Sonntag | Eisenach

Eine Theatervorstellung, die 18 Uhr anfängt, ist nicht wirklich wichtig. Sie ist mit dem abendlichen Ausgehen am Sonntag arrangierbar. Ein Drink nach der Vorstellung Reicht nicht mehr. Es muss opulenter zugehen. Die Vergnügungen werden ausgeweitet, weil das Geld locker sitzt. Die letzten Stunden der Flucht vor dem Arbeitsalltag der neuen Woche werden hysterischer. Dafür braucht man mehr Zeit.

Dabei geht es beim Theaterpublikum sicherlich noch zurückhaltender zu, als bei denen, die sich das ganze Wochenende in einer einzigen Party befinden, die sie aufgeputscht überstehen, ohne dabei an den Montag zu denken. Die eigene Mittelmäßigkeit zu überwinden, ist Grund zum Feiern genug. Die barocken Formen der selbstbezogenen Inszenierungen in den sozialen Netzen befeuern das Ganze.

Ab 18 Uhr sahen wir in den Kammerspielen der Schauspiels Frankfurt das Stück „George Kaplan“ des französischen Dramatikers Frédéric Sonntag in der Regie von Alexander Eisenach. (Erinnerung an einen Sonntag in Eisenach während eines Kurzurlaubes von den Grenztruppen der Deutschen Demokratischen Republik. Ein Hotel an einem Platz mit hohen alten Bäumen und einem funktionslos gewordenen Stadttor. Ragout Fin und Kadarka zum Abendessen.) Die surrealistische Inszenierung rettete den Text mit Klamauk vor der Peinlichkeit. Sehr nahe Videolaufnahmen schafften die notwendige Ferne zum Inhalt und somit einen vergnüglichen Theaterabend.