paste and copy

Ein Aquarell vom Januar 1984 liegt auf dem Zeichentisch. Ich habe auf diesem Blatt drei Figuren in einer Probebühnendekoration angedeutet. Es ist auf den Proben zu Nibelungen in Dresden am Staatsschauspiel bei Wolfgang Engel entstanden, zwei Monate vor meiner Ausreise in den Westen. Oft treffen sich weiche Formen, hier vom Bühnenlicht nur schwebend angedeutet, mit den klaren konstruktiven Linien einer Gegenwelt.

Solche Konstellationen tauchen auch immer wieder in den täglichen Buchmalereien auf, wie z.B. gestern. Mit den konstruktiven Strichen nahm ich die Linien der Haut meines Handballens auf, den ich dazu benutze, Farbflächen per Abdruck von einem zum anderen Format zu übertragen (paste and copy). Auch diese etwas verwaschenen Abdrücke sind zumeist schwebende, weiche Formen, denen Klarheit gegenübergestellt wird.

Unversehens gerate ich wieder in die Bereiche der 3d Scantechnik und der drucktechnischen Vervielfältigung von Skulpturalem. Gestern im Einkaufszentrum MyZeil besuchte ich einen Bodyscanladen, der die Scanergebnisse ausdruckt. Es entstehen zumeist schrecklich anzuschauende Figürchen von realen Personen. Dort kann jedoch meine kleine Figur nicht vervielfältigt werden.

Für mich aber sollte ich wieder die Arbeit an virtuellen Reliefs aufnehmen, die aus Zeichnungen entstehen. Die könnte ich dann mit meinem kleinen 3d Drucker herstellen und zu Mosaiken zusammensetzen. Die Rohrgeflechtornamente wären ein Gegenstand für eine solche serielle Komposition.