Schönschrift

Über den Dächern der alten Tevesgebäude aus den Dreißigerjahren des vergangenen Jahrhunderts steigt die Sonne auf und beleuchtet die Olivenblüten hinter den Scheiben des Rolltores. Fast könnte man schon, in diesem Morgenlicht, draußen sitzen, wie gestern Mittag im Korbsessel.

Gestern besichtigten wir den Inhalt der zusammenfallenden Baracken. Der besteht in erster Linie aus den Hinterlassenschaften unserer anatolischen Freunde. Die Kosten des Abtransportes und die Arbeit, die das Aussortieren des Mülls verursacht, sind eine Zumutung.

Die gezeichneten Schleifen innerhalb der Buchmalereien bekommen eine Anmutung von einer alten Handschrift. Es leuchtet die alte Schönschriftdisziplin durch, wie wir sie in den kreideverstaubten Klassenzimmern der Grundschule übten. Eine Einladung zu einem Klassentreffen ist gekommen. Auf diese regelmäßigen Termine in Waltershausen freue ich mich immer, denn ich kann den Erinnerungen nachgehen, die neuerdings für meine Arbeit viel wichtiger geworden sind.

Mit dem Scherbengericht IV kam ich gestern soweit, dass nun ein Ende abzusehen ist. Noch etwas 100 Blätter, dann habe ich es erst einmal geschafft. Heute widme ich mich zunächst den schon weit gearbeiteten Blättern 43 bis 62, und dann am Nachmittag bereite ich bis etwa Nummer 80 vor.