„Ein Reisender bin ich und meine Geschichte kreist um mich“, meint der englische Romantiker Wordsworth und bezieht sich dabei auf das Projekt Autobiografie als Erschaffung seiner selbst durch Erinnerungsarbeit. Das zitiert Aleida Assmann in ihren „Erinnerungsräumen“ von 1998.
Ein Treffen mit meinem langjährigen Freund gestern, galt neben der Pflege unserer Freundschaft, auch der Wiederholung und Erneuerung der zusammen erlebten Geschichten. Sie präzisieren sich manchmal in der Rückschau, verändern sich aber auch.
Meine Haltungen und Einschätzungen gegenüber Geschehnissen variieren. Keine Aussage, die ich treffe steht sicher für nur eine Woche da oder gar für die Ewigkeit. Immer skeptischer stehe ich gegenüber fest gefügten Überzeugungen und Beurteilungen von Ereignissen. Wird ihnen ein Sinn zugeschrieben, der für die Gegenwart einige Relevanz zu haben scheint, wird das Geschehene plastiniert. In die Oberfläche des Acrylblocks kann dann die Sinnzuschreibung graviert werden, sodass sie untrennbar mit dem sinnstiftenden Artefakt verbunden ist. Nichts ist aber ewig, und ich kann mich oft nicht für eine einzige Wahrheit entscheiden. Das widerspräche meiner Erfahrung, und steht allerdings dem Bedürfnis nach Kontinuität und der darin ruhenden Sicherheit entgegen.
Heute will ich das linke obere Viertel des vorgestrigen Doppelportraits in Scherben zerlegen.