„Schichten | Maß | Struktur“, das ist der Titel des Projektes, das ich nun im „Goldenen Adler“ in Hoechst beginnen will. Die Hülle, die den geschichtlichen Raum umschließt, gibt das Zeitmaß schon vor, in dem wir uns bewegen, wenn wie die Beschaffenheit der Bausubstanz auf uns wirken lassen. Material, das seit Jahrhunderten geschichtet ist soll einer näheren Betrachtung unterzogen werden. In Schelllack eingegossene Artefakte liegen zwischen Transparentpapierschichten, die Grundrisse, Frottagen oder mit Tusche geschriebene Texte aufweisen. Die Worte beschreiben das, was die „Zeitfenster“ der Denkmalpflege aufgedeckt haben. Sie sind so reduziert, dass sie wie Wegzeichen für die Denkpfade sind, die angesichts der dünnen Farbreste hinter dem Gipskarton vorgeschlagen werden. Die Kleinheit der Kammern und der große Bogen des Kellergewölbes, die Umrisse der Fachwerkfüllungen, die Stärke der Balken und ihre Schwünge an Stellen im Giebel; diese Maßverhältnisse bilden eine weitere Schicht des Materials, das für diese Arbeit wichtig ist. Die Abstände der Zinken eines Kammes, mit dem Verzierungen in den frischen Lehm der Fachwerkfüllungen aus Weidengeflecht gezogen worden sind gehören dazu, wie die Linienführung der Ornamentzeichnungen selber. Sie verraten in ihrem leicht zitternden Strich etwas über den Handwerker, der weit oben, dem Himmel etwas näher seine Handschrift hinterließ. Planvoll vorgehen hieße, im Keller zu beginnen, zwischen den Ritzen des Pflasters in den Schütten an den Wänden oder im zugeschütteten Brunnen nach Nutzungsspuren zu suchen, um sich dann langsam Etage um Etage nach oben zu arbeiten. So fügen sich dann die Schichten des Baus mit denen der Transparentpapierarbeiten übereinander. Strukturen der Oberflächen werden mit Graphitschraffuren auf Papier sichtbar gemacht und überlagern sich mit den Tuschelinien der Texte. So entsteht eine künstlerische Bestandsaufnahme dessen, was Ausgangsbasis für die Sanierung des „Goldenen Adlers“ ist.