Schon am Tag zuvor hatte ich die Flächen ins Auto geräumt, die ich auf der Saalburg zum Einwalzen mit Druckfarbe benötigte. Ich war bei Schneefall unterwegs, die Sicht war eingeschränkt, die Straßen noch nicht geräumt und die Schilder vom Schneetreiben teilweise zugeweht, so dass ich mich nicht so leicht orientieren konnte. Ein geistig behinderter Dorfbewohner meinte, ich müsse umkehren um zur Saalburg zu kommen, was ich auch auf meinem gefühlsmäßig eingeschlagenen Kurs auch tat. Mit etwas Geduld erreichte ich dann direkt die Einfahrt zum Kastell. Die Performance lief ohne Pannen mit tatkräftiger Unterstützung aller Gäste. Am Nachmittag war ich schon wieder in Frankfurt und legte das entstandene große Format zum Trocknen ins Atelier.
Dort feuchtete ich noch mal das Tonrelief an, das ich in dieser Woche abgießen wollte. Allerdings habe ich zwei Tage die Auszubildenden, für die ich nun auch noch ein neues Programm vorzubereiten habe.
Kein Krähen weit und breit, keine schwarzen Flugbilder oder äugende Beobachter auf den Ahornästen. Helles Braun mit etwas Apricot treibt vom nordwestlichen Himmel heran. Greifvögel kreisten in einem ungewöhnlich großen Schwarm über der Stadt, als wollten sie in der urbanen Abwärmethermik an Höhe gewinnen, um sich dann in einem Gleitflug weit nach Süden abzusetzen.
Einen Text von Juan Carlos Onetti hörte ich gestern auf meiner Heimfahrt vom Taunus in die Stadt. Die Klangcollagen, die sich mit dem traumartigen Text verbanden, entführten meine Erinnerungen in verschiedene Richtungen, mal nach Brasilien, mal in meine Militärzeit in Eisenach. Töne und Text hatten eine große Bildkraft, die viel mit mehrschichtigen Zeichnungen oder Malerei zutun hat. Marschierende Stiefel, graugrüne Soldatenmäntel, gleichmäßig wippende Stahlhelme auf dem Marktplatz der Kleinstadt. Eine pompöse Vereidigung, wir in unserer Verkleidung in der Öffentlichkeit. Ich sprach nicht, bewegte nur tonlos die Lippen in der Kolonne von eintausend Grenzsoldaten, die an eine angebliche Front geschickt werden sollten. An der Südseite des Platzes stand das Museum, in dem ich wenig später die Gläser und Figuren in den Vitrinen zeichnete.