Gestern zeichnete ich das gespenstische Rasterportrait von Oskar Pfitzner auf ein kleines Stück Transparentpapier. Daneben setzte ich die kleine Frottage eines Super 8 Filmschnipsels, auf dem die Mutter meines Vaters in Serie abgelichtet ist. Eine Trennungsgeschichte, denn der Vater meines Vaters reiste fort, vielleicht zunächst zurück zu seiner eigentlichen Ehefrau und ward später nie mehr gesehen. Nur eine Postkarte erinnert an ihn. Auf der ist zu lesen, dass er mit seinem Bruder zusammen mit einem Modell des Breslauer Doms auf einem Handwagen durch Europa wandern will. Dann hatten sie das Ziel Amerika ins Auge gefasst.
Auf einer weiteren Zeichnung kombinierte ich die Frottage einer Perlonschnurschleife mit dem Doppelportraitfragment von mir und meinem Vater. Das war nun der vorsichtige Einstieg in die weitere Arbeit an den Totenbüchern.
Direkt vor mir an der blauen Mittelsäule des Ateliers hängen Ketten aus Steinen, Muscheln und Seetierschalen, die ich an den Stränden der verschiedenen Meere gesammelt und aufgefädelt habe. Dafür benutzte ich immer die Perlonschnüre, die ich an Ort und Stelle finden konnte. Und weil die meistens etwas morsch vom Meerwasser, Licht und Wetter sind, kommt es hier ab und zu dazu, dass die Schnüre reißen. Meistens passiert das bei Ketten mit vielen Steinen, die besonders schwer sind. Dann zerbersten die Schalen zwischen dem herabstürzenden Gestein, und der malende Vorgang der Wellen wird nun anders fortgesetzt. Weil jeder aufgelesene Gegenstand einzigartig ist, gelingt es mir manchmal, mich an die Fund- und Fädelsituationen zu erinnern.