Koordinatensystem

Sonntag. Treffen gestern mit Helga im Cafè gegenüber. Am Vormittag hatte ich ihr eine Dokumentation der künstlerischen Überlegungen geschickt. Sie berichtete von zahlreichen Gesprächen und Mailkontakten, in deren Ergebnis sich weitere Hinweise ergaben, in welcher Weise weiter recherchiert werden kann. Aus Justizakten beispielsweise geht hervor, dass eine Bewohnerin des Lagers zu einer Gefängnisstrafe verurteilt worden ist. So ist das Lager also nicht nur als Luftbildaufnahme zu erkennen, sondern war auch „aktenkundlich“ bewohnt. Es wird uns im Verlauf der Arbeit klar, dass das Lager kein isoliertes Phänomen darstellt, sondern Teil eines für uns besonderen geschichtlichen Raumes ist. In Ihm verbinden sich verschiedene Ereignisse zu einem Beziehungsgeflecht. Auch unser gegenwärtiger Standort spielt als Perspektivpunkt, aus dem der Raum betrachtet wird eine Rolle. Nun geht mir die Möglichkeit durch den Kopf, sich, um die verschiedenen Fakten aufeinander beziehen zu können und vielleicht neue Konstellationen zu entdecken, ein Koordinatensystem zu bauen, in dem alles auf einen Blick sichtbar wird. Zunächst wäre eine zweidimensionale Einteilung der geografischen Fläche möglich zu der dann ein zeitlicher Parameter hinzukäme. In diesem Raum können neue Inspirationen über Sichtachsen entstehen, die heute ein Erleben der Vergangenheit möglich machen. Ich muss das mal zeichnen, um mir vorstellen zu können, wie ich die geografische Fläche in die Zeit strecken kann.

Um das Projekt „Schattenboxen“ zu bereichern, möchte ich Filzpappenflächen als Material für Boden, Plafond und Wände mit hinzunehmen. Sie können den Versatzstücken, die in die Boxen geschoben werden, Halt verschaffen. So kommen nun reichhaltigere Möglichkeiten hinzu.