Mit meinen seit Monaten ungeschnitten wachsenden Haaren spüre ich einem rebellischen Gefühl meiner Jugend nach. Unsere Langhaarigkeit war ein Zeichen persönlichen Protests gegen den eingemauerten real existierenden Sozialismus. So öffentlich zu Schau gestellte Fundamentalkritik, von der Mitte bis zum Ende der Sechzigerjahre, zog den Argwohn der „Organe“ auf uns. Wir wurden beobachtet. Indem ich nun die Spitzen meiner Stirnhaare an meinen Wangen spüre, kehrt die Haltung wieder, mit der man durch eine leichte Kopfbewegung all das Haar aus dem Gesicht schwang. Schaut mich an, ich bin es, der nicht einverstanden ist. Diese Geste illustrierte Überzeugungen.
Verschiedentlich wurde ich brüllend aufgefordert, mir die Haare zu schneiden, wurde deswegen beschimpft und verraten, was mir ein Leben lang nachging. Vielleicht schmelze ich eine Wachsskulptur, der ich diese Begebenheiten zuordne.
Trotz der Ausschmelzarbeiten zur Biografiethematik gestern mit den Schülern, bin ich noch dazugekommen, weitere 20 Blätter zum „Scherbengericht II“ fertig zu stellen. Wenn ich mich ranhalte, schaffe ich es, diesen Teil der Arbeit in der nächsten Woche zu beenden. Dann folgt noch das „Scherbengericht IV“, wonach ich dann endlich das reinkarnierte Doppelportrait zusammensetzen kann.
Tod den Vätern!