Magdeburg

Aus dem schütteren Niemandsland der Halden, Flüsse, Fähren und dem weiten, mit Starkregensäulen durchsetzten Himmel, gingen wir in die Arena, in der Bob Dylan auftrat. In den letzten Jahren sahen wir 10 Konzerte mit ihm. Diesmal war vieles anders, als in den Auftritten zuvor. Das Set begann in einem sehr reduzierten Bühnenbild, nicht wie üblich, mit „Things Have Changed“ und eine Viertelstunde verspätet, während zuvor jede Show auf die Minute pünktlich begonnen hatte. Der Song war kaum erkennbar. Dylan verschwand fast hinter seinem Klavier, das mit der schwarz abgehängten Rückseite zum Publikum ausgerichtet war. Links daneben stand ein beleuchtetes Mikrofon, das nicht zum Einsatz kam. Es war, als würde man dem Verschwinden einer Figur zusehen, die die Gemeinde auf ihre Abwesenheit vorbereitete. Dies aber geschah mit der Präsenz des Meisters, auf den alle Aufmerksamkeit der Band und des Publikums, wie durch ein Brennglas, energetisch fokussiert war.

Im Geviert des Kreuzganges des Magdeburger Domes fand ich eine alte, rauchige Glasscherbe, deren eine Kante von Hitze gezeichnet, Blasen zeigt. Es kann die Spur des Bombenangriffs auf das Gotteshaus im Zweiten Weltkrieg sein, in dem sämtliche Glasbilder verloren gegangen sind.

Landschaften, auch Bühnenlandschaften und die einer Stadt, verändern sich durch den eigenen Fokus. Leerstellen treten in den Vordergrund, werden zum verbindenden Element einer Reise. Das fällt mir hier im Atelier auf, wo die Aufmerksamkeit zunehmend auf die verlorenen Dinge gerichtet wird.