Heute morgen, beim Einfügen der Schönschriftornamente in die gewischten Strukturen der Rohrgeflechte, die den Gravitationsschwüngen ähnlich sind, kamen mir erstmalig Buchstaben, von meiner Kinderhand in die Zeilengerüste der Schönschreibhefte gezeichnet, in den Sinn. Das harte K meines Vornamens mit seinen weichen Windungen und zwei spitzen Kehren.
Gleichzeitig denke ich an Mütterschrift, wie Nervenstranggeflechte nach außen gekehrt, auf den Oberflächen der Skulpturen.
Gestern schaute ich mir noch mal den Stamm unserer großen Pappel an. Er könnte das Material für eine große Mütterfigur hergeben. Auf ihren Oberflächen der Schmerz, Nervenbahnen aus Schönschrift, und innen der Schwamm, der schon lange den Stamm aushöhlt.
Vorgestern ein Besuch zum Tee. Ich zeigte ein wenig von meiner Arbeit. Wir sprachen über Japan, Zen und Tuschmalerei.
Nach einem Uferspaziergang am Main, sahen wir in den Kammerspielen das Stück einer jungen Autorin. Die Regieästhetik glich einem Videoclip, das Thema schien virtuell zu sein. Es können keine Figuren mit Gefühlstiefen entwickelt werden. Aber in der Tiefe des Netzes treiben die Akteure, wie losgerissene Ballons zwischen den Verknüpfungen der Nervenbahnen.