Humus

Nein, die Mauersegler, deren Anzahl über unserem Viertel sichtbar abgenommen hat, sind es nicht, die mich in diesem Sommer zu emotionalen Höhenflügen inspirieren. Eher sind das die schwebenden Motive auf den Transparentpapieren. Sie entstehen schnell und scheinbar leicht. Ihre durchlässigen Strukturen sind fein und sehen so aus, als würden sie gleich wieder verweht. Man kann lange hinschauen. Ich hoffe, sie verführen dazu, das zu tun.

Zwischendurch, wenn eine der Lackschichten trocknet, kann ich mich um meinen Garten kümmern und immer mehr ausgejätetes Kraut aus den Töpfen in die Erdschicht auf dem Beton pflanzen. Grashalm um Grashalm wurzelt in der humosen Matte. Den Beton begrünen! Ein Motto, das sich mittlerweile auch andere Nachbarn auf die Fahnen geschrieben haben. Ich bin nicht mehr allein.

Musikalische Strukturen für die Motivschichten zu finden, setzt einen Arbeitsprozess voraus, den ich nun erst einmal beginnen muss. Oft spiele ich ein wenig zwischendurch, so wie ich gärtnere und lande dann meistens bei einem Blueschema. Nun sollte ich aber ernsthafter daran gehen und beispielsweise den Looper nutzen. Er ist bestens geeignet, um in Ruhe mehrere Sounds neben- und übereinander zu platzieren. Kann sein, dass sich das Partiturenhafte der Blätter durch die Beschäftigung mit Sounds verstärkt.

Am Abend malte ich mit Maj. Für das erste Blatt nahmen wir uns viel Zeit, das zweite ging schon schneller und das dritte schlossen wir in Windeseile ab. Die Qualität litt darunter nicht.