Tagesmäander

Außer an den überlagernden Verdichtungen, zeichnete ich gestern im Schaufenster an der Linie weiter, die die Strukturen von außen aufnehmen will. Meine Bemühungen gingen in Richtung Kleinteiligkeit: Markisen, Stützpfeiler, Leuchtstoffröhren, Beine, Schilder, sitzende Menschenumrisse, umrahmt von der mäandernden Linie, die vom Gegenstand zum Ornament und zurück wandert. Alles ist es Wert, aufgezeichnet zu werden.

Im langsamen Walzer „Tempest“ widmet sich Bob Dylan vierzehn Minuten lang im Traum des diensthabenden Offiziers den Dingen, die mit der Titanic langsam in die Tiefe der kalten Nacht gesunken sind. So wird es auch den gezeichneten Dingen gehen, die vielleicht in einem kleinen dunklen Kristall noch schimmern werden, wie das nächtlich Bild der Vorüberfahrt am hell strahlenden Schaufenster mit meinen Zeichnungen.

Die Einrichtung einer Motivstruktur für das Pyramidenobjekt hat mich gestern im Atelier beschäftigt. Dabei geht es in erster Linie zunächst nur um das System, deswegen kann ich mit anderen alten Motiven arbeiten, um die Möglichkeiten der Überlagerungsstruktur zu erkunden. In der Folge leuchtete mir ein, dass das Denken in langen Streifen sich zugunsten der gleichmäßigen flächigen Ausdehnung verändern muss. Das schließt die Möglichkeit ein, die Streifen aus drei Richtungen aufeinander treffen zu lassen oder miteinander zu verweben, wie ein islamisches Ornament. All das kann ich nur zeichnend verstehen und bin damit erst am Anfang.

Als ich die Bordsteine, die unser Areal von Autos fernhalten sollen, mit weißer Farbe anstrich, erinnerte ich mich an die russischen Kasernen, in denen das auch so war.

Am Abend gab’s in der Feitagsküche das Fest zum Projekt „entlang der Mainzer“. Ich tanzte im Keller ein wenig und alleine. Leere Tanzflächen sind traurige Orte, die man erwecken möchte.

Danach unternahm ich einen Inspektionsbesuch auf Teves, wo einer Nachttanzparty ein ähnliches Schicksal blühte. Junges aufgedonnertes Gemüse, rollt im bulligen Rover von Papa an und langweilt sich danach.