainzer“ von römer9, würde ich gerne die Verflechtungen der der Wegzeichen mit einbeziehen und sie denen der Erinnerungsbilder gegenüberstellen. Betonabgüsse der städtischen Verflechtungsdreiecke könnte ich theoretisch auf den Waldboden legen, oder sie eingraben und dann mit Tannennadeln bedecken. FRANKFURTER KRAFTFELD am Kleinen Feldberg.
Schwenks verwischen Motive
Im Atelier versuchte ich gestern mit den fotografischen Verwischungen weiter zu kommen. Dabei gelangen mir zwar noch keine Langzeitbelichtungen, aber die anfänglichen Ergebnisse sind schon etwas ermutigend. Die kleine Kamera habe ich auf das schwere Stativ montiert, um sie gut schwenken zu können.
Im Raum meines hochgezogenen Rolltores saß ich und zeichnete mit Blick auf die Tevesstraße an der Wegzeichensequenz. Ein paar Zwischenstände fotografierte ich ebenfalls mit der Wischtechnik. Ich möchte das weiterentwickeln. Motive könnte ich ja inszenieren, könnte Installationen bauen und sie mit einem Kameraschwenk und langer Belichtungszeit aufnehmen.
Wegzeichenzeichnung | Bewegung
Gestern habe ich im Atelier die Fotografie eines WEGZEICHENS genommen und das Objekt mit Feder und Tusche auf Transparentpapier durchgezeichnet. Damit möchte ich nun eine Sequenz beginnen.
Auf der Mainzer Landstrasse habe ich mir den Weg angesehen, den ich dort mit der Verschiebung der GPS-Linie aus dem Wald gehen will, um ihn wiederum aufzuzeichnen. Große Teile berühren Bürogebäude, deren künstlerische Belebung eine Herausforderung bilden dürfte. Zwischendrin ein paar Wohnhäuser, besonders im nördlichen Teil und seinen Seitenstrassen.
Konstellationen der Bildproduktion entstehen derzeit aus dem, was mir gerade vor die Nase kommt. Gestern führte mich der Zufall in eine WEGZEICHENSEQUENZ. Damit begann ich auf einem Stück Transparentpapier, das schon eine missglückte Wegseqenz trug. Mit der verwischten Fotografie konnte ich nicht weiter experimentieren, weil sich der Chip noch in einem Adapter befand, den ich zum Überspielen der Bilder auf den alten Rechner benötige. So entstehen aus Fehlern und vielen Alltagssituationen neue Bildbegegnungen, die, wenn sie gut reagieren, neue Amalgame der Arbeit hervorbringen.
Verwischte Fotos vom Hang
Die Hanglinie habe ich gestern erstmalig auf die Mainzer Landstraße zwischen der Galluswarte und dem Laden von Liaquat projiziert. Es gelang mir keine Parallelverschiebung der Linie in den Stadtraum, sondern nur ein Transfer der Linie mit einem leichten Schwenk in nordöstliche Richtung. Nun muss ich die Mainzer sehr oft in spitzen Winkeln überqueren, kann aber einen Großteil des Weges wirklich gehen.
Die Fotos im Atelier verfehlen ihre Wirkung nicht und prägen die Bilder des Hangs stärker in die dortige Arbeit ein. Das macht auch ihre scharf gestochene Qualität. Deswegen denke ich nun über die Präsentation der Fotos auf der Mainzer Landstrasse nach. Im zweiten Schritt könnten sich die Erinnerungsbilder hinzugesellen, als Übermalungen der Fotografien zunächst und später als eigene Liniengesträuche.
Erstmalig versuchte ich Fotografien zu machen, die mit dem Wischeffekt der Tagebuchzeichnungen zutun haben. Dabei bewegte ich die Kamera während des Auslösens ziemlich schnell horizontal. Das lässt sich mit einem Stativ und längeren Belichtungszeiten optimieren.
