Religion und Forschung

Gestern Abend Rückfahrt aus Kassel, wo wir und zwei Tage lang die Documenta 14 anschauten.

Das Ganze hinterließ einen beängstigenden Eindruck bei mir. Politisch korrekte Illustration wechselte sich mit indigenen Volkskunsttraditionen, die wiederum von den Kuratoren nicht als Kunst sondern als Gegenstand einer bestimmten Gegend und aus einer bestimmten Tradition gezeigt wurden. Es ging nicht um künstlerische Qualität, was den Standort des Kurators wiederum als rassistisch entlarvt. Die „edlen Wilden“ können flechten, was sie wollen, es ist authentischer als das, was in europäischer Tradition entstand. Die Darstellung religiöser Ästhetik wird als gegenwärtige Kunst gezeigt, in ihrer emotionalen Wirkungsweise überhöht und erkenntnisorientiertem Arbeiten vorgezogen. Vielen Tendenzen unterstelle ich einen gewissen Fanatismus, der dazu in der Lage wäre, traditionelles Kulturgut zu zerstören.

Eine angenehme Ausnahme bilden die Arbeiten des amerikanischen „Künstler-Künstlers“ David Schutter, der sich in seinen zarten Zeichnungen neu entdeckten Arbeiten von Liebermann annimmt. Mit einem Forschungsgestus widmet er sich dem Material und macht eine eigene, abstrakte Zeichnungsserie daraus. Eine solche Haltung bestärkt mich in dem, was ich mache. Sie trägt einen Anteil an meiner Entscheidung, an das große Väterrelief doch heran zu gehen.