Von Herrn Holzapfel bin ich nach Rockenberg eingeladen worden, woselbst in einem ehemaligen Zisterzienserkloster eine JVA für Jugendliche eingerichtet worden ist. Sie liegt, wie alle Zisterzienserklöster inmitten einer sehr schönen Landschaft am Rande eines Naturschutzgebietes mit Gewässern Schilf und hügeligem Land.
Wir hatten uns für gestern Nachmittag verabredet. An der Pforte wurde mir dann, bevor ich in einer Schleuse nach Metallgegenständen untersucht worden bin, mein Ausweis abgenommen.
Schon während der Annäherung an das Gebäude erinnerte ich mich an Gerode, das Kloster im Eichsfeld, in dem ich aufwuchs. Diese Erinnerung hielt während der gesamten Führung vom freundlichen Herrn Holzapfel an. Der Justizbeamte zeigt dem Künstler „sein“ Gefängnis. Durch mehrere Höfe mit immer hermetischeren Funktionen gelangten wir in den Bereich, in dem bereits der Feierabend der Häftlinge begonnen hatte. Von innen aus der Nähe erscheinen einem die Mauern noch unbezwingbarer als aus der Entfernung. Kurios erschien mir die leblose Rokokokirche, mit einsturzgefährdeter Orgelempore.
Soweit ich sehen konnte, schlafen die Jugendlichen in Einzelzellen und haben ansonsten einen streng reglementierten Alltag, in dem pro Tag eine Stunde persönliche Freizeit ohne Programm vorgesehen ist. Dieses System kenne ich aus meiner Militärzeit bei den Grenztruppen der Deutschen Demokratischen Republik (Diese letzten drei Worte habe ich seit langer Zeit nicht mehr ausgeschrieben, und es setzt eher gruselige Erinnerungen frei). Die Hermetik des Raumes, der nur nach oben hin offen ist und daher den schönen Herbsthimmel hereinleuchten lässt, hat mich stark berührt, erinnert und alle meine Sinne waren in Aufruhr. Umso größer ist nun mein Wunsch, dort etwas zu machen.