Kram

Kram in den Regalen: Papprollen mit Transparentpapierzeichnungen darin, Holzkistchen und eine uralte Böllerpackung, laut Aufschrift 119,5 dB, umweltschonend verpackt, verwitterte Knochenscheiben, mit denen ich Muster in die Buchmalereien presse, Papiertaschetücher, Spitzerabfälle, Zeitungen. Während ich das aufschreibe, wird es ungemütlich, als ob alles zu wackeln beginnt, wie bei einem Erdbeben. Wenn ich aber nur ein farbfleckiges Taschentuch in den Müllsack werfe, oder eine Schachtel zurück in die Regale stelle, die mich vollständig umgeben, den vertrocknete Goldregen im Gärtchen abschneide, beruhigt sich alles wieder. In den Buchmalereien aber, ordnet sich der Seelenkram, der sich außer mir verteilte, findet beim Malen in seine Fächer zurück.

Die Linien des Gustavsburgplatz – Ganges, übertrug ich auf Rolle 10, um sie mit den Zeichengeschehnissen der letzten Tage zu verbinden. Das nähert sich dem Linienmaterial, das ich für geschweißte Wandgitter benötige.

Gestern Vormittag schnitt ich mit der Heckenschere Äste von einer Weide, die ich schon vor zwei Jahren, an ihren Enden zu Kreisen geflochten habe. Zehn von ihnen hängen über den Eingängen der Polsterwerkstatt der Nachbarn und meinem Atelier. Ein überkopf trocknendes Gesträuch, das an einem gespannten, zweckfreien Stahlseil im Wind schaukelt.