Im mittleren Bereich, wo Vinzenz seinem Stein aus dem Boden gehoben und um neunzig Grad gedreht wieder hingelegt hat, begann jemand den Weg mitzugestalten. Ich habe die Arbeit von Vinzenz wieder restauriert. Am Ende bleibt die Gestaltungshoheit des Künstlers.
Überlagerungen von Fotografie und Zeichnung
Im Atelier habe ich mit einer Querwaldeinsequenz begonnen. Ich schaue nach Raumstrukturen, die sich aus den gerollten Überlagerungen ergeben. Außerdem beginne ich gerade die Tagebuchzeichnungen oder Fragmente davon mit den Waldinstallationen zu überlagern, wie man das in der oberen Abbildung sehen kann.
Erinnerungsbildgeflechte in der Stadt
Mich beschäftigt wieder zunehmend der Zusammenhang der Projekte. „QUERWALDEIN“ und „FRANKFURTER KRAFTFELD“ haben ja einen direkten stark konstruierten Bezug. Dabei kommt dem Stadtprojekt die gebündelte Energie des Weges zugute, an dem ich nun schon über ein Jahr arbeite. Oft sind die Installationen ja ganz fein und zart. Mache haben aber auch eine gewisse Wucht und Zerzaustheit, wie laute Punkmusik. Ich dachte, diese Geflechte mal mit einer bewegten Fotokamera zu verwischen, um eine Nähe zu den Tagebuchzeichnungen herzustellen. Bilder Könnten auch aus den Inneren der Astgeflechte entstehen. Das gebaute Waldmaterial läuft in die Zweidimensionalität. Damit könnte man auch etwas in der Stadt machen. Die erfolgreiche Behauptung dieses Weges in der geometrischen Umgebung der Stadt, setzt die gebündelte Kraft der Waldarbeit voraus. Die in den Quartieren umher fliegenden Erinnerungsbilder formieren sich zu neuen Gesträuchen und lassen den Wald in der Stadt neu entstehen. Das wird auch seine Rückwirkung auf die Waldarbeit haben, wenn ich dort in dem Bewusstsein arbeite, dass ich mich am Endpunkt des Weges, parallel verschoben, vielleicht auf dem Güterplatz befinde.
Vom Wald in die Stadt | Neue Räume
Nun habe ich die gewanderte Linie vom Hang(siehe oben transparent) in verschiedenen Größen ausgedruckt. Diese kann ich nun zunächst mal mit ins Atelier nehmen um dort mit ihnen im Zusammenhang mit dem FRANKFURTER KRAFTFELD zu arbeiten. Dazu möchte ich ein paar Fotos von der letzten Begehung am 3. Mai ausdrucken und ebenfalls mitnehmen, um diese Arbeite auch auf Teves präsent zu haben. Zusammen mit den Wegpunkten kann ich so in einer anderen Weise an den Räumen arbeiten.
Ein Ausdruck der Kraft, die mich die Arbeit am Hang kostet, sind auch die Zeichnungen, die ich im Tagebuch und auf Transparentpapier ausführe. Sie sind somit auch Zeugnisse der entschlossenen künstlerischen Inbesitznahme des Raumes. Der Raum springt nun vom Taunus in die Stadt. Betroffen sind die Quartiere, die von der Linie berührt werden.
Dreiecksstruktur aus Kraftfeld I | Tagebuchzeichnung
FRANKFURTER KRAFTFELD | Eurafrique | Taubenfedern
Die Arbeit am FRANKFURTER KRAFTFELD beginnt nun aus der Vorbereitungphase herauszutreten. Ich beobachte einen Raubvogel auf meinem Pfad im Taunus. Er schlägt regelmäßig Tauben. Die Eurafriquelinie stammt aus einem Morphing zwischen den Umrisslinien von Europa und Afrika und schwebt hier transparent vor dem Wald.
