Verbummelt habe ich den Morgen zwar nicht, bin aber etwas später als sonst dran. Von schräg links hinten dringt das Sonnenlicht durch die Scheiben und durch die Pflanzen, die ich nun rauszustellen beginne.
Die Tore knacken, wenn sie am Morgen nach der Nachtkälte warm werden. Die Stimmen der Ringeltauben sind erwacht.
Die Sukkulenten aus Teneriffa, die in kleinen Bonsaischälchen stehen, habe ich beschnitten. Aus den Wunden tritt Wolfsmilch, weiß, klebrig und giftig.
Am Nachmittag wollen wir einen Ausflug nach Bonames machen, wo ein kleiner ehemaliger Flugplatz renaturiert wurde. Man pflanzte Weiden zwischen die Betonplatten, die nun von den Wurzeln angehoben und gänzlich verworfen werden.
Gestern gingen mir weitere Totenbücher durch den Kopf, mit denen ich beginnen könnte. Außerdem liegt neuer Lesestoff auf dem Zeichentisch. Darunter: „Erinnerungsräume, Formen und Wandlungen des Kulturellen Gedächtnisses“ von Aleida Assmann und „Eine winterliche Reise an die Flüsse Donau, Save, Morawa und Drina oder Gerechtigkeit für Serbien“, in dem ich schon öfter herum las.
Immer noch knacken die Rolltore und im Vorwort von Aleida Assmann steckt bereits ein fragmentiertes Doppelportrait von meinem Vater und mir, als Lesezeichen.