Das Zeichnen alter Rasterportraits ist ein Hilfsmittel, unstrukturierte Erinnerungen in einen Rahmen zu fassen, sie in ein System zu setzen, das sich mit ihnen und durch sie verändert. Dieses System schafft eine Struktur, von der ich glaube, dass sie mich ausmacht. Aber darunter schlummern all die anderen Gefühlsbilder, die zwar keinen Sinn bilden, aber dennoch wirken. Steigt ein solches Bild durch die Beschäftigung mit den Portraits herauf, kann es sich als eine Bedeutungsfigur in die Ordnung einfügen. Diese Begegnungen geschehen allmählich. Langsam lösen sich neue Formen aus dem Nebel.
In meiner Nische im Gärtchen hatte ich gestern am späteren Nachmittag die vielen Ebenen meines Gesträuchs nah vor meinen Augen. Ich sah die verschiedenen, immer wiederkehrenden Bewegungsschleifen der Insekten und ihrer Jäger. Dort, wo sie sich zeitgleich kreuzten, was man aus dem Rhythmus scheinbar voraussagen konnte, machten die Eidechsen Beute. Gleichzeitig dachte ich an Zeichnungen von Gesträuchen, in denen sich mit zunehmender Dichte Figuren manifestieren. Auf den Scherben der Doppelportraits entstanden auf Rolle 6 solche Gesträuche durch Überlagerungen der Scherbenumrisse.
Ich dachte an eine große Figur, die das neue Leinwandgroßformat mit den vielen Einzelheiten dominieren könnte. Im Grafikschrank fand ich dazu einen Farbholzschnitt aus einer Serie von Motiven, deren zusammengesetztes Gesamtbild eine Figur ergeben sollte. Dieser einzelne Probedruck, der noch erhalten ist, stammt vom 29.12. 1983 und trägt den Titel:“ Kassandra- im Hain“.