Querwaldein | FRANKFURTER KRAFTFELD
Dreieck | Sechseck | Schichtstruktur
Nebeneinander nutzbar
Reliefstrukturvorbereitungen
Ich denke daran, die Dreiecksschnipsel des alten Kraftfeldes mit ins Atelier zu nehmen, um mit diesen Motiven Rollbildsequenzen herzustellen, oder sie zumindest dort einzuflechten. Je stärker und dichter der Unterbau des FRANKFURTER KRAFTFELDES ist, umso mehr fremde Figuren wird es in sich aufnehmen können. Ich denke, dass die Rollbildsequenzen mit ihren starken Verdichtungen zu diesen Vorbereitungen gehören.
Gestern zeichnete ich eine ganze Weile an der Kumbakonam – Eurafrique – Kraftfeldsequenz. Es ist mit wichtig dabei die Zustände mittlerer Dichte zu dokumentieren, weil sie wichtige Voraussetzungen für die Dichte der Reliefstrukturen sind. Zunächst dachte ich daran eine Reihe von kleineren Dreiecksreliefs zu modellieren und Proben abzugießen und zusammen zu montieren.
Kumbakonam – Eurafrique – Kraftfeld
Die neue Sequenz, die ich im Atelier begonnen hatte und die Kumbakonam – Eurafrique – Kraftfeld heißen könnte, habe ich aus dem Atelier mit nach Hause gebracht. Hier auf dem Schreibtisch liegen die Dreiecksschnipsel, die ich inspiriert durch Buckminster Fuller und Jasper Jones hergestellt hatte. Beides ordnete ich auf dem Scanner zu mehreren Schichten, um mein Nachdenken und Experimentieren in diese Richtung für den Bildstreifen festgehalten zu haben. Was die Arbeitstechniken angeht, ist „Kraftfeld I“ ein großes Reservoir. Beispielsweise verweist es auf das Mittel des Rollbildes, das ich dann noch zwei Jahre in den Überlagerungssequenzen weiterentwickelt habe.
Parallelverschiebung
Im Atelier besuchten mich eine Peruanerin, ein Kanadier aus Vancouver und ein Amerikaner aus Chicago. Sie waren mit ihren Fahrrädern unter dem Thema „Wem gehört die Stadt?“ unterwegs und trafen so, nicht ganz zufällig also auf mich. Während ich Ihnen von meiner Arbeit erzählte, von meinen „Inbesitznahmen“ kam ich auf die Idee einer Parallelverschiebung. Ich stelle mir vor, den Weg im Taunus in die Stadt zu verschieben und zu versuchen, ihn dort erneut zu gehen. Mein Interesse besteht darin, die Veränderung der Linie zu dokumentieren.
Moos | Zeichnungen | Figuren
Die Figuren im Wald folgen auch einem gewissen Wiederholungszwang, weil immer ähnliches Material zu ähnlichen Figuren zusammengestellt wird. Wichtiger fast sind die Räume, die zwischen den Bauten entstehen. Sie tragen wesentlich zur Wirkung der Architekturen bei. Bei meinen Aufenthalten im Wald habe ich das Gefühl auch nach hinten sehen zu können. Ich bin eins mit den Räumen, die entstehen, gehöre zu den Figuren und zu den Volumen, die ihre Konstruktionen einnehmen.
Markierung am Hang
Waldraum im Kopf
Frankfurter Kraftfeld
Twyfelfontein | Madurai | Handprint
Handballenabdrücke
Verschiedene Überlagerungen
Licht
Gleichzeitigkeit | Verdichtung
Neue Bauten am Hang
Madurai | Twyfelfontain | Wasserform
Eine neue Sequenz auf Transparentpapier entsteht. Ihr liegen zwei Motive zugrunde: erstens ein in diesem Jahr am 26.02. gelaufenes GPS – Handprintfragment aus Madurai in Indien und eine vor tausenden von Jahren angefertigte Felsgravur aus Twyfelfontein in Namibia. Dazwischen ein Ausschnitt einer Wasserfarbenzeichnung von heute mit ausgewischten Wasserformen.
