Gestern sahen wir in der Oper den „Messiah“ von Händel in einer szenischen Interpretation eines australischen Regisseurs. Das Ganze kam mir vor wie eine überdimensionierte Weihnachtskrippe mit aktuellem Flüchtlingsbezug. Kitschige Videos verstärkten diesen eindimensionalen Eindruck der Bebilderung. Der Kontrast der feinen musikalischen Darbietung zum matten illustrativen Bühnengeschehen, war eher schmerzhaft. Die kleine Barockorchesterbesetzung musizierte, soweit ich das beurteilen kann, hervorragend, wie auch die Sängerinnen und Sänger mir „farbvollendet“ vorkamen. Aber das Bühnengeschehen hatte etwas von den enttäuschenden Musikvideos zu den Songs von Bob Dylan, die auch völlig flach die Dimensionen auf nur eine Ebene des Textes reduzieren und alle anderen Querverweise übertünchen. Dann doch lieber ein Oratorium in der Eberbacher Basilika, dessen Bilder dann im Kopf entstehen.
Die Buchmalereien von gestern wagten sich langsam in etwas neuere freiere Gefilde. Manchmal verschwindet die gewischte Farbigkeit zugunsten von Abdrücken, Wassersprengseln, Gravitationsschwüngen und ihren Kreuzungspunkten. Und immer öfter bilden alle drei Bilder einen Zusammenhang. Elemente wandern von einem zum anderen Format, werden noch feucht von dem Handballen aufgenommen und durch sanftes Hineindrücken in die andere Komposition, weitergegeben. Vielleicht ist dieser Dreiklang eine Struktur, die noch konsequenter herausgearbeitet werden sollte.