Schneiderei

Die Finsternis der Großmütter vergegenwärtigt sich für mich nun in den Buchmalereien. Namenszüge werden verwischt und der Klang der Stimmen kommt von Ferne her, wenn meine Mutter, geschwächt und zurückgeworfen, in einer anderen Sprachzeit spricht. Es entstehen Durchblicke in die Vergangenheit. Rückfälle in Tonfälle schlesischer Flüchtlinge, kraftlose Echos alter Sprachdisziplin.

Im besten Fall findet sich ein solcher Anklang in meinen düsteren Mänteln, den Hüllen, in denen ich Schutz suchte, aber nicht fand.

Indem ich gestern am Väterportrait weiter arbeitete, die Vorzeichnung für das vierte Relief anfertigte, bereite ich gleichzeitig das skulpturale Vorhaben des großen Müttermantels vor. Schnittmuster aus den Gravitationsschwüngen der Zersplitterung des Doppelportraits, sind nicht nur die Voraussetzungen für die Mäntel, die daraus „geschneidert“ werden können, sondern bilden auch eigenständige, zweidimensionale Bildkompositionen.

Die etwas lapidare Vorzeichnung für das neue Relief kann ich nun in der verbleibenden Woche exakter fassen, Anschlüsse an die Nachbarformate so zeichnen, dass die Schwünge der Gravitationslinien, die zu den sechshundert Scherben führten, die wiederum zersplittert und letztlich zusammengesetzt das Doppelportrait bilden, von Format zu Format bruchlos ineinander übergehen.

Ruhiges Arbeiten, dazwischen vielleicht ein paar spielerische Experimente auf Rolle 6.