Rollbilder
Nah | Fern
Zusammenwachsen
Schärfe und Unschärfe
Siegfriedidyll | Figuren? | Architekturen? | Dinger?
Bewegung im Wald und auf dem Papier
Die Figuren, Installationen oder Architekturen im Wald, sind einer stetigen Veränderung unterworfen. Die ergibt sich aus den Instabilitäten und dem Wetter, sowie der ständigen Ausbesserungsarbeit. Die drei Stäbe waren ursprünglich mit einem Steinestapel angefüllt. als dieser zu schwer wurde änderte ich das Ganze.
Handprintsequenz | Baumkronen | Zeichnungsschichten
Hand in Tiruchirapalli | Zeichnung
GPS-Wanderung | Bambusgerüst | Zeichnung
Wasserfarbenwälder
Waldzeichnungen
TagebuchZeichnungsStrukturen | Wald
Weg | Zeichnungen | Krähennest
Indische Handprintsequenz
Beim Übereinanderzeichnen der Handprintsequenzlinien, die das GPS-Gerät in Indien augezeichnet hat, verwende ich verschiedene Rollenradien zum Aufwickeln des Transparentpapieres, auf dessen Rückseite ich mit Tusche die durchscheinenden Linien nachzeichne. Durch die Verschiedenheit der Radien, die auch durch die sich verändernde Konsistenz des Papieres entstehen, überlagert sich das Liniengeflecht in dieser verdichtenden Weise.
Wisch- und Waldstrukturen
Freiwischen
Nestbau | Handprint Sequenzstart | Zeichnung
Zeichnung | Ausschnitte
Fechtstruktur und Tagebuchzeichnung
Gesträuchskulpturen
Mumbai
Schürze für die Gebärende
Schleppnetz am Strand von Muttukadur
Tempelkram
Madurai
Mittendrin | Außen vor
Shivabronze | Nayak Palast
Tänzerinnen vor ihrem Auftritt
Nutzung und Versorgung von Figuren
Gruppenfotos
Kokosplantage – numeriert
Bronzeskulpturen
Prinzessinnenporträts
Junge Brahmanen
Säulenreliefs
Tierdarstellungen in Tempeln
Fort Senji | Gopuramdetail
Tempel mitten im Alltag
Tsunamikugel
Malereifragmente | Reliefs | Fischer
Fischerei | Reliefs
Zeichnung | Skulptur | Relief
Fünf Rathas
Mamallapuram – Flugbild
Figurenseuenz 10 | Winterkreissegment
Im kalten Atelier arbeitete ich gestern an der Figurensequenz Nummer 10 weiter. Mit den Verdichtungen ging ich fragmentarischer und zielgerichteter um. So kann ich neu entstandene oder auch schon länger vorhandene Figuren ausfüllen und somit hervorheben.
Stabilität | täglich
Am Hang arbeitete ich gestern bei minus sieben Grad, und weil die Schneedecke kaum zugenommen hatte, konnte ich gut weiterbauen. Im lockeren wenigen Schnee ist ein sich eignender Ast manchmal besser zu erkennen. Die Stapel und Geflechte bekommen langsam einen anderen Charakter. Es geht immer mehr um ihre Stabilität. Von gefällten Bäumen abgeschlagene Äste, stelle ich nun gern, soweit es geht aufrecht an die Bäume gelehnt. So stützen sie die Stapelkonstruktionen mit Schwüngen, die von den Stahlkonstruktionen der Basen der Türme des vergangenen Jahrhunderts herrühren könnten. Weil es viele dieser abgeschlagenen Äste auf den Waldboden gibt, gewinnt dieses Element an Präsenz. Die Stabilität wird auch durch gestapelte Äste mit verzweigten Widerhaken erhöht.