Looptechnologie

In jedem Frühjahr bekommen meine Pflanzen im Atelier lange Triebe und große Blätter, mit denen sie sich dem zunehmenden Licht entgegenstrecken. Regelmäßig, in kurzen Abständen, sind sie zu wässern, Leitern hinauf, Leitern hinab. Die Rhythmen dieser sehr unterschiedlichen Zeitphasen überlagern sich im Atelier.

Die Barackensequenz bekommt durch die Wiederholung der gegangenen Linien langsam schwarze Flächen. Am Grund des Glases, in das ich immer wieder die Rohrfeder eintauche, wird die Tusche langsam dickflüssiger. Die Räume zwischen den Linien werden durch immer dichter beieinander liegende Striche enger und setzen sich dann zu. Die Zwischenräume werden mit kleinen, schwarzen Aufwerfungen angefüllt. Es fällt mir auf, dass ich mich in diese kleinen Areale tiefer hineinbegeben möchte, will die Feder auf engstem Raum immer wieder hin und her fahren lassen. Die verzweifelten Widerholungen der kleinen Gänge zwischen den Baracken, das zwanghafte Ausschreiten des kleinen Raumes und sich darin verlieren zu können, schafft den Mikrokosmos, der eine meditative Überlebensstrategie der Gefangenen sein kann.

Mit dem Effektgerät der Gitarre habe ich gestern erstmalig die Loopfunktion ausprobiert. Die Bedienung ist zunächst einfach. Schnell überlagern sich mehrere Spuren zu einem Klangteppich. Somit kann ich ganz kleine, leise Sounds zusammenfügen. Es entsteht eine Welt, die die Linienarbeit auf dem Transparentpapier unterstützt und ergänzt. Ich würde mich nicht wundern, wenn die Beschäftigung mit dieser Technologie zu neuen Zeichnungsansätzen führen würde – auch im GPS-Bereich.

Die Zufallsformen der Schelllackeinschlüsse zwischen den Papierschichten interessieren mich zunehmend. Sie sollte ich mit den Hindemithkindern genauer betrachten und Planeten einrichten.