Oval

Scherben, die abstrakten Erinnerungsaufrufe des Totenbuches überlagern sich in ineinander greifende, fortlaufende, im Inneren memorierte Bilderfolgen.

Die Form eines Ovals beispielsweise, das an einer Seite spitz zuläuft, löst verwaschen zartfarbene Filmschnipsel vom sonnigen Untergrund eines niedrigen Waldes, an dessen Boden verschiedene Quellen Rinnsale speisten, die in einem Areal von vielleicht 200 Quadratmetern zusammenliefen. Kleine Sedimentteilchen wirbelten an die Ränder von winzigen Kratern über der Unergründlichkeit der Wasseradern. Das Bächlein folgte einer Senke am Rand einer großen Wiese zu kleineren Fischweihern, den Ozeanen unserer Entdeckungsfahrten auf selbstgezimmerten Flößen. Aus einem dieser tiefen Teiche zog ich irgendwann um Ostern meinen kleinen, fast leblosen Bruder und machte mit ihm Wiederbelebungsübungen, die ich aus einem russischen Zeichentrickfilm kannte. Im Sommer darauf lernte ich schwimmen.

Überlagert sich nun dieses Oval mit der an einer Seite spitz zulaufenden Form mit dem nächsten, das aussieht wie die aufgespannte Haut eines Tieres, tauchen Eskimobilder auf: Eisbären, Walrosse, Kajaks und Eisberge. Als Gefühl gesellt sich ein ziehender leichter Schmerz hinzu, den ich als ein erwachendes Fernweh bezeichnen würde, von meiner heutigen Sicht aus so sehen will.

Auf Rolle 6 habe ich zurückverfolgt, seit wann ich mich mit dem Biografiethema beschäftige. Die erste gerasterte Zeichnung machte ich am 15.12. 2014.