„Kinder der Sonne“ von Gorki vorgestern im Schauspiel. Ein etwas uneinheitlicher Stil wegen eines Regiewechsels, auch holpriges Zusammenspiel, das aber sicher durch die weiteren Aufführungen geglättet wird. Dann wird die Inszenierung vielleicht bald vergessen sein. Die alltägliche Tragik der Darsteller.
„Alles was gewesen ist, ist auf irgendeine Art zeitlos, ist Gegenwart -: in der Erinnerung.“ Das ist der Schlusssatz aus Tuvina Rübners Autobiografie.
Wir sahen gestern im Kino „Das radikal Böse“ von Stefan Ruzowitzky, eine Kooperation mit dem Zweiten Deutschen Fernsehen. Gemeinsam mit einer Untermalungsmusik zerstückeln unprägnante „Kunstgriffe“ eine stringente Handlung und verhindern eine klare Aussage. Es ist als müsse man dem Zuschauer, der blöd und fern in den Kinosesseln hockt, mit manipulativen Mitteln klarmachen, wie mit manipulativen Mitteln Schulabgänger zu Massenmördern gemacht werden. Das Dokumentarmaterial, wie die Feldpostbriefe werden verramscht und mit Landschaftsaufnahmen zu Kitschpostkarten zusammengestellt. Die so gefärbten und zersplitterten Geschehnisse bleiben in dieser Weise kopfausschaltend und reaktionär, wie Stadelmaier heute „Die Rasenden“ von Karin Beier am Hamburger Schauspielhaus charakterisiert. Man traut dem Team zu, gedrehte Aufnahmen als Dokumentarmaterial, neben den echten Dokumentaraufnahmen, postproduziert zu haben. Mittlerweise ärgere ich mich nicht mehr darüber, den Film angeschaut zu haben, weil ich nun wieder genauer weiß, wie ich an das Fremdarbeitergedenken nicht herangehen darf. Die Skrupel im Umgang mit Originalfotos wachsen, was hoffentlich zu einer ernsthaften und ergebnisreichen Konzentration führen kann.
Wesentlicher, zukunftsweisender und nachzufühlender Gesichtspunkt für mich war das mögliche Neinsagen.